Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.
Ansatz und Praxis einer pädagogischen Konzeption: Maria Montessori
1. Biographie
2. Welt- und Menschenbild
3. .Erziehungs- und Bildungsvorstellungen .
4. Bedeutung für die heutige Pädagogik _______________________________________________________________________
1.1 Lebenslauf: Am 31.8.1870 wurde Maria Montessori im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori, einem Finanzbeamten und Offizier des Risorgimentos, einer Befreiungsbewegung, die für die nationale Einheit Italiens kämpfte.
Ungefähr um 1875 (verschiedene Quellen: 1872, 1875, 1882) zog die Familie Montessori

nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die in Italien sechsjährige Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Anschließend setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Ihr Vater, ein eher konservativer Mann, war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Dass ein Kind damals regelmäßig eine Schule besuchen konnte, war Luxus, dass ein Mädchen eine weiterführende Schule besuchte, war selten und die Wahl einer naturwissenschaftlichen Schule für ein Mädchen erst recht ungewöhnlich. Doch ihre Mutter, eine moderne und aufgeschlossene Frau, unterstützte den Wunsch ihrer Tochter.
Montessori machte dort ihr Abitur und wollte anschließend Medizin studieren, ein Studium, was bisher Männern vorbehalten war. Weil ihre erste Anmeldung abgelehnt wurde, studierte sie an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nachdem sie die Abschlussprüfung bestanden hatte, meldete sie sich erneut für ein Medizinstudium an und wandte sich, um ihren Wunsch durchzusetzen an viele öffentliche Stellen. Sie hatte Erfolg und wurde zugelassen. Von 1892-96 studierte sie, auch an der Universität Rom, Medizin. Naturwissenschaft und Medizin haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.
Am 10.7.1896 bestand sie mit außerordentlichem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.
Im September des gleichen Jahres hielt Montessori Vorträge auf dem Internationalen Frauenkongress in Berlin
Ab November war sie Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom, und ab 1897 Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom. Die dortige Begegnung mit einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne weitere Betreuung in einem engen Raum sich selbst überlassen waren, veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori als junge Ärztin
Im gleichen Jahr unternahm Montessori eine Reise nach Paris, die einem Aufenthalt am Bourneville-Institut diente, dort studierte sie die medizinisch-heilpädagogischen Schriften der französischen Ärzte Itard und Séguin. Sie hatten versucht, Methoden zu entwickelten, um schwachsinnigen und taubstummen Kindern zu helfen. Von Itard übernahm Montessori die Erkenntnis, dass zur Förderung die sinnliche Wahrnehmung angeregt werden müsse, und zwar jeder Sinn einzeln durch spezielle Übungen.
Séguin hatte solche Übungen entwickelt, die Sinne und Motorik schulen sollten (geometrische Puzzles, Auffädeln von Perlen, Gegenstände zum Tasten, usw.)Seine wichtigste Leistung war es aber, dass er versuchte, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es möglich und sinnvoll sei, solche "Idioten", wie man sie damals nannte, zu fördern und zu bilden.
Auch die Arbeiten von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel beeinflussten Montessori.
Von 1897-1899 wurde die junge Ärztin zu Kongressen in Turin, Rom und London eingeladen, auf denen sie engagierte Vorträge über Frauenemanzipation und Sozialreform, aber auch über Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder hielt.
Am 31.3.1898 wurde ihr Sohn Mario geboren. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Damals ein uneheliches Kind zu haben, hätte für eine Frau die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet. Montessori brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Mario Montessori wuchs bei einfachen Leuten auf dem Land auf und begleitete seine Mutter später als "Sekretär" auf ihren Vortragsreisen.
In den Jahren von 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Zur gleichen Zeit, nämlich im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.
1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte (Scuola Ortofrenica). Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.
1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.
In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).
Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer "Methode". Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.
Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer "Methode". Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.
1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch "Il metodo della pedagogica scientifica" hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.
1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.
Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.


1912 wurde "Il metodo" auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.
1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.
1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.
1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das "Haus der Kinder in der Kirche", das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.
1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.
Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin. Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.
1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.
1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging.
Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.
Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.
In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z.B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.
1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher "Psico Aritmetica" und "Psico Geometrica" erschienen.
1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.
Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.
1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein.
Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u.a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.
1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren.
1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.
Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z.B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.
Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück.
Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo.
1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien.
1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene,1950 bereits den Friedensnobelpreis.
Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.







Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Geben Sie kurz mit eigenen Worten (höchstens eine DIN-A4 Seite) den Lebenslauf von Maria Montessori schriftlich wieder.
2. b) Erörtern Sie kurz was Sie in dieser Biographie interessant finden Gibt es Handlungsweisen, Ideen und Ziele in der Biographie von Maria Montessori, die für Sie ein nachahmenswertes Beispiel sind?

1.2 Weltbild

Montessori versteht den Kosmos als ein geordnetes System. Der Kosmos ist für sie aber auch Schöpfung Gottes, die Schöpfungsordnung ist damit göttliche Ordnung. Sie geht von einem einheitlichen, aber unvollendeten Schöpfungsplan aus, nach dem alle Teile des Kosmos in Wechselbeziehungen miteinander stehen, um schließlich eine große Einheit zu bilden und so die Schöpfung zu vollenden.
Damit dies verwirklicht werden kann, hat jedes Wesen bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um die Schöpfung zur Vollendung zu führen (,kosmische Aufgaben", ,kosmische Mission"). Der Mensch, der gegenüber dem Tier mit Intelligenz, Geist und Bewusstsein ausgestattet ist, nimmt dabei eine besondere Position ein: Er verändert die Natur zur Kultur und kann sich seiner , kosmischen Verantwortung" bewusst werden. Nicht auf Kosten anderer darf er handeln, sondern als ein Teil der Schöpfung.
Nach Montessori ist der innere Fortschritt gegenüber dem äußeren Fortschritt des Menschen (zum Beispiel in der Industrialisierung) zurückgeblieben. D.h., dass der Mensch die von ihm geschaffene Kultur nicht mehr im Griff hat. Er ist orientierungs- und hilflos geworden.
Durch Erziehung soll er eine Selbstständigkeit und eine Verantwortung entwickeln, die ihm helfen, seinen Platz im Kosmos einzunehmen und seine , kosmische Mission" zu erfüllen.
1.2.1 Pädagogische Anthropologie( = Lehre vom Mensch) Die pädagogische Anthropologie Montessoris nimmt in ihrer Pädagogik den zentralen Stellenwert ein, denn ihrer Meinung nach kann Erziehung nur den menschlichen Gegebenheiten folgen. Das Verstehen des Menschen und seiner Entwicklung steht vor jeder Methode.
1.2.2 Das Kind als psychischer Embryo
Montessori studiert und interpretiert die menschliche Entwicklung des Kindes aus der Sicht der Embryologie. Der Mensch durchläuft zwei embryonale Perioden: eine pränatale und eine postnatale. In der ersten entwickeln sich die im Keim bereits angelegten Strukturen zu Organen. In der zweiten Periode entwickeln sich die psychischen Organe (z.B. Sprache, Intelligenz, Psyche) aus vorhandenen Potentialitäten. Montessori spricht in dieser Zeit vom Kind als einem geistigen oder psychischen Embryo. Diese Entwicklung geschieht nicht von selbst, sondern nur ,auf Kosten der Umgebung", d.h. im Wechselspiel mit der Umgebung mit ihren jeweiligen kulturellen Gegebenheiten.

1.2.3 Der innere Bauplan

Die Entwicklung des Kindes folgt nach Montessori einem Bauplan. Der Mensch baut sich nicht zufällig auf.
In jedem Kind ist eine Aktivität angeboren die seine Entwicklung vorantreibt. Diese Kraft nennt Montessori "horme". Durch sie kann die Entfaltung des Menschen überhaupt erst stattfinden und durch sie wird das Kind zum "Erbauer des Menschen".
Weiter sind dem Kind Bereitschaften angeboren, die zu jeder menschlichen Entwicklung dazugehören, z.B. für den Aufbau der Sprache oder der Bewegung. Diese sog. "nebule" (d.h. "Spiralnebel") sind angeborene Möglichkeiten für den Erwerb menschlicher Fähigkeiten. Ein Kind hat beispielsweise die Anlage dazu, eine Sprache zu lernen.
Im Laufe der Entwicklung erfahren die nebule eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung, ihre Struktur nimmt ständig an Komplexität zu.
Die sensiblen Phasen Die nebule können sich im Gang der nach geburtlichen Entwicklung in der sog. "sensiblen Phasen" entfalten. Sensible Phasen ( auch "sensible Perioden" oder "Sensivitäten" genannt) sind Entwicklungsabschnitte spezifischer und extremer Lernbereitschaft zum Erwerb von Kompetenzen. Sie sind zeitlich begrenzt und können nur ihre Wirksamkeit optimal entfalten, wenn sie auf entsprechende Lernmöglichkeiten treffen.
Montessori hat die sensiblen Phasen inhaltlich bestimmt (Sie lehnen sich an die nebule an.) und sind zeitlich geordnet. Die zeitlichen Einteilungen sind als ungefähre Richtwerte zu betrachten.
Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr wirken die Sensivitäten für Sprache, Bewegung, Sozialverhalten und Ordnung.
Im Alter von sieben bis zwölf Jahren liegt die sensible Phase für Moral und Gerechtigkeit und für Sachlichkeit.
Dem Lebensabschnitt von dreizehn bis achtzehn Jahren ordnet Montessori die Sensitivitäten für persönliche Würde, soziale Verantwortung und für Selbstvertrauen zu.
Obwohl die sensiblen Phasen zu den von Montessori skizzierten Entwicklungsstufen parallel liegen, darf man sie nicht mit diesen verwechseln.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsfaktor ist die "mneme", das "vitale Gedächtnis". In ihm wird alles "gemerkt", bzw. festgehalten, was das Kind an psychischen Erwerbungen macht. Im Gegensatz zum Erwachsenen, der Umwelt und Erfahrungen mit einem bewussten Gedächtnis aufnimmt, hat das Kind noch keine fertige bewusste Struktur. Die Erfahrungen, die es macht, werden nicht nur aufgenommen, sondern wirken auf die Strukturierung seiner Psyche ein und bauen sie mit auf.
Der absorbierende Geist Doch nicht nur die Form des Gedächtnisses unterscheidet Erwachsenen und Kind, auch die Geistesform ist eine andere. Während die Geistesform des Erwachsenen das Bewusstsein ist, müsste man die des kleinen Kindes als unbewusst bezeichnen. Montessori benutzt dafür den Begriff "absorbierender Geist". Damit ist schon etwas über seine Funktion ausgesagt. Der absorbierende Geist nimmt die Umwelteindrücke auf wie ein Schwamm oder wie ein Fotoapparat und hält sie fest. Alles, was das Kind hört, sieht, fühlt, schmeckt, usw. wird aufgenommen und dient als "Material" für eine weitere geistige Entwicklung des Kindes.
Die Arbeitsweise des absorbierenden Geistes ist schnell und effektiv und dient Montessori als Modell zur Erklärung der enormen Entwicklung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren vollzieht.
Die Arbeitsweise ist aber auch unkritisch, d.h., dass alles ohne Wertung aufgenommen wird. Das Kind nimmt mittels des absorbierenden Geistes alles auf, was die Welt ihm zeigt, sei es gut oder schlecht. Dies hat in der Pädagogik Montessoris Konsequenzen für die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung.
Mit der Zeit lernt das Kind bewusst zu handeln und die Wirksamkeit des absorbierenden Geistes lässt nach. Die unbewusste Geistesform des absorbierenden Geistes nimmt in der Form ab, wie das Bewusstsein zunimmt. Erste vernunftgeleitete Handlungen treten etwa mit drei Jahren auf.
Auch die Bewegungs- und Sinnesaktivität gehört zu den angeborenen Aktivitäten, die für die Entwicklung erforderlich sind. Sie sind nach Montessori "Knotenpunkte mit der Umgebung". Ohne Bewegung im Raum und ohne sinnliche Wahrnehmung ist ein Individuum gar nicht in der Lage, in Kontakt zu seiner Umwelt zu treten. Da sich ein Kind aber nur "auf Kosten seiner Umgebung", also im Wechselspiel mit der umgebenden Welt entwickeln kann, kommt Sinnes- und Bewegungsentwicklung eine zentrale Rolle zu.
In der Pädagogik Montessoris spiegelt sich dies in einer durchdachten Sinnes- und Bewegungsschulung im Kinderhaus.
Alle diese Entwicklungsfaktoren wirken zusammen und bilden gemeinsam den "inneren Bauplan", mit Hilfe dessen sich ein Kind entwickelt.


Entwicklungsstufen
Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein:
Erste Phase: 0 bis 6 Jahre,
Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre,
dritte Phase: 13 bis 18 Jahre.

Erste Phase: 0 bis 6 Jahre
Die erste Phase teilt sie noch einmal in zwei Stufen , nämlich von 0 bis 3 und von 4 bis 6 Jahren ein.
Der Phase von 0 bis 3 Jahren kommt eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Zeit baut das Kind als psychischer Embryo seine sozialen Organe auf. Es erlernt grundlegende Fähigkeiten und seine unbewusste Geistesform wandelt sich nach und nach zum Bewusstsein. Es nimmt die umgebende Kultur auf und an. Viele Eindrücke dringen in seinen Geist ein und formen ihn gleichzeitig. Montessori bezeichnet das Kind als einen unbewussten Schöpfer.
Weil in dieser Phase im Wesentlichen über Geist, Psyche und Fähigkeiten des Kindes entschieden wird, hat sie eine große Bedeutung für die nachfolgenden Phasen.
Das 4- bis 6jährige Kind ist nicht mehr unbewusster Schöpfer, sondern bewusster Arbeiter. Es geht ihm nun um die Realisierung und Perfektionierung seiner unzähligen, durch den absorbierenden Geist aufgenommenen Eindrücke. In dieser Zeit zeigt das Kind einen großen Explorationstrieb. Es will bereits Erworbenes ausbauen und vervollkommnen.
In dieser Phase liegt eindeutig der Schwerpunkt der Montessori-Pädagogik. Die von Montessori entwickelten Materialien sollen als Hilfe zur "Auswertung" der gesammelten Eindrücke und zur Ordnung und zum Verständnis der Umwelt dienen.

Zweite Phase: 7 bis 12 Jahre
Im Alter von 7 bis 12 Jahren wollen die Kinder die Grenzen ihres Aktionsbereiches erweitern, das ist für den geistigen und für den sozialen Bereich gleichzeitig zu verstehen. Mit einer "extrovertierenden Intelligenz" machen sich Kinder in diesem Alter ans Werk.
Sie wollen sich einerseits in anderen Gruppen als der Familie soziale und moralische Grundorientierungen aneignen. Sie neigen dazu, selbst Gruppen zu bilden und sich in deren Ordnungen einzufügen.
Andererseits wollen sie den Dingen auf den Grund gehen und die Welt als Kosmos durchdringen, ihre Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten verstehen. Es besteht ein Bedürfnis abstraktem Denken und intellektuellem Tun. Dazu ist nun ein systematischer, wissenschaftlicher Unterricht nötig.

Dritte Phase: 13 bis 18 Jahre
Der 13- bis 18jährige ist nach Montessori ein, sozial "Neugeborener". In diesem Alter ist das Interesse u.a. auf Fragen gerichtet, die die Gesellschaft und Verantwortung betreffen. Dabei sieht sich der Jugendliche in dem Zwiespalt, einerseits ein großes Schutzbedürfnis zu entwickeln, andererseits aber hinaus in die Welt gehen zu wollen, um seine eigene Rolle in Leben und Gesellschaft finden zu können.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Montessori bezeichnet sie als Metamorphosen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
3. Skizzieren Sie das Weltbild von Maria Montessori in möglichst verständlichen Worten.
4. Definieren Sie den Begriff "psychischer Embryo" aus Montessoris Sicht.
5. Arbeiten Sie die Bedeutung des "inneren Bauplans" und den dazu gehörenden Entwicklungsfaktoren aus dem Text weiter oben heraus.
6. Erstellen Sie ein Schaubild, in dem Sie die "sensiblen Phasen" und die Entwicklungsphasen graphisch gegenüber stellen.
7. Montessori teilt die menschliche Entwicklung in drei Phasen ein. Erklären Sie diese mit eigenen Worten.

1. 3 Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
Erziehung als Befolgen und Unterstützen der Entwicklungsgesetze
Nach Montessoris Vorstellung von der kindlichen Entwicklung, liegt ein großes Potential für eine gute und richtige Entwicklung im Kind selbst. Es entwickelt sich nach einem Bauplan, der ihm angeboren ist. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit seiner Umwelt, denn nur im Kontakt mit Dingen, Menschen und Kultur, kann das Kind seine Anlagen optimal entfalten.
Aus dieser Vorstellung heraus nimmt Montessori an, dass ein Kind stets das wählt, was ihm für seine Weiterentwicklung dienlich ist. Der innere Bauplan leitet diese Entwicklung.
Das Kind braucht keinen Erzieher in dem Sinne, dass ihm gesagt wird, was es tun, womit es sich beschäftigen solle. Es braucht aber sehr wohl einen Erzieher, der sicherstellt, dass das Kind sich seinen inneren Entwicklungsgesetzen gemäß entwickeln kann, der ihm Anregungen gibt, seine sensiblen Phasen kennt und beachtet. Diese Erziehung nennt Montessori "indirekte Erziehung".
Montessoris Definition des Begriffs Erziehung: Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht.
Dann führt die Entwicklung zu Normalisation, Nichtbeachtung der Entwicklungsbedürfnisse eines Kindes führt zu Deviation . Diese beiden Begriffe dürfen nicht missverstanden werden. Sie beinhalten keine Wertung ("gut" - "schlecht"), sie sagen etwas aus über die Entwicklungsbedingungen: Ein normalisiertes Kind ist ein Kind, das sich gemäß seines inneren Bauplanes und gemäß seiner persönlichen Anlagen optimal entwickeln konnte. Es hat die Förderung erhalten, die es brauchte; es durfte die Begabungen ausbilden, die es mitbrachte.
Normalisierte Kinder beschreibt Montessori als gelassen, ruhig und fröhlich. Sie zeigen ein Interesse an ihrer Umgebung und sind hilfsbereit zu ihren Mitmenschen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Diese Merkmale beobachtete Montessori besonders dann, wenn die Kinder ihres Kinderhauses in San Lorenzo Gelegenheit hatten, sich allein, wiederholt und sehr konzentriert mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Sie Kinder arbeiteten so selbstvergessen, dass sie sich nicht einmal durch bewusst inszenierte Ablenkungsmanöver beeinflussen ließen. Wenn sie aufhörten, dann ohne einen äußeren Grund, eher aus einer inneren "Sättigung" heraus.

Lernende Kinder auf dem 1000-Liraschein (Italienischer Geldschein vor der Euroeinführung)
Dieses Erlebnis nannte Montessori die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie erforschte die Auswirkungen der Konzentration auf die Entwicklung des Kindes, sowie die Bedingungen, die für die Polarisation der Aufmerksamkeit notwendig sind. Sie kam zu dem Schluss, dass für eine zur Normalisation führende Entwicklung man den Kindern dieses Konzentrationsphänomen ermöglichen muss. Montessori entwickelte in der Folge eine pädagogische Praxis (durch eine angemessene Umgebung, durch geeignetes Material und durch indirekte Erziehung), die es ermöglichte, die Polarisation der Aufmerksamkeit wiederholbar zu machen.
Die vorbereitete Umgebung
Eine pädagogische -didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Montessori fordert deshalb eine "vorbereitete Umgebung", in der das Kind alle geistigen und körperlichen Funktionen üben, sich ganzheitlich erfahren und allseitig entwickeln kann.
Die vorbereitete Umgebung ist zu verstehen als durchdachter Raum, der in seiner Einrichtung und in seinem Aufbau ganz den (Entwicklungs-)bedürfnissen des Kindes entspricht. Er muss, wenn nötig umgeändert und neu gestaltet werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Erziehers.
Dazu gehören im Kinderhaus zunächst einmal Möbel und sanitäre Einrichtungen, die in ihrer Größe den Kindern angepasst sind, Fenster, die tief genug sind, dass auch Kinder hinausschauen können und so weiter.
In der vorbereiteten Umgebung müssen den Kindern weiterhin Mittel zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie die sie umgebende Welt verstehen und in ihr selbstständig werden können. Diese sog. "Schlüssel zur Welt" sind das von Montessori entwickelte Material.
Im Kinderhaus (wie auch in der Schule) sind alters- und geschlechtsgemischte Gruppen vorgesehen.
Dies alles wird verbunden durch die pädagogischen Prinzipien.
Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution: Montessori teilt ein in Kinderhaus, Schule, Erfahrungsschule des sozialen Lebens und Universität.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
8. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen von Maria Montessori über
• den Zusammenhang zwischen Erziehung und dem Unterstützen der Entwicklungsgesetze
• die Polarisation der Aufmerksamkeit
• die vorbereitete Umgebung
9. Erklären Sie verständlich mit eigenen Worten den folgenden Satz: "Die vorbereitete Umgebung ist einerseits ein pädagogisch-didaktisches Prinzip , sie ist aber andererseits auch eine pädagogische Institution"
10. Diskutieren Sie welche Aussagen bzw. Aspekte aus den beiden vorherigen Aufgaben Ihrer Meinung nach auch heute noch sinnvoll sind und welche zu kritisieren sind. Erörtern Sie ausführlich!
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Der wichtigste Grundsatz für Montessori lautet, dass die Erzieherin das Kind lieben soll. Und zwar nicht wie eine Mutter, sondern wie eine Lehrerin mit "disziplinierte(r) Liebe, die mit Verstand angewandt wird". Heute würde man dazu "professionelle oder erzieherische Empathie und Akzeptanz " sagen.
Neun pädagogisch-didaktische Grundsätze
Die Erzieherin soll weiterhin:
1. ermutigend und motivierend sein, "wie eine Flamme, deren Wärme aktiviert, Lebendig macht und einlädt" (beide Zitate: Das kreative Kind 1991, S.251). Sie soll die Kinder anregen, ihnen
aber nichts aufzwingen.
2. Hilfe zur Selbsthilfe geben ("Hilf mir, es selbst zu tun!"). Das bedeutet, dass sie ihre Hilfe nur soweit anbieten darf, wie das Kind sie wünscht.
Sie darf sich nicht aufdrängen oder dem Kind alles abnehmen.
3. Autorität sein in fachlicher und persönlicher Hinsicht.
4. Wissenschaftlich exakt beobachten. Dies ist deshalb notwendig, weil die Erzieherin genaue Kenntnisse über Entwicklungsstand, Persönlichkeit,
soziales Verhalten usw. eines Kindes haben muss, um danach die vorbereitete Umgebung unds ihr erzieherisches Handeln zu gestalten.
5. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Kind sammeln und sich wissenschaftlich weiterbilden.
6. Zur ständigen Neugestaltung der vorbereiteten Umgebung, gemäß der sich verändernden Bedürfnisse der Kinder, bereit sein.
7. Ruhe und Ordnung sichern, die für die Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit nötig sind. Besonders der Begriff der Ordnung spielt bei Montessori eine große Rolle - und damit ist nicht einfach die äußere Ordnung (etwa im Sinne von ordentlich) gemeint. Ordnung bezieht sich auf die Ordnung der Gedanken. Über die Erfahrung einer geordneten äußeren Welt soll die innere geistige Ordnung gefördert werden.
8. eine indirekte Erziehung verfolgen.
9. den Kindern immer die Möglichkeit der freien Wahl einräumen, denn nur in der Freiheit der Wahl können die Kinder zeigen, was sie gern tun, wo ihre Talente liegen oder welche Schwierigkeitsstufe ihnen selbst abgemessen erscheint.
Das Entwicklungsmaterial
Maria Montessori erkannte als Ärztin die Bedeutung der Motorik und der Sinne für die geistige Entwicklung des Kindes. Bei ihrer Suche nach geeignetem Entwicklungsmaterial orientierte sie sich an den Vorarbeiten der französischen Ärzte Itard und Séguin, die für intelligenzschwache Kinder ein didaktisches Material entwickelt hatten, und an Materialien aus der damaligen Experimentalpsychologie.
In langen systematischen Versuchen wurde neues Material entworfen und übernommenes einer Kontrolle durch Erprobung in der Praxis unterzogen.
Das Montessori-Material regt das Kind an, durch Selbsttätigkeit seine Persönlichkeit gemäß seinen Entwicklungsgesetzen zu entfalten. Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens, sowie die Materialien, die Mathematik, Lesen, Schreiben und Kosmische Erziehung betreffen, kommen den sensiblen Phasen entgegen.
Materialien und Übungen dienen dem Kind als "Schlüssel zur Welt", mit dem es seine chaotischen oder unverarbeiteten Eindrücke ordnet, strukturiert und verstehen lernt. Mit ihrer Hilfe wächst das Kind in die Kultur seiner Umwelt hinein. Ebenso lernt es durch eigene Erfahrungen, die Natur zu verstehen und sich in ihr zu Recht zu finden.
Für das Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest:
• Zunächst soll es entwicklungsgemäß sein, d.h. für jedes Kind in einer Gruppe muss Material vorhanden sein, das seinen (Entwicklungs-)Bedürfnissen entspricht.
• Innerhalb des Materials, innerhalb der Reihenfolge, wie es angeboten wird, muss ein sachlogischer Aufbau zu erkennen sein.
• Es soll eine Isolierung der Schwierigkeit gegeben sein. Das bedeutet, dass sich jedes Material zunächst nur mit einem Sachverhalt, nur mit einem Aspekt, mit einer Schwierigkeit beschäftigt, nicht gleich mit mehreren auf einmal.(Siehe zentriertes Denken bei Piaget)
• Das Material muss eine Fehlerselbstkontrolle beinhalten.
• Es sollte ästhetisch und haltbar zugleich sein.
• Es sollte die Wiederholbarkeit einer Übung und individuelle, variantenreiche Betätigung zulassen.
• Das Material sollte nur einmal vorhanden sein (Prinzip der Begrenzung) und einen festen, gut erreichbaren Platz im Raum haben (Prinzip der Ordnung).
• Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Material sollte ein Transfer zur Umwelt ermöglicht werden.
Die ersten Materialien, die im Kinderhaus zur Anwendung kommen, lassen sich einteilen in Sinnesmaterial und Dimensionsmaterial.

Das Sinnesmaterial
Das Sinnesmaterial hat verschiedene Ziele. Es soll Koordination und Grob- und Feinmotorik schulen, soll das Einfinden in die Denkkategorien Vergleichen, Unterscheiden, Paaren, Konstrastieren , Graduieren, kurz gesagt: in das Ordnen ermöglichen, dient aber vor allem der Wahrnehmungsschulung. Es gibt für jeden Sinn ein eigenes Material, so zum Beispiel für den Gehörsinn die Geräuschdosen, für den Tastsinn die Tastbrettchen oder für den Sehsinn die Farbtäfelchen.
Es gibt bei diesem Material immer zwei gleiche (Dosen, Brettchen, Täfelchen,...), die einander zugeordnet werden müssen.
Das Dimensionsmaterial
Das Dimensionsmaterial ist ein Teil des Sinnesmaterials. Im Gegensatz zum Sinnesmaterial, das immer zwei gleiche Teile aufweist, die zugeordnet werden müssen, besitzt das Dimensionsmaterial immer zehn Teile, die in bestimmten Reihenfolgen geordnet werden können. Auch hier sollen Koordination, Motorik und Denkstrukturen geschult werden. Dazu kommt die Erfahrung von Substanz, Raum, Distanz, Zeit, Zahl und Kausalität und die (Vor-)Einführung in die Kultur (immer zehn Teile als Vorbereitung auf das Dezimalsystem, Ordnungsstrukturen).
Das Dimensionsmaterial umfasst den Rosa Turm, die Braune Treppe, die Roten Stangen, die Einsatzzylinder und die farbigen Zylinder.



Montessori Material: Zylinderblock-Set
Das Sinnesmaterial besteht aus vier prismenförmigen Blöcken aus Massivholz mit Aussparungen für je zehn Holzzylinder. Jeder Zylinder hat einen Knopf zum Anfassen. Beim Einpassen der Zylinder wird der Dimensionsunterschied bei gleichbleibender Form erkannt. Begriffe wie hoch - niedrig, dick - dünn, schmal - breit, ... werden geübt. Die Feinmotorik der Schreibhand wird trainiert. Größe: 290x500x100 mm. Dieser Artikel ist für Kinder ab 3 Jahre geeignet. In der Montessorie-Pädagogik haben die Kinder freie Wahl der Materialeien, mit denen sie lernen wollen. Sie haben die Freiheit, beim Lernen mit anderen zusammenzuarbeiten und das Leben in der Gemeinschaft zu gestalten. Und genügend freie Zeit, um sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. Sie arbeiten nach eigenem Tempo und so lange sie wollen und kontrollieren sich dabei selbst. Denn Erziehung ist die Verwirklichung von Freiheit! Weitere Tolle Montessori Artikel
Montessori entwarf außer den Sinnesmaterialien weiteres Material für Sprache, Mathematik, Geometrie und kosmische Erziehung (ein dem Sachunterricht verwandtes Fach, in dem es um unseren Kosmos geht). Sie kommen schon im Kinderhaus, in ihrem vollen und weiterführenden Sinne erst in der Schule vor. Auf eine genauere Darstellung soll deshalb hier verzichtet werden.

Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung
11. Skizzieren Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Text über
• die neun pädagogisch-didaktischen Grundsätze;
• die Montessori-Materialien
• die Übungen des täglichen Lebens
12. Erörtern Sie kurz welche dieser Prinzipien Sie für sich persönlich - zu mindest teilweise oder in abgewandelter Form - übernehmen oder nicht übernehmen können. Begründen Sie Ihre Thesen.
Die Übungen des täglichen Lebens
Auch die Übungen des täglichen Lebens gehören zu den "Schlüsseln zur Welt".
In den ersten Lebensjahren haben Kinder einen großen natürlichen Bewegungsdrang. Sie wollen ihren Körper im Raum bewegen, mit den Dingen ihrer Umgebung vertraut werden und sinnvolle Tätigkeiten ausführen. Montessori erdachte die Übungen des täglichen Lebens einerseits, um dem Bewegungsdrang kleiner Kinder entgegenzukommen und ihre Motorik zu schulen und zu verfeinern, um ihnen andererseits durch das Einüben alltäglicher Fähigkeiten ein Stück mehr Unabhängigkeit zu verschaffen.
Die Übungen des täglichen Lebens umfassen die Übungen des praktischen Lebens und die Übungen des sozialen Lebens.
Die Übungen des praktischen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Dazu gehören die Pflege der Umgebung (Staubwischen, Blumen gießen, Teppich klopfen, usw.) und die Pflege der eigenen Person (Hände waschen, Nase putzen, an- und ausziehen, usw.).
In den Übungen des sozialen Lebens werden zwischenmenschliche Umgangsformen erschlossen. Dazu gehören die Pflege sozialer Beziehungen (sich begrüßen und verabschieden, Hilfe anbieten und annehmen, Regeln finden und halten, usw.) und die Selbstständigkeit (die eigene Adresse kennen, telefonieren können, nach dem Weg fragen, usw.).
Die Erzieherin führt die Bewegungen oder Übungen ganz langsam vor ("Bewegungsanalyse"), so dass die komplexe Struktur einer Handlung für das Kind durchschaubar wird. Die Materialien für die Übungen des täglichen Lebens müssen in Bezug auf Farbe, Form, Größe, Handlichkeit, gepflegten Zustand und Aufforderungscharakter den kindlichen Bedürfnissen entsprechen (z.B. Besen in Kindergröße).
Bei kleinen Kindern sind diese Tätigkeiten Selbstzweck, sie putzen Schuhe um des Putzes willen, sie gießen Blumen, weil sie den Umgang mit der Gießkanne lieben. Für ältere Kinder wird zunehmend das Ergebnis des Handelns wichtig. Sie putzen Schuhe, damit sie sauber werden, sie gießen Blumen, damit sie nicht vertrocknen, d.h. sie achten auf die Ordnung in ihrer Umgebung, sie übernehmen Verantwortung.
Auch die Übungen der Stille haben das Beherrschen der Bewegung zum Ziel. Außerdem das Erfahren der Stille und die Entwicklung eines Körperbewusstseins. Die bekannteste Übung ist das "Gehen auf der Linie", bei der die Kinder versuchen, ohne Geräusch und ohne von der auf dem Boden markierten Ellipse abzukommen, natürlich und sicher zu gehen.
Arbeitsaufgabe:
13. Erstellen Sie ein Schaubild anhand dessen die "Übungen des täglichen Lebens" visualisiert werden.
Erziehungs- und Bildungsziele
Als zusammenfassendes Erziehungsziel geht es Montessori um die Freiheit des Menschen. Freiheit versteht sie im Sinne von Zurechtfinden in der Welt, im Kosmos. Durch Erziehung soll der Mensch lernen, sich selbst in den Gesamtzusammenhang des Lebens einzuordnen und so zu handeln, wie es seiner "Kosmischen Mission" entspricht. Das bedeutet frei sein. Um das leisten zu können, muss ein Mensch bestimmte Eigenschaften entwickelt haben.
Ein wichtiger Schwerpunkt im Rahmen der Entfaltung der Persönlichkeit ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Das Planen und durchführen eigener Ideen und Projekte, das selbstständige Denken und Handeln sind unverzichtbare Fähigkeiten, wenn es darum geht, seine eigene Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Satz "Hilf mir, es selbst zu tun!" ist zu einem Leitsatz der Montessori-Pädagogik geworden.
Doch Selbstständigkeit allein reicht noch nicht aus. Der Mensch muss auch Verantwortung lernen. Er muss eventuelle Konsequenzen seines Handelns einschätzen lernen und für sie einstehen. Nur so kann es gelingen, dass der Kosmos bewahrt und die Schöpfung vollendet wird.
Verantwortliches Handeln ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für ein Erziehungsziel, mit dem sich Montessori u.a. in ihren späten Jahren beschäftigt hat: der Erziehung zum Frieden.
Montessori skizziert eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben, in der die Ressourcen gleichmäßig verteilt sind und in der Gerechtigkeit herrscht. Dieses Ziel zu erreichen scheint ihr durch Erziehung tatsächlich möglich.
Doch nicht nur Erziehung allein, sondern auch ein bestimmter Bildungsstand ist nötig, um in Freiheit die "Kosmische Mission" erfüllen zu können. Der Mensch muss etwas wissen von der Welt, um sich selbst in ihre Zusammenhänge einordnen zu können. Er muss vom Wissen zum Gewissen kommen.
Dazu braucht man nicht eine Flut von Einzelkenntnissen, sondern den Überblick über die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Wahre Bildung besteht also nicht darin, isolierte Kenntnisse nebeneinander stehen zu lassen, sondern, die Erfahrungen zu einer gegliederten Ganzheit zu verbinden.
Weil es vorrangig um das Begreifen von Zusammenhängen geht und nicht um den Erwerb einzelner Fakten, legt Montessori bei der inhaltlichen Auswahl ihres Materials mehr Wert auf exemplarisches Lernen und auf Kompetenzen.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

14. Erklären Sie was Montessori unter dem Begriff "absorbierender Geist" versteht?
15. Montessori sagt: „Erziehung, so könnte man es verkürzt ausdrücken, bedeutet im Wesentlichen, dem Kind eine Entwicklung zu ermöglichen, die seinem inneren Bauplan entspricht“ .
Was will sie damit sagen? Erklären Sie!
1.4 Maria Montessori-Die pädagogische Bedeutung heute
1.4.1 Stichwort: Freiarbeit
Freiarbeit ist heute eine viel geforderte und häufig verbreitete Unterrichtsform. Doch diese Art zu arbeiten ist kein absolutes Novum , sondern ihre Ideen und methodischen Ansätze liegen in der Reformpädagogik , also geschichtlich weiter zurück als das ihr moderner Anstrich vermuten lässt. Geschichtliche Wurzeln der heutigen Formen "Freier Arbeit" sollen durch den reformpädagogischen Ansatz Maria Montessoris beleuchtet werden.
Wissenschaftsorientierung, "lehrersichere" Curricula, programmierter Unterricht", das war ein Stichwort der Schulpädagogik bzw. der Bildungsreformer der sechziger Jahre. Lehrerzentrierter Frontalunterricht war die favorisierte Lehrmethode. Das Kind als lernendes Subjekt stand im Hintergrund, der pädagogischen Vorbereitungen des Lehrers. An erster Stelle ging es um eine effektive Wissensvermittlung ohne Beachtung der Eigenaktivität und der individuellen Begabungen oder Vorlieben der Kinder.
In den späten siebziger und achtziger Jahren wurden Forderungen zur Ablösung dieser Unterrichtsform laut. Erstmalig wurde die Forderung nach ,Freier Arbeit" in der Grundschulkonferenz von 1970 laut.
Stunden für ,Freie Arbeit" sollten in den Stundenplan aufgenommen werden. Selbständiges Denken und Handeln sollte mehr im Mittelpunkt stehen. Kinder sollten Einsichten in Probleme und Sachverhalte, Kenntnisse, Wissen ihres Lebensumfeldes gewinnen. Umwelt nicht zu lehren, sondern sie ertasten, erfühlen und erspüren zu lassen, war angesagt.
Einige Bundesländer realisierten dies und machten diese Form des Unterrichts zum Gegenstand von Lehrerfortbildungen. Der Weg zur Ablösung des Frontalunterrichts als der einzigen Lehrmethode war geebnet. Diese Forderungen werden bis heute erhoben und setzen sich nach und nach durch.
Schon Montessori setzte zu ihrer Zeit gegenüber dem damaligen Verständnis von Lehre und Unterricht deutliche Akzente, und zwar mit Ideen für ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, die den oben genannten Forderungen sehr nahe kommen. Sie setzte auf handelnden Umgang statt auf verbale Belehrung, auf individuelles Arbeiten statt auf gelenktes gleich schrittiges Lernen, auf Eigentätigkeit statt auf vorgeschriebene Aktivitäten. Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht das Kind, sein individuelles biologisches, psychologisches und seelisches Wachstum.
Lernen wird nicht als ein isolierter Prozess des Geistes verstanden, sondern als Lernen mit allen Sinnen - mit den Händen, den Augen und den Ohren. Dazu stehen Materialien bereit, die das ganze Kind ansprechen. Vor allem die Schulung der Hand war Montessori ein besonderes Anliegen. Die Kinder sollten vom Greifen zum Begreifen geführt werden. Die Aktivität geht dabei jeweils vom Kind aus. Es selbst wählt aus einem bereitgestellten Materialangebot aus und arbeitet nach kurzer Anweisung durch den Pädagogen individuell und eigenständig mit den Materialien.
Durch das Prinzip der Selbsttätigkeit soll erreicht werden, dass das Kind eigenverantwortlich handelt und somit seine Persönlichkeit gestärkt wird. Die wichtigste Maxime Maria Montessoris lautet deshalb ,Hilf mir, es selbst zu tun".
Der neue Anspruch der Montessori-Pädagogik erforderte im Gegensatz zur Stoff- und Buchschule veränderte schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der wichtigste Punkt ist hier sicherlich die vorbereitete Umgebung. Ohne eine ,liebevolle Atmosphäre" mit einem beratenden Lehrer und einer kindgemäßen Auswahl von Arbeitsmaterialien ist diese Form des Lernens nicht möglich.
Die hier kurz skizzierten drei Elemente der Freiarbeit, so wie Montessori sie sich vorstellte, sind in der Freiarbeit von heute wieder zu finden: ganzheitliches Arbeiten, das Prinzip der Selbsttätigkeit und die Gestaltung des Klassenraumes.
Obwohl es heute strittig ist, was unter den Schlagwörtern ,Freie Arbeit" oder ,Offener Unterricht" zu verstehen ist und es sicher eine Vielzahl verschiedener Organisationsformen für ein kindzentriertes Arbeiten gibt (z.B. Wochenplan, Projekt), kann man doch festhalten, dass die oben aufgeführten drei Elemente immer dazugehören, dass Freiarbeit nach Montessori eine Urform ist, die wiederentdeckt und aus der sich heute weitere Formen herausgebildet haben.
Arbeitsaufgaben zur Selbstüberprüfung:

16. Stellen Sie die wichtigsten Aussagen zur Freiarbeit nach Montessori dar.
17. Erklären Sie den Begriff "Reformpädagogik".
18. In der Unterrichtsmethode "Kombinierte Einzel- und Plenumsarbeit" (KEP) wird versucht einige Aspekte der Freiarbeit zu übernehmen und zu verwirklichen. Stellen Sie dar welche das sind und welche nicht übernommen werden. Stellen Sie Vermutungen an, warum nicht alle Aspekte der Freiarbeit in der KEP in einer gymnasialen Oberstufe übernommen werden können.
1.4.2 Stichwort: Integration
Es gibt einige Kindergärten und Schulen, die integrativ arbeiten und sich dabei an der Pädagogik Maria Montessoris orientieren. Gerade die Freiarbeit und das dort zur Verfügung gestellte Material bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Differenzierung. Äußere Differenzierung kann durch verschieden schwieriges Material erreicht werden. D.h.: verschieden begabte Kinder arbeiten mit verschiedenen Dingen.
Bedingt durch die Freie Wahl, die immer auch die freie Wahl des Arbeitspartners einschließt, lassen sich außerdem viele Materialien innerhalb einer Gruppe bearbeiten. D.h.: Alle arbeiten zusammen, jeder übernimmt eine Aufgabe die er leisten kann und die zur Gemeinschaftsarbeit beiträgt.
Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, Montessori-Pädagogik sei für beeinträchtigte Kinder geradezu optimal. Das stimmt nur bedingt. Montessori-Pädagogik ist nicht gleich Heilpädagogik. Zwar entwickelte Montessori ihr Modell zunächst an beeinträchtigten Kindern, stellte es aber während ihrer Arbeit im Casa dei bambini auf nicht-beeinträchtigte Kinder um.
Es gibt allerdings ein großes heilpädagogisches Zentrum in München, das unter der Leitung von Theodor Hellbrügge mit Erfolg Montessori-Pädagogik und Heilpädagogik verbindet.
Zusammenfassung und Zusammenhang einzelner Begriffe von Maria Montessori
Methode

Ziel der Montessori-Erziehung ist die selbständige, unabhängige, selbstbewusste und soziale Persönlichkeit. Dieses Ziel erfordert eine Erziehung zum Gebrauch der Freiheit in einem klar begrenzten Freiraum. Die Freiheit des Kindes besteht nicht darin, die Kinder sich selbst zu überlassen und sie alles tun zu lassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt, sondern durch gezielte Anleitung und Hilfe in Situationen, wo die Kinder etwas nicht oder noch nicht können, ihnen selbst bestimmte und freie Handlung zu ermöglichen.
Da Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit spielen, arbeiten und lernen, bietet ihnen die Montessori-Pädagogik die Möglichkeit, sich je nach Interesse und individuellem Tempo bei einer Tätigkeit länger aufzuhalten oder Lerngebiete rascher durchzuarbeiten. Durch diese ganz auf das einzelne Kind abgestimmte, persönlichkeitsbezogene Methode bietet sich die Montessori-Methode auch für alle Arten der Integration in besonderem Maße an. Im Zentrum der Integrativen Pädagogik steht das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit. Jedes Kind ist ein Kind mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen, Denk-, Handlungs- und Sozialkompetenzen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen. Die Grundbedürfnisse des Kindes nach Selbständigkeit und Selbsttätigkeit haben immer Vorrang vor Fremdsteuerung und reproduzierendem Lernen.

Für den individuellen Lernprozess entwickelte Maria Montessori spezielle Arbeitsmaterialien. Sie ermöglichen Kindern, durch Angreifen und Handeln mit konkreten Gegenständen, jene abstrakten Lerninhalte zu „be-greifen“, die in Kindergarten, Schule und im täglichen Leben an sie herangebracht werden. Auch neuere Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie bestätigen, dass das konkrete Greifen die wichtigste Grundlage für das abstrakte Begreifen ist, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern für alle Kinder bis zum 12. oder bis zum 14. Lebensjahr.
Diese Art von Lernen geht in der so genannten „Freiarbeit“ vor sich, in der Kinder eigenverantwortlich allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen Lerninhalte erarbeiten oder üben. Sie entscheiden wo sie arbeiten, und wie lange sie sich einer Sache zuwenden.
Die Kinder wählen ihre Arbeit nach ihrem Interesse aus, das ein eindeutiges Indiz für ihren Entwicklungsstand und für die Sensible Periode, in der sie sich gerade befinden, ist. Bei diesen „Perioden“ handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.

Aufgrund der sensiblen Phasen wählt das Kind das Material und stellt sich die entsprechenden Aufgaben. Das löst im Kind Faszination aus, die zur Polarisation der Aufmerksamkeit führt. Dieser Begriff Maria Montessoris bezeichnet einen Zustand intensivster Konzentration. Das Kind ist durch Außenreize nicht ablenkbar und wird nach Beendigung seiner Arbeit von entspannter Zufriedenheit erfüllt.
Um die in der kindlichen Entwicklung auftretenden Empfänglichkeitsperioden für die Entwicklung und Perfektionierung bestimmter Funktionen optimal zu nützen, hat Maria Montessori jeweils entsprechende Übungen überlegt und Entwicklungsmaterialien erarbeitet.
Insgesamt lassen sich drei Materialgruppen unterscheiden:
• Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
• Material zur Sinnesschulung
• Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und Kosmischer Erziehung
Arbeitsaufgaben:
19. Eine pädagogische-didaktische Grundfrage der Montessori Pädagogik ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und außerdem der systematischen Ermöglichung der Polarisation der Aufmerksamkeit dient. Was fordert Montessori deshalb? Erklären und erörtern Sie ausführlich!
20. Nennen und erörtern Sie die neun pädagogisch- didaktische Grundsätze von Maria Montessori!
20. b Formulieren Sie Ideen wie sie diese Grundsätze ganz praktisch im Umgang mit Menschen in einer Wohngruppe oder einem Kindergarten umsetzen können!
21. Beschreiben Sie die heutige Bedeutung der Pädagogik von Maria Montessori. Diskutieren Sie inwieweit diese Vorstellungen in der Praxis umsetzbar sind!
22. Denken Sie sich ein Fallbeispiel aus, in dem Sie nach den Prinzipien von Maria Montessori erzieherisch handeln.
23. Für ihr Material legte Montessori bestimmte Eigenschaften fest. Stellen Sie diese kurz dar. Analysieren Sie anschließend das Arbeitsmaterial, das Sie in den letzten Wochen im Fach "Erziehungswissenschaft" erhalten haben aus der Perspektive dieser Festlegungen. Welche Verbesserungen sollten durchgeführt werden, damit Ihr Arbeitsmaterial den Forderungen Montessoris entspricht.