Supervision - was ist das?

(C)  Werner Th. Jung

Autor: Werner Th.  Jung , 2001, Supervision - was ist das?, München, GRIN Verlag GmbH,
Inhaltsverzeichnis:

1 Was ist Supervision (Definitionen)?

1.1 Wissenswertes zu dem ursprünglichen Begriff Supervision
1.2 Ziele und Aufgaben von Supervision
1.3 Ziele der Supervision aus der Zeitschrift "Neue Praxis"
2 Methoden und Interventionsformen in der Supervision
3 Organisationsformen der Supervision

3.1 Einzelsupervision
3.1.1 Weitere Vorteile:
3.2 Gruppensupervision
4 Qualifikation zur Supervision - Ausbildung zum Supervisor
5 Geschichtliches der Supervision
6 Kritische Auseinandersetzung mit der Supervision

6.1 Kritik an Literatur zur Supervision
7 TZI und Supervision - Versuch einer Verknüpfung (nach Michaela A. C. Schumacher)
8 TZI in der Gruppensupervision mit LehrerInnen (Michael Eichberger)
9 TZI, Supervision und die Richtlinien der Fachschule für Sozialpädagogik (FSP)
1 Was ist Supervision (Definitionen)?
Da es sehr unterschiedliche und zahlreiche Anwendungsfelder der Supervision, eine spezielle Entstehung der Supervision aus der Berufsausbildung und Berufspraxis, und verschiedenartige, wissenschaftliche - theoretische Perspektiven der Praktiker und Autoren gibt, so ist es nicht verwunderlich, daß es ebenfalls sehr unterschiedliche Definitionen, Theorien, Methoden und Evaluationen bezüglich der Supervision gibt. Dennoch existiert laut Pallasch so etwas wie ein allgemeines und die engen Arbeitsfelder übergreifendes Verständnis von Supervision, das sich entweder in den Definitionen oder in den beschreibenden Auffassungen niederschlägt.

Nennen Sie die Definition zur Supervision von Huppertz (1975)!
* Huppertz (1975): "Supervision ist das Handeln, in dem ein besonders Erfahrener (Supervisor) einem nicht so Erfahrenen (Supervisand) im Rahmen gewisser Vorstellungen und konkreten Umständen (Bedingungen) sowie mit bestimmten Aufgaben (Inhalten) und Maßnahmen (Methoden) in der Absicht einer Veränderung (Wirkung der Supervision) durch regelmäßige Kommunikation zur selbständigen Arbeit verhelfen möchte, und zwar so, daß die weniger Erfahrenen dies als notwendigen Beistand für ihre Arbeit, die sie allerdings selbst verantworten müssen, ansehen!"

Wie definiert Weisbach (1989) die Supervision?
* Weisbach (1989) versteht Supervision als Sonderfall von Beratung: Die Adressaten von Supervision, also die Supervisanden, entstammen allen Bereichen, in denen zwischenmenschliche Beziehungen Gegenstand professionellen Handelns sind. Der Gegenstand von Supervision ist dieses professionelle Handeln in seinen Auswirkungen; dabei können sowohl der Supervisand selbst, als auch sein Klientel (Patient, Ratsuchender, Klient, Schüler etc.) bzw. die Interaktion zwischen beiden, sowie die Institution für die der Supervisand arbeitet, in den Mittelpunkt gerückt werden.

Wie definiert Fengler (1986) die Supervision?
* Fengler (1986): "Supervision ist die Sammelbezeichnung für eine größere Zahl psychosozialer Interventionen, die mit Beratung im Arbeitsfeld, beruflicher Begleitung, Praxisanleitung u.a. zu tun haben, des weiteren ist Supervision die an der Fallarbeit orientierte, fachliche Begleitung und Beratung des Praktikers (Supervisanden) durch den Supervisor, der aus dem gleichen, oder einem anderen Arbeitsfeld stammen kann. Supervision findet einzeln und in Gruppen statt und hat die Aufgabe, die berufliche Kompetenz des Supervisanden zu fördern, zu stärken und seine Psychohygiene zu bewahren. Supervision wird heute als fester Bestandteil psychosozialer Arbeit angesehen".

Welche vier Aspekte sollte eine Supervision nach der Meinung von Pallasch thematisieren?
- Innerseelisches
- Interaktionelles
- Gruppales
- Institutionelles
Darüber hinaus wird das in der Supervisionsarbeit vorherrschende Menschenbild als Bezugskriterium angesprochen, denn ohne Frage spielt der philosophische oder psychologische Hintergrund des Supervisors bzw. des Supervisanden eine entscheidende Rolle.

Wie definiert Pallasch Supervision?
* Pallasch: "Die Supervision ist in erster Linie eine fachliche Beratung und Begleitung eines Supervisanden durch einen Supervisor und zwar (wichtig!!!) - ohne eine formale Bewertung oder Beurteilung. In zweiter Linie ist Supervision auch eine psychologische - oder besser: psychohygienische Instanz für persönliche Sorgen und Probleme des Supervisanden. Supervision versteht sich auch als eine Entlastungsinstanz für berufliche Beschwerden."

Was läßt sich über den ursprünglichen Begriff Supervision sagen?
1.1 Wissenswertes zu dem ursprünglichen Begriff Supervision
Das Wort "Supervision" setzt sich aus dem Lateinischen super (über) und videre (sehen) zusammen und heißt demnach wörtlich übersetzt: Übersicht oder Überschau. Das englische Wort supervision wird

 1.) mit Beaufsichtigung und 2.) mit Aufsicht, Leitung und Kontrolle übersetzt. Das Langenscheidt - Wörterbuch Englisch - Deutsch 1967:
Supervisor = 1.) Aufseher, Inspektor, Kontrolleur 2.) Beamter eines Stadt- oder Kreisverwaltungsvorstandes (zitiert nach Huppertz).

Dieser Kontrollcharakter findet sich allerdings kaum in der heutigen, allgemeinen Sicht von Supervision wieder.

Nennen Sie was Supervision laut Huppertz und der von ihm zitierten Autoren nicht ist!
Supervision ist keine
- Psychotherapie (Bang 1961)
- Kontrolle der geleisteten Arbeit
- Fortbildung in Form von Vorträgen und Belehrungen
- Arbeitsbegleitung ungeschulter oder nicht in casework ausgebildeter Kräfte (Kamphuis 1973) (heutzutage nur noch bedingt richtig).

Wie definiert die DGSV (= deutsche Gesellschaft für Supervision) den Begriff Supervision?
Supervision ist eine Beratungsmethode, die zur Sicherung und Verbesserung der Qualität beruflicher Arbeit eingesetzt wird. Supervision bezieht sich dabei auf psychische, soziale und institutionelle Faktoren. Dabei hat Supervision Szenen, Probleme und Konflikte aus dem beruflichen Alltag zu bearbeiten.
Was wird laut DGSV durch die Supervision unterstützt?
Supervision unterstützt
a) die Entwicklung von Konzepten
b) bei der Begleitung von Strukturveränderungen
c) die Entwicklung der Berufsrolle

Wem oder was nützt Supervision?
- Supervision ist nützlich für den professionellen Umgang mit schwierigen Klienten;
- Der emotionalen Entlastung;
- Der Verbesserung der Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit von Einzelpersonen, Gruppen, Arbeitsteams und Organisationen;
- Der Entwicklung von Konflikt- und Verhandlungsfähigkeit, wenn mehr Arbeitszufriedenheit erreicht werden soll;
- Der Personalentwicklung;
- Der Erweiterung der Wahrnehmungsfähigkeit;
- Der Persönlichkeitsentwicklung.

Wie arbeitet Supervision?
Supervision arbeitet selbstreflexiv, sie instruiert oder schult nicht. Supervision fördert in gemeinsamer Suchbewegung das Lernen von Einzelpersonen, Gruppen, Teams und Organisationen.

Woher stammt Supervision?
Supervision stammt aus der Tradition sozialer Arbeit und hat hier ein wichtiges Betätigungsfeld. Weitere, in den letzten Jahren entstandene Einsatzfelder: Gesundheitswesen, Pädagogik, Wirtschaft, Verwaltung, Dienstleistungsunternehmen und Politik.

Worauf basiert Supervision?
Supervision basiert auf Kenntnissen und Theorien aus Psychologie, Soziologie, Sozialarbeit und Kommunikationswissenschaften.
Wichtiger Merksatz: Supervision reflektiert im beruflichen Alltag den Zusammenhang von handelnder Person, beruflicher Rolle, Organisation und Klientel.
1.2 Ziele und Aufgaben von Supervision

Welche drei Hauptbereiche von Zielsetzungen der Supervision nennt Huppertz (1975) aufgrund vorliegender Konzepte?
1) Kognitive Ziele
2) Handlungskompetenzen als Erweiterung von Fähigkeiten
3) Veränderungen im Einstellungs- und Handlungsbereich.

Was ist laut Strömbach (1975) bzw. laut Caemmerer (1970) das Ziel von Supervision?
Strömbach (1975) formuliert in Anlehnung an Caemmerer (1970): ,,Ziel der Supervision ist:
1) Integration von Wissen und praktisches Tun
2) Entwicklung des methodischen und beruflichen Könnens
3) Entwicklung einer beruflichen Persönlichkeit, Überprüfen von beruflichen Haltungen und Einstellungen
4) Reflexion der eigenen Stellung im Kollegenkreis."

Welche drei Zielsetzungen ordnet Weigand (1979) der Supervision zu?
Weigand (1979) nennt folgende drei Zielsetzungen:
1) Den Supervisanden in seiner Entscheidungsfähigkeit und Willigkeit zu befähigen;
2) ihn zu eigenständigem Handeln zu befähigen;
3) ihn zu befähigen, Problemsituationen wahrzunehmen, zu reflektieren und zu emanzipatorischen Handeln zu gelangen.

Welche drei Grobziele ordnen Plessen und Kaatz (1985) der Supervision zu?
Plessen und Kaatz nennen drei Grobziele:

1) Vermittlung sozialer Fertigkeiten
2) Bewußtmachung und Veränderung von Einstellungen
3) Kontrolle und Korrektur interaktionaler Faktoren

Nennen Sie drei Hauptpraxisfelder der Supervision!
Die drei von Plessen und Kaatz genannten Grobziele werden für folgende drei Hauptpraxisfelder konkretisiert:
1) Supervision im Bereich der Ausbildung. Hauptansatz: Eine erfahrene Person hilft einem Anfänger (Berufsanfänger, Studenten usw.), neue Tätigkeiten zu erlernen
2) Supervision im Bereich der Weiterbildung. Hauptansatz: Auseinandersetzung mit Problemen und Konflikten, die der Supervisand in seiner beruflichen Tätigkeit erlebt.
3) Supervision im Bereich der institutionellen Betreuung eines Arbeitsteams. Hauptansatz: Dem Arbeitsteam soll geholfen werden, zweckmäßiger und effektiver arbeiten zu können.

Welche 17 Zielaspekte der Supervision nennt Pallasch nach Sichtung des entsprechenden Schrifttums?
Pallasch Zielkatalog:
1) Allgemeine Verbesserung der (Praxis -) Arbeit;
2) Erhöhung der beruflichen Kompetenz;
3) Auseinandersetzung mit der beruflichen Rolle;
4) Auseinandersetzung mit den Zielen und Ansprüchen des Arbeitgebers;
5) Auseinandersetzung mit der beruflichen Identität;
6) Auseinandersetzung mit der Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns;
7) Auseinandersetzung mit und Klärung von berufsethischen Fragen;
8) Auseinandersetzung mit beruflichen Perspektiven;
9) Verbesserung der Kooperation mit den Mitarbeitern bzw. Vorgesetzten;
10) Verminderung von persönlichen Problemen durch Psycho- und Sozialhygiene;
11) Möglichkeit zur Regeneration;
12) Auseinandersetzung mit der Loyalitätsfrage;
13) Überprüfung der eigenen Fachkompetenz;
14) Auseinandersetzung mit Macht- und Interessensfragen;
15) Supervision als Lerninstrument;
16) Supervision als Hilfe zur Selbsthilfe;
17) Klärung von Statusfragen;

Was sagt Weigand (1984) bezüglich der Definierbarkeit der Zielsetzung von Supervision?
Das Feld, die Zielsetzungen und die Methodik der Supervision ist kaum eingrenzbar und deswegen nur schwer in gerneralisierendem Sinne zu definieren.
Nennen Sie die zwei übergeordneten Ziele der Supervision wie sie B. Schlummer formuliert!
B. Schlummer1 formuliert folgende Ziele für die Supervision:
1) Qualifizierung der beruflichen Praxis
2) Psychohygiene der Mitarbeiter/innen

Was ist Psychohygiene?
"Psychohygiene = seelische Hygiene: Aufgabenbereich der angewandten Psychologie, der sich auf die Erhaltung und Förderung der seelischen und geistigen Gesundheit erstreckt. Die Aufgabe der Psychohygiene besteht im wesentlichen in der Feststellung der Ursachen seelischer Krankheiten (z.B. Vererbung, soziale, kulturelle Gegebenheiten), in der möglichst frühzeitigen Erfassung psychischer Störungen, um schlimmeren Sekundärfolgen vorzubeugen...2
Im Zusammenhang mit Supervision meint Psychohygiene, daß es um die seelische Entspannung und Relexing und Reinigung negativer Emotionen bezüglich des beruflichen Engagement geht.
Welche vier Einzelziele der Supervision nennt Schlummer?
1) Das Reflexionsvermögen und die berufliche Selbstkontrolle fördern in Bezug auf die Wahrnehmung der eigenen Person, Rolle und Tätigkeit, der institutionellen Gegebenheiten und der Interaktion mit Klienten und Kolleginnen;
2) Das Erlernen, Erkennen, Erschließen und Umsetzen von Handlungskompetenzen und Möglichkeiten unterstützen;
3) Die Konfliktbearbeitung kultivieren und den Umgang mit Diskrepanz Erfahrungen verbessern;
4) Die berufliche Identität und Emanzipation fördern.

1.3 Ziele der Supervision aus der Zeitschrift "Neue Praxis"
Im Folgenden sollen Belege dafür gebracht werden, welche Ziele und Aufgaben von Autoren, die sich mit Supervision befassen, dieser zuschreiben. Hierzu wurde eine nahezu vollständige Analyse der deutschsprachigen Literatur der letzten 20 Jahre durchgeführt.
In welche zwei Gruppen von Absichten läßt sich laut "Neue Praxis" Supervision einteilen?
1) Supervision soll die Tätigkeit des Sozialarbeiters innerhalb eines mikrosozialen Rahmens - casework oder groupwork - verbessern, ohne diesen Rahmen zu transzendieren bzw. in Frage zu stellen.
2) Supervision soll Arbeitsmotivation erhalten, bzw. wiederherstellen. Enttäuschungen, die aus der Arbeitssituation rühren, erklären und abbauen, sowie zum Weitermachen ermutigen.

Nennen Sie Einzelziele, die der Verbesserung der Tätigkeit des Sozialarbeiters dienlich sind!
- Erlerntes wiederzufinden und umzusetzen
- Wissen soll geübt, Können entwickelt und eine berufliche Haltung soll erreicht werden
- Besseres Funktionieren, mehr Selbsterkenntnis, Selbstkontrolle und optimale Handhabung differenzierter, technischer und psychischer Hilfsprozesse
- Kennen und richtige Handhabung der den Hilfeprozeß bestimmenden Faktoren
- Der Supervisor verhilft dem Supervisanden zur Entwicklung und bezieht dabei die Entwicklung des Klienten mit ein.
Welchen Schwerpunkt hat institutionsorientierte Supervision?
Was soll laut C. Haester durch Supervision erreicht werden?
"Supervision soll den Mitarbeitern einer sozialen Institution helfen, die Zwecke und Ziele der Organisation sachgerecht durchzuführen".
- Eine institutionsorientierte Supervision entsteht dort, wo der Arbeitgeber (Institution) der Auftraggeber für Supervision ist. Denn dann
- erwartet der Praxisberater (= Supervisor?), daß der Sozialarbeiter so arbeitet, daß die Grundsätze der Institution und die Arbeitsabsprachen mit Anderen eingehalten werden und die Arbeit dem Wohl der Klienten dient.
Welches Know-how kann Supervision dem Sozialarbeiter vermitteln?
- Integration von Wissen
- Entwicklung praktischen Könnens
- Persönliche emotionale Reifung des Supervisanden, um seine Person im Umgang mit anderen hilfreich einzusetzen;
- Weiterentwicklung in der methodischen Arbeit
- Besseres Verständnis für Klienten
- Verbesserung der Selbstwahrnehmung, um eigene irrationale Haltungen zu erkennen.
Welche methodischen Aspekte der Supervision nennt W. Bäuerle, die dem Sozialarbeiter hilfreich sind?

Für W. Bäuerle ist Supervision eine Methode, die dem Sozialarbeiter (und auch der Erzieherin) hilft:
- aus eigenen Erfahrungen und denen der Dienststelle zu lernen
- neues Wissen und Aspekte in die Arbeit zu integrieren
- Bewußtmachen des Verhältnis zwischen beruflicher Beziehung und der Wirkung der eigenen Person
- Verhinderung von Verengung und Fehlreaktionen
- Sicherung der positiven Fähigkeiten
- Lösung schwieriger, fachlicher Probleme
- Einsicht, Kritik und Würdigung der beruflichen Haltung und Handlung
- Vergrößerung der persönlichen und fachlichen Sicherheit
- Verhinderung des langsamen Verlustes von Wissen und Fähigkeiten
- Erhaltung eines zeitgemäßen Wissenstandes
- Vergrößerung und Verbesserung des Wissens und Umgang mit eigenen Fähigkeiten und Schwächen.

Wie bringt Bäuerle Supervision und Prüfung in Zusammenhang?
Supervision ist laut Bäuerle ebenfalls
- Instrument der Leistungsprüfung;
- Einzige bekannte Methode zur Prüfung der Angemessenheit und Qualität der von Fachkräften geleisteten innmateriellen Hilfen.
Was hat Supervision mit der Verhinderung von Frustration und Resignation in sozialen Berufen zu tun?
Welche Aspekte nennen G. Melzer und C. Haester bezüglich Supervision als "Gegenmittel" von Frustration und Resignation in sozialen Berufen?
Nach G. Melzer ist Praxisberatung notwendig zur:
- Verhinderung von Frustrierung von Berufsanfängern durch konservative Praxis und Widerstände, damit nicht weiterhin ein wertvolles Potential an helfenden Persönlichkeiten verloren geht;
- Ermöglichung, den inneren und äußeren Druck der Praxis zu ertragen und zu nutzen.
C. Haester fordert bezüglich der Verhinderung von Frustration und Resignation folgende

Ziele der Supervision:
- Stärkung der Ich - Kräfte des Supervisanden;
- Stützungsfunktion der Supervision in Zeiten der Entmutigung;
- Dem berechtigten Anlehnungsbedürfnis des Supervisanden entgegenkommen;
- Freiheit des Supervisanden ohne Angst, die Gefühle äußern zu dürfen;
- Halten des emotionalen Gleichgewichtes.

Wie erörtert W. Bäuerle die Stabilisierungs- und Ermutigungsfunktion der Supervision?
- Verhinderung der Reduktion von psychischer Belastbarkeit schon im mittleren Berufsalter;
- Verhinderung der Entstehung von Resignation und Vorurteilen als Folge menschlicher Überforderung;
- Verhinderung der Bildung einer autoritären Charakterstruktur und die Neigung zu repressiven Verhalten als Folge beruflicher Enttäuschung;
- Verhinderung des inneren Rückzuges von allen Menschen und menschlichen Problemen als Schutzmaßnahme, die dem Klienten helfen sollen (ohne dabei eine eigene Hilfe zu erfahren), die sich als schwierige Persönlichkeit in oftmals hoffnungslosen Situationen befinden, und wo der Supervisand in seiner Funktion als Sozialarbeiter gesellschaftskonforme Lösungen aufgrund der Vorstellung des Arbeitgebers finden soll.
Welche Kritiken formuliert Huppertz an den Zielen der Supervision?
- Viele Leerformeln (bzw. sehr wenig aussagende Formulierungen z.B.: Stärkung der Ich- Kräfte).
- Leerformeln schließen kaum eine Interpretationsmöglichkeit aus.
- Ziele formulieren kaum konkrete Handlungsanweisungen für den Supervisor und den Supervisanden
- Geringe Überprüfbarkeit der wenigen Handlungsanweisungen bezüglich ihrer Wirksamkeit
- Diffuse Formulierung von Zielen
- Tendenz zur Betonung stabilisierender und institutionsabhängiger und -konformer Aspekte
- Geringe begriffliche Klarheit
- Huppertz meint zu erkennen, daß neben den Supervisionsautoren auch Praktiker der Sozialarbeit in der Supervision hauptsächlich ein Mittel zu Stabilisierung der casework - Orientierung (Einzelfallhilfe) und zur Sicherung der beruflichen Identität sehen.
Merksatz: Derzeitig existierende Supervision stärkte berufspolitische Überzeugungen und die Professionalisierung der Sozialarbeiterrolle.

2. Methoden und Interventionsformen in der Supervision
Ähnlich wie bei den Therapien gibt es bei der Supervision verschiedene, psychologische Methoden und Modelle als Grundlage.
Welche psychologischen Basismethoden und Modelle der Supervision nennt B. Schlummer?
- Kommunikationstheorien (z.B. Wazlawick, Rogers, Schulz, von Thun)
- Psychoanalyse (z.B. Balient - Arbeit)
- Gestalttherapie
- Psychodrama
- Transaktionsanalyse
- Themenzentrierte Interaktion (TZI)
- Gruppendynamik
- Verhaltenstherapie
- Systemische Verhaltenstherapie
- Körpertherapien
- Neurolinguistische Programmierung (NLP)

Nach B. Schlummer gibt es kaum Untersuchungen über die spezifischen Wirkungsweisen der einzelnen Verfahren im Zusammenhang von Supervision. Schlummer meint aufgrund ihrer Gespräche mit Supervisorinnen, daß die Person und Authentizität der Supervisorin sowie eine vertrauensvolle Beziehung von besonderer Bedeutung sind, und die Methode eine nebengeordnete Rolle spielt.

Was formuliert Fengler bezüglich der Grundlage von Supervision?
Fenglers Vorgabe lautet: "Grundlage der Supervision ist in der Regel eine bestimmte Theorie oder ein bestimmtes Paradigma, die oder das Aussagen über das Verhalten von Menschen in bestimmten Lebensumständen und in bestimmten Institutionen macht". (1986, S. 261)

Welche Unterscheidungen bezüglich der theoretischen Orientierungen von Supervision können laut Pallasch gemacht werden?
1) Psychoanalytisch orientierte Supervision
- Eigenständige psychoanalytische Supervision für den Therapeuten
- Balient - Gruppe (hier werden die unbewußten Gefühle, Motive und Impulse des Supervisanden seiner Zielgruppe gegenüber verdeutlicht)
- TZI (Pallasch ordnet - anders als Schlummer - TZI der psychoanalytisch orientierten Supervision zu)
1) Gruppendynamische Supervision
- Von Bedeutung sind hier die gruppenspezifischen Phänomene (Kohäsion, Wir - Gefühl, Machtkämpfe) und die Phasen des Gruppenprozesses: Forming - Storming - Norming - Performing.
Die Gruppenphänomene bzw. Phasen sollen in Einklang mit der Bearbeitung sachlicher Ziele gebracht werden. Nach Nellessen (1990) ist die gruppendynamische Supervision eine notwendige Ergänzung zum biographisch - persönlichkeitspsychologischen Zugang zur Supervision. Hier werden die interaktionellen - gruppalen - institutionellen Aspekte hervorgehoben.

1) Klientenzentrierte - bzw. personenzentrierte Supervision

In Anlehnung an Karl Rogers persönlichkeitstheoretischen Vorstellungen und seiner daraus resultierenden Gesprächspsychotherapie: Aktualisierungstendenz - Therapeutenvariablen: Empathie, Kongruenz und Aktzeptanz.

2) Psychodramatische Supervision

Szenen aus der Realität werden nachgespielt, damit psychologische bzw. psychische Phänomene sichtbar gemacht werden. Diese können über verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten bearbeitet werden.

3) Gestalttherapeutische Supervision

Im Unterschied zu anderen Ansätzen ist der Gestaltansatz in der Supervision methodisch sehr breit und weit angelegt. Kernaspekt: Der Annahme folgend, daß jeder Eindruck nach Ausdruck verlangt, werden durch die unterschiedlichsten methodischen Interventions-techniken, die psychischen Phänomene (Angst, Blockierungen, bestimmte Reaktionsweisen) verbal und nonverbal in übersteigerter Form sichtbar gemacht. Das Ausagieren (zum Ausdruck bringen) der inneren Befindlichkeiten (gespeicherte Eindrücke) bewirkt kathartische3 Effekte.

4) Transaktionsanalytische Supervision

Aus der Freudschen Dreiteilung der menschlichen Psyche in Über - Ich, Ich und Es wurde in der Transaktionsanalyse das Eltern - Ich, das Erwachsenen - Ich und das Kind - Ich als Analyse bzw. Arbeitsraster entwickelt. Zwischen diesen Instanzen spielen sich unbewußt und vorbewußt die Beziehungen zwischen den Interaktionspartnern ab. Die jeweils ausgesendeten Botschaften werden unter dieser Konfiguration untersucht und transparent gemacht.

5) Organisationstheoretische Supervision

Thematisiert werden die Einbindungen der Personen in institutionalisierten Hierarchien. An Interrollen- und Intrarollenkonflikten werden die Belastungen und Probleme deutlich. Es können aber ebenso die Bedürfnisse, die Erwartungen und die Vorstellungen artikuliert und aufgearbeitet werden. Ein besonderes Beispiel hierfür ist das Organisationslernen - "... dies ist der Prozeß, durch den eine Organisation neues Wissen, Werkzeuge, Verhaltensweisen und Wertmaßstäbe erhält und gebraucht, und zwar auf allen Stufen: Dem Einzelnen, der Gruppe und dem System" (Fatzer, 1990).

6) Systemtheoretische Supervision

Die in sozialen Gefügen vorhandenen Abhängigkeiten und Steuerungsmechanismen werden analysiert. Besondere Form: Systemische Supervision.
Soziale Gruppen gehorchen - so wie auch andere lebende Systeme - dem dynamischen Prinzip der Selbstorganisation. Grundlegend ist, daß jede Störung innerhalb eines Systems - aus der Perspektive des Systems betrachtet - immer eine positive Funktion für das Selbe besitzt und somit systemstabilisierend ist (Prinzip der Selbstorganisation bzw. - Kleinregulation). Soll die Störung - aus der Sicht eines Teilhabers innerhalb des Systems eliminiert werden, dann muß die positive (systemstabilisierende Funktion) herausgearbeitet werden, um sie einer anderen (nämlich aus der Perspektive des Systems), positiven Bewertung zuzuführen. Die positive Bewertung bzw. die positive Annahme - wiederum aus der Sicht eines Teilhabers - innerhalb des Systems, läßt automatisch andere Reaktionen oder Verhaltensweisen zu, die ihrerseits wiederum an der Störung beteiligten Variablen verändern, und somit die Störung eliminieren (Störung bewirkt und verursacht Reaktionen des Systems zur eigenen Stärkung)4.

7) Verhaltenstherapeutische Supervision

Die hier angewandten Methoden beziehen sich auf Verhaltensanalysen bzw. Verhaltensmodifikation. Fragen nach den Verstärkerprogrammen oder nach den Konsequenzen nehmen breiten Raum ein. Grundlage vieler dieser Ansätze ist die Annahme, daß jedes Verhalten im Laufe der Sozialisation einmal ge- bzw. erlernt worden ist. Ein solches erlerntes Verhalten kann auch wieder - über eine systematische Anleitung - verlernt (genauer: vernachlässigt) werden.


8) Supervision nach dem Verfahren der Urteilsbildung (nach Erkenntnislehre Rudolph Steiners)

Bei dieser Supervision wird von einer relativen Offenheit ausgegangen, mit dem Ziel der Entwicklung des Supervisanden. Der Supervisor ist ihm auf diesem Weg fachlicher Begleiter und Förderer von Denkprozessen. Er muß erkennen können, wo der Supervisand in seinen Denkschritten steht und ihm aufgrund seines Urteils helfen, diese Denkschritte zu vollziehen. Der Supervisor muß diesen Weg mit dem Supervisanden ebenfalls gemeinsam gehen. So wird der Lernprozeß zu einem gegenseitigen Geben und Nehmen, an dem sich beide entwickeln.

9) Supervision in Form von Microteaching

Ausgehend von einzelnen Sequenzen (Microeinheiten) eines Unterrichtsgeschehens werden methodische Fertigkeiten und soziale Verhaltensweisen "microskopisch" analysiert und auf ihre Wirkungen hin überprüft. Durch Übungen in Minieinheiten können einzelne Fertigkeiten eingeschliffen werden, die dann in das Gesamtverhalten des Lehrenden integriert werden müssen. Neuere Ansätze verzichten auf einen vorgegebenen Katalog standardisierter Fertigkeiten, vielmehr überlassen sie die Auswahl dem Supervisanden, der nach eigenen pädagogischen Zielsetzungen entscheidet (Strehlow, 1978). Das microanalytische Verfahren - ursprünglich nur für die schulische Unterrichtsarbeit entwickelt - kann ohne Probleme für andere pädagogische Arbeitsfelder übernommen werden; es ändern sich lediglich die Inhalte und Ziele.

Welche elf Methoden bzw. Interventionsformen der Supervision nennt Pallasch?
1) Psychoanalytisch orientierte Supervision (Walindgruppe, TZI)
2) Gruppendynamische Supervision
3) Klientenzentrierte bzw. personenzentrierte Supervision
4) Psychodramatische Supervision
5) Gestalttherapeutische Supervision
6) Transaktionsanalytische Supervision
7) Organisationstheoretische Supervision
8) Systemtheoretische (z.B. systemische) Supervision
9) Verhaltenstherapeutische Supervision
10) Supervision nach dem Verfahren der Urteilsbildung (Rudolph Steiner)
11) Supervision in Form von Microteaching

Merksatz zur Methodendiskussion nach Pallasch:
Das zu bearbeitende Problem hat sich nicht einer bestimmten Methode unterzuordnen, sondern die Methode hat sich auszurichten! Nicht die Methode bestimmt das Problem, sondern das Problem bestimmt die Methode.

Nennen Sie Gesichtspunkte, nach denen die Methodenauswahl in der Supervision geschehen kann!
1) Der jeweilige Ansatz einer theoretischen Ausrichtung, d. h. die vorfindbare Praxis legt ein bestimmtes, methodisches Grundsetting nahe.
2) Die Zielformulierung für das Praxisfeld, die sich aus der Problemlage ergibt bzw. aus den Wünschen und Bedürfnissen der Supervisanden ableiten läßt;
3) Die Zumutbarkeit der Methoden für die Supervisanden, d.h. welches methodische Vorgehen ist vertraut, bzw. nicht vertraut.
4) Die Praktikabilität im konkreten Arbeitsfeld, d.h. wie kann die Praxis in die Supervision eingebracht werden.

3 Organisationsformen der Supervision
Es wird unterschieden zwischen
- Einzelsupervision
- Gruppensupervision
- Teamsupervision/Teamberatung (B. Schlummer)
- Organisationsentwicklung/Institutionsberatung/Organisationsberatung (B. Schlummer)

Welche Organisationsformen der Supervision nennt Pühl darüber hinaus?
- Gruppensupervision
1) externe berufhomogene Gruppen

2) externe heterogene Gruppen
3) interne homogene Gruppen
- institutionelle Supervision
- kollegiale Gruppensupervision (Eigenverantwortung, wechselnder Leiter)
Welchen Anwendungsbereichen ordnet Pallasch die Supervisionsformen zu?
1) Ausbildungssupervision
2) Fort- und Weiterbildungssupervision
3) Berufsbegleitende Supervision
4) Institutionelle Supervision
5) Lehrsupervision
Welche Supervisions- Organisationsformen nennt Huppertz?
- Konventionelle Individual- Supervision
- Gruppensupervision durch einen Supervisor
- Supervision durch die Kollegengruppe (Peer Group Supervision)

Was ist eine Peer Group?
Peer Group: Bezeichnung für eine Gruppe von etwa gleichaltrigen Jugendlichen, die den in der Familie eingeleiteten Sozialisationsprozeß fortsetzt, indem sie weitere Möglichkeiten sozialer Orientierung vermittelt und hilft, kindliche Abhängigkeitsverhältnisse von den Eltern aufzulösen. Andererseits unterwirft sie den Einzelnen einer altersspezifischen "Subkultur", die häufig durch eine streng kontrollierte, innere Gruppenkonformität und oft auch eine überspitzte Gegnerschaft zur erwachsenen Gesellschaft gekennzeichnet ist.5
Peer - Group = (engl. "gleichrangige, gleichartige Gruppen"), Bezeichnung für die Gruppen gleichaltriger Kinder und Jugendlicher, die sich spontan bilden und von großer Bedeutung für die Sozialisation sind; sie können sich zu eigenständigen Subkulturen entwickeln. 6
peer = ... gleichgestellte, ebenbürtige7

3.1 Einzelsupervision
Hierbei handelt es sich um eine dyadische8 Beziehung zwischen Supervisor und Supervisand. Oft geht es in der Einzel - Supervision um Rollenberatung, die die Kompetenz des Supervisanden stärken soll, damit er seine Rolle und Aufgabe autonomer gestalten kann (vgl. Pühl, 1990, S. 206). Pühl konstatiert, daß bei Supervision von Lehrern das Setting die isolierte Situation des Lehrers widerspiegelt. Dies gilt besonders für Berufe, in deren beruflicher Sozialisation keine Reflexionskultur etabliert wurde. Einzelsupervision bietet die Möglichkeit, in einem vertrauensvollen Rahmen, die eigenen Anteile an den Beziehungskonstellationen zu den Schülern, den Kollegen, dem Schulleiter und zu den, nicht zu vergessenden Eltern zu bearbeiten.
Was bedeutet es, wenn in der Lehrersupervision davon die Rede ist, daß hier zwei Kinder bedeutend sind?
In der Lehrersupervision sind nach Bernfeld zwei Kinder bedeutend:
a) Das konkrete Kind in der Klasse
b) Das verdrängte Kind im Supervisanden
Pühl meint, daß Fallberichte über Kinder, die der Lehrer (Supervisand) als problematisch, schwierig und unerreichbar erlebt, eine Wurzel in der eigenen Geschichte hat. Einzelsupervision kann hier wieder einen Zugang zu den verschütteten eigenen Anteilen an Wut, Trauer, heimlicher Freude usw. herstellen. Dadurch kann sich die Wahrnehmung des Supervisanden verändern, und/oder das Verhalten des konkreten Kindes in der Klasse kann sich ändern. Pühl meint, daß sich fast immer die Einstellung des Lehrers ändert, denn durch den neuen, inneren Zugang kann er sich aus der unbewußten Verstrickung mit dem Schüler lösen.

Welche Vorteile nennt Pallasch bezüglich der Einzelsupervision?
- Aufbau eines engen und persönlich vertrauten Verhältnisses
- Supervisor kann besser auf individuelle Bedürfnisse und Wünsche des Supervisanden eingehen
- Supervisionsthematik kann intensiver und personenzentrierter bearbeitet werden;
- Die durch die Übertragung in der Supervision erarbeiteten Gedanken und Strategien in der Praxis gemachten Erfahrung kann sofort und direkt wieder vom Supervisor aufgegriffen werden;
- Psychohygienische Aspekte können intensiv und kontrolliert behandelt werden;
- Der dyadische Dialog in der Einzelsupervision bedingt eine besonders intime und fachliche Auseinandersetzung.

3.1.1 Weitere Vorteile:
Für die Einzelsupervision ist die Anwendung der Therapeutenvariablen nach Carl Bogers eher und optimal möglich, der Supervisor kann optimal auf die Bedürfnisse des Supervisanden eingehen.
Welche Nachteile bzw. Gefahren beinhaltet die Einzelsupervision?
Pallasch:
- Vertraute Nähe läßt eventuell die notwendige Distanz zum Thema und Person vermissen;
- Wechselseitige emotionale Abhängigkeit (Supervisor geniest positive Position und Verhältnis als Bestätigung seiner Arbeit, der Supervisand begibt sich in eine Abhängigkeit um Anerkennung und Schutz zu erhalten)
Nachteile nach Huppertz:
- Leichtes Abgleiten in die Therapie möglich "Die Hinweise auf die Gefahren einer "kleinen Therapie" beziehungsweise des "caseworker" wurden nicht ohne Grund immer dringlicher und so war es nur konsequent, daß auch andere Formen, als die der Individualbeziehung, für die Supervision reflektiert wurden."
Nachteile der Einzelsupervision in Anlehnung des Nachteils der Einzelberatung (nach Professor Raatz):
- Einzelsupervision ist genau wie die Einzelberatung sehr unökonomisch, da ein hoher Zeit- und Kapazitätsaufwand für den einen Supervisanden aufgebracht wird.
3.2 Gruppensupervision

Wie definiert der DGSV Gruppensupervision?
Gruppensupervision = verschiedene Personen kommen hier nur zum Zweck der Supervision zusammen sie kommen entweder aus gleichen, ähnlichen oder ganz unterschiedlichen Beruflichen Rollen und Funktionen. Die Gruppenmitglieder arbeiten nicht gemeinsam in einem Institutionellen Rahmen. Ausnahme Gruppensupervision in Aus- und Fortbildung (der DGSV unterscheidet also offensichtlich Gruppensupervision und Teamsupervision).
Wie erörtert B. Schlummer die Gruppensupervision?
In Gruppensupervision werden sowohl die einzelnen Praxisprobleme, als auch die jeweiligen Verhaltensweisen in der Gruppe bearbeitet und reflektiert; außerdem wird nach der Übertragbarkeit in die Praxis gefragt. Die Gruppensupervision ermöglicht es verstärkt ein "Thema" aus unterschiedlichen Sichtweisen zu betrachten. Neben dem "Falleinbringer" lernen alle aus und an diesem Fall.

Wie erörtert Pühl die Gruppensupervision?
1) Externe berufshomogene Gruppen: Hier nehmen nur Lehrer (Supervisanden) teil, die an verschiedenen Schulen arbeiten. Die Supervisanden bezahlen selbst diese Supervision. Vorteil und Problem zugleich ist, daß die Beteiligten schnell zu Übereinkünften darüber kommen, wie es in der Schule läuft und warum es so ist, wie es ist.
2) Externe heterogene Gruppen: Lehrer und andere helfende Berufe, die nicht institutionell zusammenarbeiten, bilden die Gruppe. Nachteil für die Lehrer: Die Nicht - Lehrer - Supervisanden verstehen oftmals die Lehrer nicht, diese bekommen oft unverarbeitete Schulreste ab. Vorteil: Chance über den eigenen Tellerrand zu schauen.
3) Interne homogene Gruppen: An der Supervision nehmen nur Lehrer (Supervisanden) einer Arbeitsstelle (Schule) teil, die entsprechende Schule oder Lehrerfortbildungsstelle bezahlt die Supervision. In Duisburg gibt es z.B. auch ein Angebot des Schulpsychologischen Dienstes.
Gruppensupervision kann besonders bei Lehrern dazu führen, daß die Isolation und Vereinzelung sich langsam abbaut und die Supervisanden im Laufe der Zeit mutiger werden, die verdrängten und schambesetzten Seiten auch im Kollegenkreis anzusprechen. Gruppensupervision beinhaltet die Chance, sinnliche Erfahrung im Umgang mit Gruppen zu erleben und zu verstehen, die Gruppendimension scheint ganz elementar, weil in der Schule immer wieder an die Bedeutung der Klassengemeinschaft für die Schüler apelliert wird.
Welche Arten von Gruppensupervision nennt Pallasch?
- Geleitete Gruppensupervision (Gruppe wird durch den Supervisor supervidiert)
- Ungeleitete Supervision (Supervisionsgruppe ohne formalen Supervisor, geschlossene Arbeitsgruppe, Peer - Group Supervision)
- Homogene Gruppensupervision (Teilnehmer gehören einem gleichen Arbeitsfeld an)
- Heterogene Supervisionsgruppe (Teilnehmen gehören unterschiedlichen Arbeitsfeldern an)
- Themensupervision - da es nicht nur um sachliche Aspekte (Inhaltsebene), sondern auch um Teamfähigkeit (Beziehungsebene) in psychosozialen Einrichtungen geht, bietet sich diese Form als eine besondere Möglichkeit für die Aufarbeitung von Konflikten, bzw. für die Auseinandersetzung mit zwischenmenschlichen Problemen an.
- Intervision ( = kollegiale Supervision) Arbeitsteams, die die Supervision in Eigenverantwortung selbst übernehmen. Unter wechselnder Leitung eines Kollegen aus dem eigenen Team wird supervisierende Arbeit geleistet.
Desweiteren wird noch von externer und interner Supervision gesprochen, das heißt, daß der Supervisor bei der internen Supervision vom Fach ist und möglicherweise aus der eigenen großen Organisation kommt.

Welche Anwendungsbereiche nennt Pallasch denen er die Gruppensupervisionsformen zuordnet?
1) Ausbildungssupervision
2) Fort- und Weiterbildungssupervision
3) Berufsbegleitende Supervision
4) Institutionelle Supervision (diese Form bezieht sich nur auf eine Institution oder einen Bereich einer Institution)
5) Lehrsupervision (Lehrgang eines künftigen Supervisors)
Welche Vorteile nennt Pallasch bezüglich der Gruppensupervision?
Die Gruppensupervision hat den Vorteil, daß durch die vielen Teilnehmer (meistens Kollegen des gleichen Arbeitsfeldes) eine bestimmte Vielfalt und Vielschichtigkeit gegeben ist, die unterschiedliche Gesichtspunkte hervorbringen läßt. Unterschiedliche Erfahrungen aus einem gleichen Arbeitsfeld können ausgetauscht werden. Eine gegenseitige Stützung durch mehrere Einzelne, oder durch die gesamte Gruppe, kann für die praktische Umsetzung neuer Ideen fördernd wirken. Desgleichen kann gegenüber der Einzelsupervision die methodische Vielfalt bei der Gruppensupervision größer sein.
Welche Vorteile nennt Huppertz bezüglich der Gruppensupervison?
- Der Konflikt, den der Supervisand mit anderen hat und in der Gruppensupervision bearbeiten möchte, kann durch die Reaktion der Gruppe sichtbarer und in der Gruppe zum erlebbaren Vorgang gemacht werden. Die Bearbeitung der Problematik auf rationaler Ebene ist dann leichter möglich.
- Zugehörigkeit zu einer Gruppe kann dem einzelnen Supervisanden einen notwendigen inneren Schutz bieten, vor der häufig herantretenden Forderung, sich erneut in eine Lernsituation zu begeben.
- Längere emotionale Entspannungspausen sind möglich, da der Einzelne nur in größeren Abständen eigene Fälle einbringen muß.
- Gruppensupervision kann eher geeignet sein, den Sozialarbeiter " frei zu sprechen". Die Erkenntnis, daß die anderen Gruppenmitglieder ähnliche Probleme haben, wie man selbst, kann "schuldentlastend" gerade auf Sozialarbeiter wirken, die zur Selbstüberforderung neigen.

Wie definiert Huppertz die Supervision durch die Kollegengruppe (Peer - Group - Supervision)?
Peer Group Supervision = hier treffen sich die Mitglieder der sozialen Dienste in Gruppen, um ihre beruflichen Probleme zu besprechen. Die Position des Praxisberaters (Supervisors) ist dabei abgeschafft. Die Gruppen unter Leitung der Sozialarbeiter üben die traditionelle Funktion des Praxisberaters miteinander aus.
Welche Charakteristiken der Peer - Group - Supervision nennt Huppertz?
- Bei der Supervision durch die Kollegengruppe wird vom einzelnen Sozialarbeiter (Supervisanden) größere Eigenverantwortung im Lernprozeß verlangt.
- Teilnehmer übernehmen lernende und lehrende Funktion.
- In der Individualsupervison kommt es vor, daß die Beziehungen zwischen Supervisor und Sozialarbeiter für berufliche Schwierigkeiten verantwortlich gemacht werden. Beim Gruppenverfahren liegt die Verantwortung für die eigene Leistung eindeutig beim Sozialarbeiter.
- In der Peer - Group - Supervision können die einzelnen Erfahrungen der Teilnehmer fruchtbringend für die jeweiligen anderen Teilnehmer sein, Spezialwissen kann ausgetauscht werden.
- Die verschiedenen Erfahrungen und Wahrnehmungsmöglichkeiten der anderen Teilnehmer können mehr herausfinden als der einzelne Supervisor.
- Das Gruppenverfahren ermöglicht eine bessere Würdigung der Arbeitsbereich der Kollegen.
- Die berufliche Position des Einzelnen ist dabei niemals von der Kompetenz eines Einzelnen abhängig.
- Zwischenmenschliche Schwierigkeiten, die im Dienst entstehen, können eher gelöst werden.
Huppertz meint, daß die Vorteile der Peer Group Supervision gegenüber den Nachteilen der Individualsupervision und der Supervisoren geleiteten Gruppensupervison stehen.

4 Qualifikation zur Supervision - Ausbildung zum Supervisor
Warum ist für die Supervision eine eigene Ausbildung notwendig, und was soll durch diese erreicht werden?
Melzer: Der Praxisberater (Supervisor) ist in vielen Fällen zugleich Vorgesetzter der Sozialarbeiter und ihr Berater. In seiner Schlüsselposition übt er beurteilende und didaktische Funktionen aus, daher benötigt er eine zusätzliche Ausbildung.
Was soll die Ausbildung zum Supervisor vermitteln?
- Professionalisierung des Supervisanden und Supervisors
- Supervisor braucht detailierte Kenntnisse über die Verwaltungsstruktur und die Fähigkeit mit ihr umgehen zu können.
- Höhere Effektivität durch Ausbildung in den Bereichen Leitung, Beratung, Lehre und Auswertung.
- Befähigung des Supervisors zur Ausübung der heterogenen und interrollenkonfligierenden Funktionen.
Wer kann zum Supervisor ausgebildet werden (menschliche und formale Voraussetzungen)?
Menschliche Voraussetzungen: Die Eigenschaften zum Supervisor müssen in der Person des Lernenden und Auszubildenden Supervisors bereits angelegt sein, da sie während der Ausbildung nur gefördert nicht begründet werden können. Supervisor kann für die Supervision von sozialen Berufen nur ein Sozialarbeiter sein, dessen Geschick und Kompetenz sich an zahlreichen Behandlungsfällen erwiesen hat. Die Akademie für Jugendfragen in Münster verlangt, daß ein Bewerber, der Supervisor werden will, eine Eignung für seine zukünftige Supervisorentätigkeit von einem anderen Supervisor bestätigt bekommt. Weitere Beschreibungen der Autoren über charakterliche Stärke, menschliche Befähigung sind zu verschwommen um sie hier zu nennen.
Formale Voraussetzungen: Die Voraussetzungen bei den unterschiedlichen Institutionen und Ausbildungseinrichtungen zur Supervision ähneln sich, es gibt kleinere Unterschiede:
- Abgeschlossene Ausbildung als Sozialarbeiter/Sozialpädagoge/Diplom Pädagoge oder ähnliches
- Mehrjährige Berufserfahrung (Kassel: mind. 3 Jahre im Bereich der sozialen Arbeit)
- Vorherige Berufsbegleitende Fortbildungen
- 20 - 40 Supervisionssitzungen
Wie verläuft die Supervisiorenausbildung?
Die Angaben der unterschiedlichen Institute sind unterschiedlich, z.B. bildet die Gesamthochschule Kassel in zwei Formen aus, entweder vollzeitlich im Laufe von vier Semestern. Hier wird theoretisches Grundlagenwissen vermittelt, Analyse der beruflichen Erfahrungen und Erwartungen und parallel während der Ausbildung wird der Auszubildende selbst supervidiert und gibt auch Lehrsupervison.

5 Geschichtliches der Supervision
Die ursprüngliche Supervision ist in den Vereinigten Staaten schon im 19. Jahrhundert entstanden. In den 20er Jahren dieses Jahrhunderts erfuhr sie im Rahmen des caseworking eine gewisse Professionalisierung. Bis zum heutigen Tag hat allerdings die amerikanische Supervision sehr viel mit dem institutionellen Interesse, die Sozialarbeiter zu kontrollieren, gemein. Neben der sozialarbeiterischen Tradition ist Psychoanalyse konstitutiv für Supervision.

Stellen Sie  die Supervisionsentwicklung in Deutschland  dar!
Die eigentliche Entwicklung in Deutschland begann nach dem 2. Weltkrieg. Es lassen sich drei Phasen unterteilen:
1. Phase (50er und 60er Jahre) = Pionierphase. Hier ging es darum ausländische Modelle zu kopieren und zu propagieren.
2. Phase (70er Jahre) Parallel zur reformpolitischen Ära setzte die Expansionsphase der Supervision ein. In den Bereichen der sozial- und therapeutischen Arbeit wurde Supervision Teilfunktion. Dadurch stieg die Nachfrage nach Supervision, die Diskussion in der Fachöffentlichkeit wurde intensiviert und politisiert. Bedarf an qualifizierten Supervisoren führte zu einem Boom.
3. Phase (Ende der 70er Jahre) Die Expansion der Nachfrage und des Fortbildungssektors scheint abgeschlossen. In der Literatur werden, vor allem auch Dank der Zeitschrift "Supervision", höher spezialisierte Fragestellungen behandelt. Gelegentlich wird Supervision Gegenstand systematischer Forschung.
* Was ist die Aufgabe des Supervisors?
Aufgabe ist, die oft nicht bewußten Konflikte des Supervisanden aus seiner Darstellung zu erschließen und ihm durch entsprechende Interventionen zugänglich zu machen. Je nach methodischer Ausrichtung des Supervisors werden dazu verschiedene Techniken wie Verstärkung, Konfrontation, Spiegelung, Deutung etc. verwand. Durch diese Interventionen wird das zunächst teilweise unverständliche, durch systematische Brüche gekennzeichnete Interaktionstableau zunehmend deutlich. Für den Supervisanden ergibt sich aus diesem Klärungsprozeß die Möglichkeit, das eigene Handeln und die mit ihm verbundenen Gefühle kennen zu lernen und neue Handlungsmöglichkeiten zu antizipieren.
Wie kann der Supervisand erlerntes in seine berufliche Praxis übertragen?
Da es sich bei Supervision um einen längerfristigen, berufsbegleitenden Prozeß handelt, hat der Supervisand zugleich die Möglichkeit, die gewonnenen Einsichten in der eigenen Praxis versuchsweise umzusetzen, um dann erneut über die Erfahrungen reflektieren zu können. Neben den verbreiteten, auf verbaler Kommunikation beruhenden Supervisionsverfahren werden neuerdings auch Psychodrama Formen eingesetzt.

Nennen Sie die drei Phasen, die den Supervisionsdiskurs charakterisiert!
- Darstellung und Exploration des Konfliktes
- Probehandeln aufgrund der neu gewonnenen Erfahrungen
- Erneute Thematisierung in der Gruppe

Welche möglichen Lernbereiche gibt es innerhalb der Supervision?
- Interaktionsbezogenes Lernfeld (bei dem die Struktur des handelnden Supervisanden besondere Beachtung erfährt)
- Fragen der Methodik und Behandlungstechnik
- Diagnostik und Institutionsanalyse
- Seltener Theorievermittlung
- Supervision wird im Umgang mit Studenten und Lernenden mehr den Charakter der Praxisanleitung übernehmen.

Welche Ausbildungsstätten für Supervision können sie beispielhaft nennen?
- Akademie für Jugendfragen (Münster)
- Heimvolkshochschule des Kolpingwerkes (Coesfeld)
- Burckhardt Haus (Gelnhausen)
- Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge (Frankfurt/M)
- Gesamthochschule Kassel Fachbereich Sozialwesen Zusatzstudiengang, Abschluß: Diplom - Supervision.

6 Kritische Auseinandersetzung mit der Supervision
Da, wie oben dargestellt, die amerikanische Supervision sehr viel mit Kontrolle zu tun hatte, formulieren kritische Stimmen, besonders in den 50er Jahren, folgende Aspekte:
- Eine solche Supervision verhindere Unabhängigkeit und professionelle Reife
- Erzeuge Konformitätsdruck
- Aggressive Gefühle, Furcht und Ängste
- Verhinderung der Internalisierung von Werten und Wissen der Sozialarbeit, statt sie zu fördern
- Unabhängigkeit des Sozialarbeiters und dessen Selbständigkeit wird durch regelmäßige Supervision begrenzt gesehen
- Allgemeine Ausrichtung auf individuelle Anpassung von Klienten (Rein, 1970)
- Legitimierung von Interventionen durch technisch - methodische Expertise, anstatt durch Bedürfnisse von Klienten
- Betonung von Prozeßaspekten unter Vernachlässigung von Zielbestimmung
- Unkritische Identifikation mit der Sozialeinrichtung als gesellschaftliche Kontrollinstanz der Mittelschicht (Kritik der 60er Jahre bei Supervision die vom Arbeitgeber finanziert ist)
- Supervisionssystem ermutigt und verewigt Abhängigkeit und verhindert extern und intern das Aktzeptiertwerden von Sozialarbeit als voll ausgebildete Profession (Sozialarbeiter haben Supervisoren nötig um ihre Arbeit leisten zu können)

Wo findet Supervision ihre Grenze?
1) Nicht alle Probleme am Arbeitsplatz sind mit Supervision zu lösen; Eine sorgfältige Auftragsanalyse und Indikationsstellung sorgt für den wirkungsvollen Einsatz der Supervision oder veranlaßt die Delegation an einen anderen Fachexperten. So ersetzt Supervision nicht fachbezogene Fortbildung, Leitungstätigkeit oder personenbezogene Selbsterfahrung.
2) Supervision ersetzt ebenfalls keine personenbezogene und an Heilung - weniger an Qualifizierung von Arbeit - interessierte Selbsterfahrung. Deutlich oder verdeckt vorgetragene Therapiewünsche können in der Supervision nicht erfüllt werden, obwohl sie berührt oder sogar deutlich werden können.

6.1 Kritik an Literatur zur Supervision
- Aussagen sind oft unbewiesen und zwar besonders im Hinblick auf proklamierte Wirksamkeit. Unangemessenes Vokabular sorgt für Verwirrung, Ungeklärtheit der Ziele und Absichten der Supervision.

7. TZI und Supervision - Versuch einer Verknüpfung (nach Michaela A. C. Schumacher)
Welche Gemeinsamkeiten von Supervision und TZI nennt Schumacher?

Supervision und TZI haben gemeinsam:
- Menschen und Weltbild, in dem Menschen sowohl Subjekte als auch Medium der Aufklärungstätigkeit sind
- Förderung und authentische Balancierung von Bewußtheit und Bewußtsein
- Aufmerksame Wachheit über das was mit mir, in mit und mit anderen zur Zeit geschieht
- Individuelle Entfaltung und subjektive Befreiung aus autoritären Psychostrukturen
- Kritische Analyse und Betrachtung der sozio - ökonomischen und sozio- kulturellen Rahmenbedingungen (des Globe)
- Befreiung aus Bemächtigungs- und Herrschaftsverhältnissen (Schumacher geht hier offensichtlich von einer emanzipatorischen Supervision aus)
- Kontaktaufnahme des beruflichen Problems durch subjektiv - affektiver Ebene (Was empfinde ich? Wie fühle ich mich?)
- Kognitiv intellektueller Ebene (Was denke ich? Was weiß ich?)
- Berufs- bzw. lebensgeschichtlicher Ebene (Was bedeutet das Problem für mich? Meine jetzige Situation?)
- Sachlich pragmatischer Ebene (Was will ich hier? Tun und Investieren?)
- Interpersonaler Ebene (Welche Bedeutung und welche Konsequenzen hat das Problem für die gemeinsame Arbeit?)
- In der TZI wie in der Supervisionsarbeit werden Methoden der humanistischen Psychotherapie bevorzugt
- Phantasie und Körperarbeit
- Arbeit mit Metaphern und Assoziationen
- Dramaturgische und kreative Medien

Als häufigste Themenbereich der Lehrersupervision nennt Eichberger Konflikt und Problemsituationen aus dem Unterrichtsalltag. Problematische Eltern-, Lehrer-, Schülerbziehungen, diffuse Rollenkonflikte usw. Die Bearbeitung der Themen in der TZI orientierten Lehrersupervision erfolgt vor dem philosophisch - aktiomatischen Hintergrund der TZI und erfährt durch den selektiven und situativ adäquaten Bezug auf die Hilfsregeln eine vertiefte Erschließung der Fallkonstituierenden Faktoren. Ziel der TZI Supervision ist die Weiterentwicklung der Persönlichkeit des Supervisanden. Es geht um den Weg der Wahrnehmung innerer und äußerer Gegebenheiten hin zur Handlungsorientierung.
Merksatz: Die TZI wird von Gudjons als ein handlungsorientiertes Lernkonzept bezeichnet.
Ist Supervision eine Beratungsform?
Weißbach: Supervision ist Sonderfall von Beratung, Fengler: Supervision ist Sammelbezeichnung für eine Anzahl psychosozialer Interventionen.
Könnte man die Definition von Dietrich zur Beratung umformulieren in eine Definition für die Supervision?
Supervision ist in ihrem Kern jene Form einer interventiven, präventiven, helfenden und professionellen Beziehung, in der ein Supervor i.d.R. mittels sprachlicher Kommunikation und auf der Grundlage anregender und stützender Methoden und Interventionsformen innerhalb eines vertraglich festgelegten Zeitraumes versucht, bei einem teilweise desorientierten, inadäquat belasteten oder entlasteten, zumindest nach beruflicher Reflexion suchenden Supervisanden einen auf kognitiv - emotoionaler Einsicht fundierten, aktiven Lernprozeß in Gang zu bringen, in dessen Verlauf seine professionelle Selbsthilfebereitschaft, seine Selbststeuergungsfähigkeit und seine auf den Umgang mit Dienststelle und Klientel bezogene Handlungskompetenz verbessert werden können. (Umformuliert von der ursprünglichen Dietrich - Definition zur Beratung)
Wie kann TZI Lehrersupervision laut Christiane Linden fundieren?
Obschon die TZI ihre Wurzeln u.a. in der Psychoanalyse und verschiedenen Gruppentherapien hat, versteht sie sich ausdrücklich als ,,pädagogisch - therapeutisches - Handlungsmodell, das auf ganzheitliches ,,lebendiges Lernen" und auf die Erfüllung und Erweiterung des freien Potentials des Menschen zielt. TZI orientierte Supervision bezieht sich damit auf ein Verfahren, dessen pädagogische Begründung bereits zentraler Bestandteil der eigenen konzeptionellen Grundlagen ist und mithin Lehrersupervision ebenfalls als Lehrerfortbildungsangebot pädagogisch fundiert. Die paradigmenhaft definierten Grundannahmen der TZI, das existentielle - anthropologische Axiom, das philosophisch - ethische Axiom und das politisch - pragmatische Axiom bilde, ebenso wie die darin gründenden interaktionsleitenden Postulate und Hilfsregeln, die Gestaltungsgrundlage TZI - orientierter Supervision.

Nennen Sie Charakteristika der TZI - Supervision!
* hohe Prozeßsteuerung
* die Beachtung und Förderung von Selbstvertrauen
* selektive Authentizität
* die Unterstützung von chairmanship und Selbstverantwortung
* wachsende Bewußtheit der Interdependenz
* Verknüpfung von Erleben und Verstehen
* besondere Pflege des Arbeitsklimas
Wodurch wird die Dynamik des TZI - Supervisionsprozesses laut Linden geprägt?
* Zusammenwirken Prozeß und fallbezogener Bestrebungen des ICH (Autonomiebestrebung)
* des WIR (Interdependenzbestrebungen)
* des ES (Realitätsbestrebungen)
* ICH - WIR - ES steht in wechselseitiger Beziehung zur natürlichen und sozialen Umwelt (GLOBE)
Was kann TZI - Supervision einschließlich der Beachtung der Hilfsregeln und Postulate bei Schülerinnen der Fachschule für Sozialpädagogik (FSP) und anderen sozialpädagogischen Berufsfeldern bewirken?
Die in der TZI akzumatisch erfaßten existentiellen Themen, wie Ganzheitlichkeit, Autonomie und Interdependenz, Wert und Sinn von Leben und Wachstum, Verantwortlichkeit, Entscheidungsfreiheit in der Bedingtheit innerer und äußerer Grenzen, stellen in ihrer Übertragung auf Schülerinnen der FSP und anderer sozialpädagogischer Berufsfelder folgenden Zielkatalog dar:
* Erweiterung der pädagogischen Kompetenz
* Kompetenzerweiterung im Umgang mit dem System Schule, Kindergarten, Heim, sozialpädagogischer Einsatzort
* Erweiterung kollegialer Kompetenz (u.a. durch die Modellfunktion der Gruppe)
* Erweiterung von Wahrnehmungs-, Diagnose-, Kommunikations- und Handlungsmöglichkeiten in konflikthaften Situationen
* Erweiterung verantwortlich - politischer Handlungsbereitschaft und Fähigkeit

8 TZI in der Gruppensupervision mit LehrerInnen (Michael Eichberger)
Welche vier verschiedenen Lehrbereiche nennt Eichberger im Zusammenhang mit der Supervision?
Die Arbeit der Supervisionsgruppe zielt auf vier verschiedene Lernbereiche, die in der Arbeit gleichzeitig angesprochen werden, wobei jedoch wechselweise einer der Lernbereiche im Zentrum der Arbeit steht:
* Erweiterung der pädagogischen Kompetenz (Umgang mit auffälligen Schülern in der Gestaltung von schwierigen Unterrichtssituationen usw.)
* Kompetenzerweiterung im Umgang mit dem System Schule (Fähigkeit Konflikte und Störungen im System Schule zu erkennen)
* kollegiales Arbeiten; durch das Lösen von Problemen und Fragen in der Supervisionsgruppe entsteht ein Modell für die Lehrer, das sie für ihren Kollegenkreis übertragen können
* persönliche Weiterentwicklung (Fähigkeit zur kognitiven und emotionalen Bearbeitung von Konflikten, Handlungsstrategien und Fähigkeit zu verantwortlichem politischen Handeln)9

Wichtiger Merksatz:
Elemente der TZI können, auch wenn die gesamte TZI - Balance mit einzelnen Schülern oder Klienten nicht praktikabel ist, weil diese nicht dazu in der Lage sind, doch von entscheidender Bedeutung sein: Die pragmatische Bedeutung der Axiome liegt in deren Hilfestellung für die Bewußtwerdung von Realität und von Werten in den jeweiligen Lebens- und Entscheidungssituationen; ohne solche Bewußtheit sind Gruppentherapien und Pädagogik verwirrend bis schädlich. Die Axiome bilden die Grundlage der Supervisionsarbeit. Sie haben dort ebenso einen pragmatischen Wert, da sie als existentielle Themen explizit immer wieder Gegenstand der Supervisionsarbeit werden bzw. in den angebotenen Themen impliziert formuliert sind.

Zur Wiederholung: Nennen Sie das erste existentiell - anthropologische Axiom:
,,Der Mensch ist eine psycho - biologische Einheit und ein Teil des Universums. Er ist gleicherweise autonom und interdependent. Die Autonomie des Einzelnen ist um so größer, je mehr er sich seiner Interdependenz mit allen und allem bewußt wird." Erörterung des ersten TZI - Axioms durch Ruth Cohn: ,,Menschliche Erfahrung, Verhalten und Kommunikation unterliegen interaktionellen und universellen Gesetzen. Geschehnisse sind keine isolierten Begebenheiten, sondern bedingen einander in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Welche inhaltliche Bedeutung hat das erste, existentiell - anthropologische TZI - Axiom für Erzieherinnen und/oder Sozialpädagogen?
Die inhaltliche Bedeutung dieses Axioms steht in dem Prozeß der Anerkennung der eigenen Autonomie und Verantwortlichkeit und gleichzeitig in der Anerkennung der Interdependenz (Allverbundenheit). Beide Teile gleichermaßen als Bedingungsgrößen menschlichen Handelns zu sehen, eröffnet realistische Handlungsmöglichkeiten (um diese geht es in der Supervision). Beispiel: Die Abhängigkeit von komplexen systemorientierten Gegebenheiten (Arbeitsplatz des Sozialpädagogen, Kindergarten als Arbeitsplatz der Erzieherinnen) wird als Hindernis auf dem Wege zu autonomem und verantwortlichem Handeln erlebt. Supervision ist dann der Prozeß, das Erleben der Abhängigkeit auf ihren realen Gehalt und ihre Komponenten hin zu prüfen, Realitäten zu akzeptieren und auf dieser Basis Handlungsentwürfe vorzunehmen, kann das erste Axiom gleichzeitig anerkennen, daß Autonomie und Interdependenz scheinbar wiedersprüchlich, aber doch zusammengehörig sind. Ziel der Supervisionsarbeit hinsichtlich des ersten Axioms ist es, Sozialpädagogen und Erzieherinnen im Bewußtsein ihrer realen Abhängigkeit zunehmend autonomer und verantwortlicher arbeiten.

9 TZI, Supervision und die Richtlinien der Fachschule für Sozialpädagogik (FSP)

Im Folgenden wird versucht, Bezugspunkte zwischen Themenzentrierter Interaktion und Supervision auf der einen Seite mit den Richtlinien für die Fachschule für Sozialpädagogik herzustellen. Dabei wird geprüft, in wie weit Aussagen in den Richtlinien inhaltlich ähnlich, gleich bzw. sich gegenseitig ergänzend, also anknüpfbar, sind.
Notieren Sie sich das erste TZI - Axiom und nennen Sie darüber hinaus Aussagen aus den Richtlinien für die FSP, die hierzu passen!
Erstes TZI - Axiom: Der Mensch ist eine psycho - biologische Einheit. Er ist auch Teil des Universums. Er ist darum autonom und interdependent. Autonomie - Eigenständigkeit - wächst mit dem Bewußtsein der Interdependenz (Allverbundenheit). Parallelen in den Richtlinien:
* Allgemeines Ziel von Unterricht und Erziehung, die Selbstverwirklichung _Autonomie* in sozialer Verantwortung _Interdependenz_10 (S. 4)
* Ausbildungsziel ist die Fähigkeit ... als Erzieherin selbständig _autonom* tätig zu sein - S.4
* Erzieherinnen sollen die Sozialkompetenz als Einsicht in soziale Zusammenhänge _Interdependenz* und als Fähigkeit zur Zusammenarbeit11bzw. verantwortungsbewußten Auseinandersetzung mit anderen.
* Selbstkompetenz als kritische Selbstwahrnehmung _Autonomie* und Selbstbehauptung und als Fähigkeit gegenüber den anvertrauten Kindern und Jugendlichen verantwortlich und wertorientiert12 zu handeln. (S. 5)
* die Veränderung der Umwelt beeinflussen das Leben junger Menschen tiefgreifend und berühren grundlegende Spiel-, Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten _Interdependenz_
* die Schülerinnen werden während des FSP - Bildungsgangs gefordert, ihren individuellen Lernanspruch mit den Zielsetzungen der sozialpädagogischen Praxis zu verbinden _Autonomie (Eigenständigkeit) wächst mit dem Bewußtsein der Interdependenz (Allverbundenheit)_
* Schülerinnen werden mit dem Problem konfrontiert, daß erzieherische Praxis nie auf Probe erfolgt, sie ist immer Ernstfall, weil jedes erzieherische Handeln in den persönlichen Lebensbereich des anderen Menschen hineinwirkt _menschliche Erfahrung, Verhalten und Kommunikation unterliegen interaktionellen und universellen Gesetzen. Geschehnisse sind keine isolierten Begebenheiten, sondern bedingen einander in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft* (S. 10)
* schon in der ersten Phase der Ausbildung sollen die Schülerinnen in der FSP lernen, zwischen Alltagskommunikation und pädagogischer Kommunikation zu unterscheiden _Erstes Axiom: Menschliche Erfahrung, Verhalten und Kommunikation unterliegen interaktionellen und universellen Gesetzen* (S. 13)
Wichtig - Wichtig - Wichtig - Wichtig - Wichtig -Wichtig - Wichtig - Wichtig - Wichtig - Wichtig

In der Erzieherausbildung an der FSP gibt es eine Unterteilung in vier Phasen. Jeder dieser vier Phasen ist eine Entwicklungsaufgabe zugeordnet. Wie lauten sie?
Erste Entwicklungsaufgabe: Entwurf eines Konzepts der zukünftigen Berufsrolle (Schlüsselqualifikation: Sich orientieren).
Zweite Entwicklungsaufgabe: Aufbau eines Konzepts der pädagogischen Fremdwahrnehmung (Schlüsselqualifikation: Koordinieren).
Dritte Entwicklungsaufgabe: Erarbeitung eines Konzepts pädagogischen Handels (Schlüsselqualifikation: Konzipieren).
Vierte Entwicklungsaufgabe: Entwurf eines eigenen Modells der Professionalisierung (Schlüsselqualifikation: Sich weiterentwickeln).
Welche Schlüsselqualifikationen sollen die Schülerinnen in der FSP in den jeweiligen Phasen entwickeln?
* Sich orientieren
* Koordinieren
* Konzipieren
* Sich weiterentwickeln
Welche Aspekte werden in den Richtlinien der FSP zur ersten Entwicklungsaufgabe (Entwurf eines Konzepts der zukünftigen Berufsrolle) genannt?
1. Aufarbeitung des naiven Vorverständnisses von der Berufsrolle; erste Vergleiche mit Komponenten des Berufsfeldes _Parallele zur TZI: Chairmanpostulat - Sei Dir Deiner inneren Gegebenheiten sicher - Beziehung, Umwelt (also GLOBE) und ICH_
2. Überprüfung der Tragfähigkeit der Berufswahlmotive _Parallele zur TZI: Chairmanpostulat - Eigener Gefühle bewußt sein und bewußt werden, Herausfinden, was das ICH eigentlich will_
3. Bewußtwerden von Selbst- und Fremdwahrnehmungsprozessen _TZI = Hilfsregeln ... mache Dir bewußt, was Du denkst und fühlst, und beachte Deine Körpersignale und die von Anderen_
4. Reflektierter Perspektivenwechsel vom zu Erziehenden zur Erzieherin bzw. zum Erzieher _Chairmanpostulat - ICH - Identität und deren Veränderung und Wachstum_
Welche Aspekte nennen die Richtlinien der FSP bzgl. der zweiten Phase der Erzieherinnenausbildung (Aufbau eines Konzepts der pädagogischen Fremdwahrnehmung)?
1. Entwicklung von Beobachtungsverfahren _TZI: Hilfsregeln - Übe Deine Sinne (sieh, höre und empfinde), beachte Deine Körpersignale und die von Anderen_
2. Konzentration auf die zukünftigen Adressaten der beruflichen Arbeit _TZI: ICH (Schülerin) in Balance zum WIR (Schülerin und Kindergartengruppe)_
3. Reflexion und Problematisierung der erzieherischen Alltagstheorien _TZI: Balance zwischen ICH (Schülerin) und ES (Thema = Alltagstheorien)_
4. Intensivierung und Differenzierung der Wahrnehmungen der Persönlichkeiten von Kindern, Jugendlichen im beruflichen Feld _TZI: Fremdwahrnehmungs - Hilfsregeln: Beachte Deine Körpersignale und die von Anderen. Zweites Postulat: Hindernisse und Störungen haben Vorrang, Deine eigenen und die von Anderen_
5. Intensivierung und Differenzierung der Wahrnehmung der Erziehungsmethoden und Bedingungen im beruflichen Feld _TZI: Beziehungen des ICH (Schülerin) zum Thema (Erziehungsmethoden) und zum GLOBE (Erziehungsbedingungen im beruflichen Feld)_
6. Ordnen und Strukturieren der neuen Erkenntnisse _TZI:
Welche Aspekte werden in den Richtlinien der FSP bzgl. der Entwicklungsaufgabe in der dritten Phase der Erzieherinnenausbildung (Erarbeitung eines Konzepts pädagogischen Handelns) genannt?

Thema: Supervision ( = SV)
Gliederung:
Definition (nach Dietrich)
* Geschichtliches zur SV
* Ziele, Aufgaben und Inhalte von SV
* Methoden und Interventionsformen in der SV
* Organisationsformen von SV (Einzel-, Gruppensupervision usw.) Vorteile und Nachteile
* Aspekte der Supervisorenausbildung
* Unterschied zwischen Supervision und Praxisanleitung
* Kongruenzen zwischen Zielen der SV und Aussagen in den Richtlinien der FSP
* Supervision und die vier Entwicklungsaufgaben in der Erzieher/-innenausbildung
Literatur:
* Huppertz, N.: Supervision, Darmstadt 1975
* Pallasch, W.: Supervision - Neue Formen beruflicher Praxisbegleitung in pädagogischen Arbeitsfeldern, Weinheim und München 1991
* Richtlinien ,,Fachschule für Sozialpädagogik" 1994