14. November 1929
Kamala, das Wolfskind ist gestorben
Amala und Kamala hielten sich selbst für Wölfe, als sie eines Tages von Mitmenschen im indischen Dschungel aufgespürt wurden. Dann sollten sie zivilisiert werden. Zuerst starb daran Amala, dann Kamala, am 14. November 1929.
Es war ein Idyll. Das Rudel lebte in einem verlassenen Termitenhügel.
Die Eltern hatten eine Höhle hineingegraben, in der war es warm und gemütlich. Tagsüber schliefen sie eng aneinandergekuschelt, nachts verließen sie den Hügel und gingen im Dschungel auf die Jagd. Eines Tags jedoch wurde die Idylle zerstört. Menschen kamen mit Gewehren, schnitten den Hügel auf, erschossen die Eltern und nahmen die Jungen gefangen. Weil: zwei von ihnen nicht Wölfe waren, sondern - Menschenkinder.
Sie wittern Fleisch in einer Distanz von ca. 60 Metern und sehen im Dunkeln.
Die beiden Mädchen, die mit den Wölfen aufgewachsen waren, kamen nun in eine Missionsstation. Und der Leiter der Station, der indische Priester Joseph Singh, schrieb alles, was die Mädchen taten, in ein Tagebuch. Sie seien verängstigt, schrieb Singh, sie würden sich aneinanderklammern. Sie würden nicht aufrecht gehen, sondern auf allen Vieren, und zwar so schnell, dass sie einem Menschen davonlaufen könnten, man müsse sie einsperren.
Das eine Mädchen sei etwa anderthalb Jahre alt, das andere sieben oder acht. Man habe sie Amala und Kamala genannt. Kleidung lehnten die beiden ab, gegessen wurde nur rohes Fleisch und Gras, und kam man ihnen nahe,
dann knurrten sie, kratzten und bissen. Obwohl sie nackt wären, sei ihre Haut unempfindlich gegen Kälte und Hitze, niemand habe sie je frieren oder schwitzen gesehen. Fleisch würden sie auf 60 Meter Entfernung wittern, in stockfinsterer Dunkelheit würden sie ausgezeichnet sehen, und von ihren Augen gehe nachts ein unheimlicher blauer Lichtschein aus, der alle Menschen zu Tode ängstige. Deshalb auch hatten die Einwohner des Dorfes die Missionare zu Hilfe geholt,
sie hatten geglaubt, im Dschungel gingen böse Geister um.
Kirchgang gut, Sprechen schlecht Sprechen - konnten die beiden Kinder nicht. Die Leute auf der Missionsstation versuchten vergeblich, es ihnen beizubringen. Wie überhaupt die Versuche, ihnen die Zivilisation nahezubringen, umsonst waren. Etwas Anderes hingegen zeigte guten Erfolg: Krankheit.
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Warum müssen Menschen erzogen werden?
Grundsätzlich benötigen wir Menschen Erziehung, da wir nicht genügend Instinkte besitzen (nur Instinktreste), die unser Überleben überhaupt sichern können, wie z.B. viele Tiere. Ohne Erziehung sind wir nichts. Sprache, aufrechter Gang und all die anderen Kulturtechniken sind uns nicht angeboren, sondern müssen von uns frühzeitig erlernt werden, sonst fällt uns das Lernen dieser unendlich schwer, Synapsenbildung, bzw. Zellwachstum im Gehirn, wo unser Wissen gespeichtert wird, ist in den ersten Lebensjahren enorm. Hier muss eine Basis an Verhalten geschaffen werden, auf der dann aufgebaut werden kann. Wenn man in den ersten Lebensjahren nicht typisch menschliche Verhaltensweisen oder auch zu wenig an Verhalten und Reizen vermittelt bekommen hat, dann ist unsere Festplatte schon mit "falschen Informationen" belegt und kann nur schlecht wieder umprogrammiert werden.
Deswegen haben Wolfskinder wie Victor, Kamala und Amala oder auch das Mädchen Genie es nach ihrem Auffinden nie mehr richtig gelernt, sich wie "ein Mensch" zu verhalten.
Siehe auch sensible Phasen (nach Montessori) in der Entwicklung ... Quelle:
http://www.gutefrage.net/frage/warum-muessen-menschen-erzogen-werden