Zusammenfassung der abiturrelevanten Kapitel aus Richard Günder "Heimerziehung"
Einschl. Arbeitsaufgaben - Zentralabitur NRW für Berufskollegs- Autorenkollektiv März 2012

Praxis und Methoden
der
Heimerziehung
von
Richard Günder
(Ausgabe von 2012)

Wir empfehlen den Kauf und die Verwendung von:

oder

Richard Günder: Praxis und Methoden der Heimerziehung. Entwicklungen, Veränderungen und Perspektiven der stationären Erziehungshilfe. Lambertus Verlag GmbH (Freiburg) 2015. 5. Auflage. 428 Seiten. ISBN 978-3-7841-2727-9. D: 24,90 EUR, A: 25,60 EUR, CH: 35,50 sFr.

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Heimpädagogik nach Richard Günder

 (eine Strukturierungshilfe des zu lernenden Stoffes)

Zusammenfassung weiter unten. Keine Garantie auf Vollständigkeit.

Interessant http://www.lambertus.de/assets/adb/78/780010da35f8b42c.pdf  Übungsfragen zur Sicherung des Lernerfolgs für Lernfelder der Fachschule für Sozialpädagogik Kapitel I: Entwicklungen und Veränderungen der Heimerziehung Lernziele: • Die Studierenden sollen die Entwicklung der Heimerziehung im historischen Kontext nachvollziehen können, • die genannten Reformen in ihrer jeweiligen Bedeutung und Notwendigkeit beurteilen lernen, • die aktuelle Situation heutiger stationären Erziehungshilfe einschätzen können, • die Indikationen für die Erziehungshilfe in einem Heim kennen lernen. Wichtige Fachliteratur für die Ausbildung:  Almstedt, M./Munkwitz, B.: Ortsbestimmung der Heimerziehung. Geschichte, Bestandsaufnahme, Entwicklungstendenzen. Weinheim, Basel 1982.  www.rundertisch-heimerziehung.de

2 Übungsaufgaben:
1. Erklären Sie, weshalb auch gegenwärtig das Image der Heimerziehung eher negativ
ist.
2. Welche Gründe sind Ihnen bekannt, die dazu führten, dass in früheren Jahrhunderten
Kinder in die Vorläufereinrichtungen der heutigen Heimerziehung kamen und was
sollte der damalige Aufenthalt bewirken?
3. Was sagen die heutigen Gründe, die eine Heimerziehung zur Folge haben, über die
Situationen in Familien und innerhalb der Gesellschaft aus?
4. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei den jungen Menschen, die im Jahr 2008
aus der Heimerziehung entlassen wurden, betrug 21 Monate. Diskutieren Sie diese
Aufenthaltsdauer aus pädagogischer Sicht.
5. Benennen Sie die Aufgabenbereiche des „Runden Tisches Heimerziehung“.
Kapitel II:
Heimerziehung im Kontext des KJHG
Lernziele:
• Die Studierenden sollten die Leitnormen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes
benennen können,
• die für die Hilfen zur Erziehung wesentlichen rechtlichen Grundlagen kennen und
einordnen können,
• sich mit den Begriffen und der Praxis von Partizipation und Hilfeplanung vertraut
machen,
• sich über Finanzierungsaspekte einen Überblick verschaffen.

Wichtige Fachliteratur für die Ausbildung:
 Frankfurter Kommentar SGB VIII. Kinder- und Jugendhilfe. Hrsg.: Münder, J.
u. a. 6., vollständig überarb. Aufl. Baden-Baden 2009.
 Grunwald, K./Thiersch, H.: Lebensweltorientierung. In: Handbuch Sozialarbeit/
Sozialpädagogik. Hrsg.: Otto, H.-U./Thiersch, H. 3. Aufl. München, Basel
2005.
 Günder, R.: Stress mit den Kindern. Ein Ratgeber für Eltern. Freiburg 2006.

Übungsaufgaben:
1. Eine wichtige Leitnorm im KJHG ist die „Lebensweltorientierung“. Was verstehen Sie
unter diesem Begriff?
2. Führen Sie in einer Kleingruppe ein Rollenspiel zur Hilfeplanung durch. Diskutieren
und dokumentieren Sie Ihre Eindrücke hierzu.
3. Erläutern Sie die Begriffe „Sozialdatenschutz“ und „Partizipation“.
4. Beantworten Sie bitte die folgende Fragestellung: Muss eine qualitätsorientierte
Heimerziehung wirklich so teuer sein?
.
3 Kapitel III:
Das differenzierte Leistungsangebot der stationären Erziehungshilfe
Lernziele:
• Nach dem Lesen dieses Kapitels sollten Sie in der Lage sein, das differenzierte
pädagogische Angebot in Bezug zu den unterschiedlich vorliegenden Indikationen
beurteilen zu können,
• die Funktion und Vorteile von Außenwohngruppen und Wohngruppen zu erkennen,
• wissen, was mit den Begriffen „Intensive pädagogische Einzelbetreuung“
• und „flexiblen Erziehungshilfen“ gemeint ist.

Wichtige Fachliteratur für die Ausbildung:
 Handbuch Heimerziehung und Pflegekinderwesen in Europa. Hrsg.: Colla, H.
u. a. Neuwied 1999.

Übungsaufgaben:
1. Zählen Sie die differenzierten Angebote moderner Heimerziehung bitte auf und
entscheiden Sie, welche Leistungsangebote Ihrer Meinung nach besonders sinnvoll
sind.
2. Schildern Sie die Gründe, welche dazu führten, dass flexible Erziehungshilfen
entstanden.
3. An wen richtet sich die Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung? Zählen Sie
mögliche Indikationen auf.

Kapitel IV:
Heimerziehung aus der Sicht der Betroffenen
Lernziele:
• In diesem Kapitel lernen Sie unterschiedliche Evaluationsstudien zur Heimerziehung
kennen und
• Sie erfahren, wie Kinder und Jugendliche ihren Heimaufenthalt selbst erlebten.
Wichtige Fachliteratur für die Ausbildung:
 Schmidt, M. u. a.: Effekte erzieherischer Hilfen und ihre Hintergründe.
Schriftenreihe des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend. Band 219. Stuttgart 2002.
Übungsaufgaben:
1. Diskutieren Sie bitte, weshalb Erfolge bzw. Misserfolge innerhalb der stationären
Erziehungshilfe so schwer zu ermitteln sind.
2. Nehmen Sie Kontakt zu Kindern oder Jugendlichen auf, die in einem Heim wohnen
und fragen Sie diese, wie sie selbst den Heimalltag erleben.

Kapitel V:
Folgerungen für die pädagogischen Mitarbeiter(innen)
Lernziele:
• Durch Praxisbeispiele werden Ihnen typische Alltagsprobleme in der Heimerziehung
geschildert.
• Sie setzen sich mit der beruflichen Identität von Heimerzieher(inne)n auseinander.
• Es werden unterschiedliche Sichtweisen zum Beziehungsaspekt in der stationären
Erziehungshilfe vorgestellt.

Wichtige Literatur für die Ausbildung:
 Schleiffer, R.: Der heimliche Wunsch nach Nähe. Bindungstheorie und
Heimerziehung. 3.Aufl. Weinheim, München 2007.

Übungsaufgaben:
1. Stellen Sie Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten im Alltag von Heimkindern und
Kindern, die in Familien leben, fest.
2. Diskutieren Sie bitte, ob und wie sich die Berufsrolle der Heimerzieher(innen) in den
letzten 20 Jahren verändert hat.
3. Das Beachten von „Nähe“ und „Distanz“ gelten u. a. als wichtige Grundlagen der
pädagogischen Arbeit. Wie wirkt sich dies auf Beziehungsaspekte aus?
Kapitel VI:
Folgerungen für pädagogische Beziehungsaspekte
Lernziele:
• Pädagogische Ansprüche der Verselbstständigung von Jugendlichen in der
Heimerziehung gehen für die Betroffenen oftmals mit Orientierungslosigkeit einher.
Sie werden diesen Spannungsbogen erfahren.
• Der Aufnahmeprozess in ein Heim sollte professionell gestaltet sein. In der Praxis
wird dies bisweilen vernachlässigt.
• Sie sollten sich mit dem „Prinzip des Neubeginns“ auseinandersetzen und sich fragen,
ob die individuelle Vergangenheit nicht aufgearbeitet werden muss.
• Sie können sich mit den Wirkungen von Strafen in der stationären Erziehungshilfe
vertraut machen.

Wichtige Fachliteratur für die Ausbildung:
 Aichorn, A.: Verwahrloste Jugend. 11. Aufl. Bern, Stuttgart 2005.
 Bettelheim, B.: Liebe allein genügt nicht. Die Erziehung emotional gestörter
Kinder. 12. Aufl. Stuttgart 2007.
 Mehringer, A.: Eine kleine Heilpädagogik. Vom Umgang mit schwierigen
Kindern. 12. Aufl. München, Basel 2008. 

Übungsaufgaben:
1. Wie könnte eine „ideale Heimaufnahme“ Ihrer Meinung nach konzipiert werden?
2. Wie kann trotz vielfältiger Alltagsbelastungen von den Erzieher(innen) der
Aufnahmevorgang dennoch professionell realisiert werden?
3. Nach welchen pädagogischen Gesichtspunkten würden Sie für ein Kind die ersten
Wochen im Heim gestalten?
4. Wie erklären Sie es sich, dass manche Strafen im Heim entweder wirkungslos bleiben
oder sogar negativ verstärkend wirken?
Kapitel VII:
Ausbildungsprobleme und Grundhaltungen der Heimerzieher(innen)
Lernziele:
• Sie sollten nun in der Lage sein, beurteilen zu können, wovon professionelles
Verhalten in der Stationären Erziehungshilfe abhängt.
• Hierbei werden Sie Stärken aber auch Schwächen innerhalb der Ausbildung kennen
lernen.
• Außerdem werden Sie beurteilen können, inwieweit pädagogische Grundhaltungen im
Praxisfeld Heimerziehung notwendig oder möglicherweise unentbehrlich sind.

Wichtige Fachliteratur für die Ausbildung:
 Sutter, C. / Brändle-Ströh, M.: Soziale Arbeit als Profession. Züricher Beiträge
zur Theorie und Praxis Sozialer Arbeit. Zürich 2000.
 Trieschmann, A. E. u. a. Erziehung im therapeutischen Milieu. Ein Modell. 4.
Aufl. Freiburg 1994.

Übungsaufgaben:
1. Versuchen Sie bitte den Begriff „Professionalität in der Heimerziehung“ zu definieren.
2. Wo sehen Sie bezüglich des Arbeitsfeldes „Heimerziehung“ Stärken oder Defizite in
Ihrer persönlichen Ausbildung?
3. Argumentieren Sie, warum die Inanspruchnahme einer kontinuierlichen Supervision
innerhalb der Heimerziehung unentbehrlich ist.
4. Erläutern Sie die Bedeutung pädagogischer Grundhaltungen und nennen Sie
diejenigen, die Ihnen wichtig erscheinen.
Kapitel VIII:
Methodisches Vorgehen in der Heimerziehung

Lernziele:
• Dieses Kapitel soll dazu beitragen, dass Sie in der Lage sind zu beurteilen, was
„wirkliche“ Methoden in der Heimerziehung sind.
• Sie werden außerdem erfahren, wie Methoden in der Praxis zur Anwendung kommen.
• Methodische Vorgehensweisen werden auch beim Umgang mit Gewalt und
Aggressionen geschildert.
6
• Sie sollten einschätzen können, welchen Stellenwert die Teamarbeit innerhalb der
Heimerziehung hat und
• wie dies bei der Zusammenarbeit mit der Schule aussieht.

Wichtige Fachliteratur für die Ausbildung:
 Essau, C.A. / Conrad, J.: Aggressionen bei Kindern und Jugendlichen.
München, Basel 2004.
 Handbuch Sozialarbeit / Sozialpädagogik. Hrsg.: Otto, H.-U. / Thiersch, H. 3.
Aufl. München, Basel 2005.
 Verhaltenstherapie mit Kindern und Jugendlichen. Praxishandbuch. Hrsg.:
Lauth, G.W. u. a.: 2. vollständig überarbeitete Aufl. Weinheim, Basel 2008.

Übungsaufgaben:
1. Erklären Sie bitte, welche Bedeutung „Methoden“ in der Heimerziehung haben.
2. Nennen Sie Gründe, weshalb im Praxisfeld Heimerziehung oftmals keine Methoden
angetroffen werden.
3. Welche pädagogischen Methoden würden Sie bei aggressiven Verhaltensweisen
anwenden?
4. Weshalb ist gerade in der Heimerziehung eine Teamarbeit erforderlich?
5. Welche Schwierigkeiten sehen Sie bei der Zusammenarbeit zwischen Heim und
Schule?
Kapitel IX:
Eltern- und Familienarbeit in der Heimerziehung
Lernziele:
• Der Inhalt dieses Kapitels wird Sie zunächst in die rechtlichen Grundlagen der
Elternarbeit einführen.
• Sie lernen unterschiedliche Ansätze der Elter- und Familienarbeit kennen.
• Sie sollten Probleme mit der Elternarbeit in der Heimerziehung erkennen können,
oftmals werden Eltern als „Störfaktoren“ empfunden.
• Wichtig ist daher auch, Einstellungen und Haltungen zur Elternarbeit zu reflektieren.
• Sie werden mit neuen Konzepten der Familienaktivierung vertraut gemacht.

Wichtige Fachliteratur für die Ausbildung:
 Elternarbeit in der Heimerziehung. Hrsg.: Homfeldt, G. H. / Schulze Krüdener, J.
München, Basel 2007,
 Moderne Heimerziehung heute. Beispiele aus der Praxis. Hrsg.: Rhein, V. Herne 2009.
Übungsaufgaben:
1. Zählen Sie bitte die rechtlichen Grundlagen der Eltern- und Familienarbeit (KJHG)
auf. Kann man hieraus eine Verpflichtung zur Elternarbeit ableiten?
2. Was bedeutet „systemischer Ansatz“ in der Eltern- und Familienarbeit?
3. Wie können negative Haltungen und Einstellungen der Erzieher(innen) zur
Elternarbeit nachhaltig verändert werden.

4. Was sind die Merkmale einer familienaktivierenden Elternarbeit?
5. Wie würden Sie die stationäre Aufnahme ganzer Familien gegenüber dem
Kostenträger begründen?
Kapitel X:
Sexualität in Heimen und Wohngruppen
Lernziele:
• Nach dem Lesen dieser Seiten sollten Sie die veränderten Einstellungen zur Sexualität
und zur Sexualerziehung nachvollziehen können.
• Sie werden die spezielle Lage der Sexualerziehung und der sexuellen Sozialisation
innerhalb der Heimerziehung erkennen.
• Sie sollten sich ein Bild machen über die Einstellungen und Haltungen der
pädagogischen Mitarbeiter/Innen) zur Sexualität und zur Sexualerziehung.
• Sie sollten die Aspekte der Wohnbedingungen berücksichtigen können.
• Sie werden spezielle Anforderungsbereiche der Sexualerziehung im Heim kennen
lernen.
• Sie sind nun in der Lage, die Auswirkungen von sexueller Gewalt zu beurteilen und
Sie kennen entsprechende Interventionsmöglichkeiten.

Wichtige Fachliteratur für die Ausbildung:
 Hartwig, L. Hensen, G.: Sexueller Missbauch und Jugendhilfe. Möglichkeiten und
Grenzen sozialpädagogischen Handelns im Kinderschutz. 2. aktualisierte und erw.
Aufl. Weinheim und München 2008.
 Sielert, U.: Einführung in die Sexualpädagogik. 2. Aufl. Weinheim, Basel 2005.

Übungsaufgaben:
1. Welche Rolle spielt die antiautoritäre Erziehung bei der veränderten Einstellung zur
Sexualpädagogik?
2. Welche Haltungen und Einstellungen der Erzieher(innen) zur Sexualität sind
förderlich oder hinderlich für eine Sexualerziehung im Heim?
3. Inwiefern können die Wohnbedingungen im Heim die sexuelle Sozialisation fördern
bzw. behindern?
4. Welche pädagogischen Konzepte würden Sie realisieren, um dem Konsum
pornographischer Inhalte entgegenzutreten?
5. Welche besonderen Aufgabenbereiche sehen Sie beim Umgang mit Kindern und
Jugendlichen, die sexuellen Gewalterfahrungen ausgesetzt waren?
Kapitel XI:
Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung
Lernziele:
• Sie werden sich zunächst mit den fachlichen Argumentationen von Befürwortern und
Gegnern der geschlossenen Heimerziehung beschäftigen.

• Sie lernen erlebnispädagogische Konzepte als Alternative zur geschlossenen
Heimerziehung kennen.
• Sie können nun die Kritik an der Erlebnispädagogik einordnen.
• Sie haben erfahren, was mit „Intensivpädagogik“ gemeint ist.

Wichtige Fachliteratur für die Ausbildung:
 Fischer, T. / Ziegenspeck. J.: Erlebnispädagogik. Grundlagen des Erfahrungslernens.
2. überarb. Aufl. Bad Heilbrunn 2008.
 Heckmair, B. / Michl, W. Erleben und Lernen. Einführung in die Erlebnispädagogik.
6. überarb. und erw. Aufl. München, Basel 2008.
 Müller, B. / Schwabe, M: Pädagogik mit schwierigen Jugendlichen. Ethnografische
Erkundungen zur Einführung in die Hilfen zur Erziehung. Weinheim, München 2009.

Übungsaufgaben:
1. Stellen Sie die Pro– und Contra-Argumente zur geschlossenen Heimerziehung
gegenüber. Wie ist Ihre persönliche Haltung hierzu. Begründen Sie diese bitte.
2. Wo sehen Sie Möglichkeiten aber auch Grenzen der Erlebnispädagogik?
3. Erlebnispädagogische Auslandsmaßnahmen wurden eingeschränkt. Nennen Sie diese
Einschränkungen und bewerten Sie diese.
4. Welche fachlichen Bedingungen müssen in einer Einrichtung der Intensivpädagogik
erfüllt sein?

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Beginn der Zusammenfassung der relevanten Kapitel aus Auflage 2012

Keine Garantie auf Vollständigkeit.

Kapitel 1


Zusammengefasst


Teil 1

Das Negativimage der Heimerziehung, Die Entwicklung der Heimerziehung
in ihrem historischen Kontext Teil 1


Teil 2

Die Entwicklung der Heimerziehung in ihrem historischen Kontext Teil 2,
Reformen und ihre Auswirkungen


Teil 3

Quantitative Veränderung, Resümee, Die Kinder und Jugendlichen,
Die Problemlagen der Kinder und Jugendlichen
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Teil 1

Das Negativimage der Heimerziehung (vgl. Seite 19)

 Erklären Sie, weshalb auch gegenwärtig das Image der Heimerziehung eher negativ
ist.

Ziel der Heimerziehung war es positive Lebensorte für Kinder und Jugendliche zu schaffen, wenn diese kurz oder langfristig nicht zuhause leben können. Die Kinder sollten nach Möglichkeit ortsnahe oder regional untergebracht werden. Vor allem galt die Aufmerksamkeit der Unterstützung von Kontakten zum früheren sozialen Umfeld, sofern dadurch eine Gefährdung des Individuums ausgeschlossen ist. In den Anstalten war es Ziel, den Kindern bei der Verarbeitung von negativen oder traumatischen Erfahrungen zu helfen, günstige Entwicklungsbedingungen zu geben und die Entwicklung neuer Lebensperspektiven zu unterstützen. Die Heimerziehung wird meist als negativ angesehen, da zunehmend Gewalt herrschen soll. Zudem wurde sie auch als gefühlskalt Anstalten angesehen, in denen die Kinder keinen Freiraum hatten.

Die Entwicklung der Heimerziehung in ihrem historischen Kontext (vgl. Seite 20/21 oben)

 Welche Gründe sind Ihnen bekannt, die dazu führten, dass in früheren Jahrhunderten
Kinder in die Vorläufereinrichtungen der heutigen Heimerziehung kamen und was
sollte der damalige Aufenthalt bewirken?

Meist wurde die Heimerziehung nur mit der Unterbringung von armen und verwaisten Kindern verbunden. Dies war aber nur früher der Fall, denn erzieherische Gesichtspunkte lagen damals kaum vor. Es galt einzig und allein eine Erziehung zur Arbeitsamkeit, Gottesfurcht und Demut. Die ersten Waisenanstalten wurden erst im 16. Jahrhundert in den Reichsstädten errichtet, da eigentlich verwaiste Kinder vorerst nur in Pflegefamilien gegeben wurden. Jedoch wurden die Kinder in diesen Anstalten nur als billige Arbeitskräfte für Haus und Hof eingesetzt, sie er fuhren kaum bis gar keine Bildung oder Erziehung. Die ersten Waisenhäuser wurden 1546 in Lübeck, 1567 in Hamburg und 1572 in Augsburg gegründet.
1698 gründete August Herrmann Francke dann die Hallischen Anstalten. Das primäre Ziel dieser Anstalten war die religiöse Unterweisung. So wurden den Kindern auf Gott bezogene Wahrheit, Gehorsam, Fleiß beigebracht. Dienstanweisungen und Reglementierungen waren zu befolgen. Es herrschte einengende Strenge und Disziplin. Die Kinder wurden in sehr große Gruppen eingeteilt.
Diese Massenunterbringung, die hohe Sterblichkeit und dass die Kinder nur zur Arbeit angetrieben wurden führte zu einem erbitterten und lang anhaltenden Streit über die Heimerziehung.


Die Unzufriedenheit mit den Waisenhäusern stieg (vgl Seite 21-23 oben)

Die Kinder wurden oft in engen und dürftigen Räumen unterbracht, was nicht selten
zu Hautkrankheiten führte. Ebenso sorgten Missbräuche in der Verwaltung, schlechte
Kost und hohe Kosten (der Aufenthalt in einem Heim war zu damaliger Zeit
dreimal so teuer wie der in einer Pflegefamilie) für ein eher weniger günstigen
Umständen für die Kinder.
1779 wurde von der "hamburgischen Gesellschaft zur Beförderung der Künste und
nützlichen Gewerbe" eine Preisaufgabe herausgebracht. In dieser Preisaufgabe ging
es vor allem um die Forderung nach gehörig ausgesuchten Pflegefamilien und deren
genaue Überwachung, denn oftmals war ein großes Problem, dass es zu wenig
vertrauenswürdige Familien gab.

Die Voraussetzungen des Vorstehers des Waisenhauses in Hamburg 1840 für ein gut organisiertes Heim sind, dass eine Unterordnung der Ökonomie und des
Rechenwesens vorherrschen, ein ununterbrochener Kontakt von Zögling und der
Anstalt bis mindestens zur Mündigkeit gegeben ist und das Waisenhäuser aufgrund
ihrer hohen Kosten auch mehr Leistung bringen sollen.
Diese Forderungen konnten auch bis heute in der stationären Erziehung nicht, nur
teilweise oder unvollkommen eingelöst werden.

Die Wandlung des Waisenhauses durch Pestalozzi und Rousseau (vgl. Seite 23)

Pestalozzi wurde 1798 in Stanz die Gründung eines Armen-Erziehungshauses übertragen. Zentrales Element in diesen Erziehungshäusern war die Liebe zu den Kindern. Ein Waisenvater sollte nach Pestalozzi Vater, Diener, Aufseher, Krankenwärter und Lehrer in einem sein. Es war für ihn wichtig, dass eine Beschränkung auf das Wichtigste erfolgte: die Erziehungsmethode der Liebe.
Ein sogenannter Wohnstubencharakter sollte als Erziehungsideal dienen, Pestalozzi war dadurch der Gründer des Familienprinzips der Heimerziehung.
Es galt der Versuch Zutrauen und Anhänglichkeit der Kinder zu gewinnen, alles andere kommt von selbst, sagte er.
Außerdem sollte ein Seelenheil durch religiöse Bildung und Hinführung zu Gott gewährleistet werden. Ziel seiner Pädagogik war es Kinder zu brauchbaren Mitgliedern der Gesellschaft bilden.


Johann Hinrich Wichern in Beziehung zur Heimerziehung (vgl. Seite 24)

Johan Hinrich Wichern war Theologe und ist Gründer des "Rauhe Haus" 1833 in Hamburg. Er begegnet den Kindern mit Liebe und Vergebung. Zentrale Aufgaben waren für ihn selbstbestimmte Ordnung, eine nützlich Beschäftigung und der Gebrauch des göttlichen Wortes, um die Liebe in den Herzen der Kinder zu wecken. Für ihn war ein gemütliches Beisammen wohnen immer eine Grundvoraussetzung. Diese Art der Heimerziehung hätte der Wendepunkt der Heime sein können, war es aber nicht.

1908, Münchner Waisenhaus (vgl. Seite 25)

Im Gegensatz dazu stand das Müncher Waisenhaus. Hier war das Widersprechen nicht
gestattet, es wurde eine eher unterwürfige Haltung gegenüber den Erziehern verlangt. Hier herrschten Strenge, Strafen, Schweigen und Ruhe, dementsprechend galt eher eine einseitige Beziehung. Kinder sollten gegenüber den Vorgesetzten Liebe, Ehre und Gehorsam zeigen. Es war somit keine positive emotionale Beziehung zwischen Kind und Erzieher möglich.


Den Begriff "Heim" gibt es erst seit dem 20. Jahrhundert, vorher hießen entsprechende Anstalten z.B.

o "Besserungs- und Corrigendenanstalt"
o Rettungshaus und Rettungsanstalt
o Zwangserziehungsanstalt
o Fürsorgeerziehungsanstalt
o Erziehungsanstalt
o Jugendschutzlager/Konzentrationslager für Jugendliche/ Arbeitslager für Fürsorgezöglinge

Aufgabenstellung der Fremdunterbringung (vgl. Seite 26)

Es fand eine Aufteilung der Hilfsbedürftigen nach rassistischen Merkmalen und Wert für die "Volksgemeinschaft" statt. Das heißt, Kinder, die nur "rassisch wertvoll", erbgesund sowie erziehungsfähig waren kamen in die NSV Jugendheimstätten, alle anderen in die sogenannte Bewahrung wie z.B. Jugendschutzlager, in denen teils unausgebildete Mitarbeiter arbeiteten.
Es war zunächst schwierig, die große Anzahl an Hilfebedürftigen zu versorgen, vor allem, da nur noch wenige Heime vorhanden waren. In den meist überfüllten Heimen, welche mit unausgebildetem Personal besetzt waren, blieben daher nur Erziehungsmethoden wie Strenge und Unterordnung. Nicht jedoch in dem zuvor schon erwähnten Münchner Waisenhaus. Andreas Mehringer gelang es das Familienprinzip innerhalb der Heimerziehung mit dem Wiederaufbau des Hauses „realitäts- und hilfebezogen“ zu realisieren.

Außerdem wurde die Idee, elternlosen Kindern ein Zuhause zu geben, nach dem 2. Weltkrieg durch die SOS-Kinderdorfbewegen praktiziert.
Dieser Weg der Veränderung setzte auf breiter Ebene erst mit dem Beginn der 1970er Jahre ein. Die Unterbringung von Kindern in Kinderdörfern war erstmals eine Abwendung von der Anstaltspädagogik. Hier konzentrierte man sich endlich wieder auf den existierenden Veränderungs- und Verbesserungscharakter der Pädagogik. Hier wurde den Kindern nicht nur eine beständige Bezugsperson gegeben, sondern auch eine wirkliche Atmosphäre der Geborgenheit und des Sich-Zuhause-Fühlens geschaffen.

Andere Institutionen verfügten zwar über bessere Gebäude und ausgebildete Mitarbeiter, jedoch waren es immer noch Anstalten mit ihren typischen Negativmerkmalen.


Teil 2


S.28 - 36 : Entwicklung und Veränderung der Heimerziehung und
Reformen und ihre Auswirkungen



Die Entwicklung der Heimerziehung in ihrem historischen Kontext ab 1960

Ende der 60ger Jahre, wurde mit Hilfe von Studentenorganisationen und anderen Hilfsorganisationen auf die Nöte von den in Heimen lebenden Kindern aufmerksam gemacht. Die Rahmenbedingungen und auch die Erziehungsmethoden in den Heimen galten als sehr umstritten. Daher wurden zunehmend alternative Formen angeboten.
Durch die Veröffentlichung antiautoritärer Erziehungsstile, wie von Neill im
Jahre 1970 und Berichte über negative Heimerziehung, sowie durch die sogenannte antiautoritäre Erziehungsbewegung kam es letztendlich zu Reformforderungen.
Diese Reformänderungen sollten das Ende der autoritären Erziehungsmethoden, kleinere Gruppen, mehr Lohn und Weiterbildung der Pädagogen beinhalten und es sollten Stigmatisierungsmerkmale wie Einheitskleidung abgeschafft werden. (vgl. S.28)

Erfahrungen von Heimerziehungskindern

Laut angaben von ehemaligen Heimkindern mussten die Kinder viele Verstöße gegen die Persönlichkeitsrechte erleiden. Unerträgliche Arbeiten, Strafen oder sogar sexuelle Übergriffe traumatisierten die Kinder schwer. Besonders christliche Erziehungsheime galten als gefährlich.

Öffentliche und private Unternehmen hatten nicht den Willen diese offensichtlichen Verstöße gegen Kinder- und Jugendrechte zu ändern, so meinte es Keppler im Jahre 2010.
Noch heute,nach 50-60 Jahren, müssen die Erfahrungen der ehemaligen Heimkinder aufarbeitet werden. Dies wird zum Beispiel mit der Hilfe von Gesprächen mit ehemaligen Heimarbeitern ermöglicht. (vgl. S. 29)

Der Alltag der Heimerziehungskinder

Selbst der Alltag der Kinder war damals schwer, da das Essen eintönig war, die Hygiene-zustände aufgrund weniger Duschtage und schlechten Toiletten unzumutbar waren. Auch Gegebenheiten wie Erpressungen, Schweigegebote und wenige Feiertage gaben den Kindern ein Minderwertigkeitsgefühl.
Emotionale Zuwendung gab es nicht. Das lag eventuell daran, dass es zu große Gruppen gab und ein so lauter Ton in den Gebäuden herrschte, dass einer den anderen nicht verstand.

Wer nicht gehorchte, musste leiden. Selbst im Schlafsaal musste strenge Ruhe herrschen, da es sonst unter eine kalte Dusche ging oder andere Strafen folgten.
Doch es kam meist noch schlimmer durch Isolation und sexuellen Missbrauch.
Zusätzlich waren Schläge mit dem Rohrstock im Büro oder vor allen anderen Kindern an der Tagesordnung. (vgl. S.30 und 31)
Laut Umfragen gab es zwar auch Leute die in ihren Heimen zufrieden waren, aber die Masse an Leuten die es damals nicht waren, mussten in ihrem weiteren Leben Therapien machen, um heute ein normales Leben führen zu können. (vgl. S. 31)

Viele Verbände wie Evangelische Einrichtungen und Landwohlfahrtsverbände bedauern heute dieses Leid. Doch die Ziele des Vereins ehemaliger Heimkinder sind folgendermaßen darauf aufgebaut. Therapieplätze, Gruppen zur Selbsthilfe, Lohn für die ehemaligen Heimkinder in Form der Rentenanwartschaftszeiten, sowie die Aufarbeitung der Heimerziehungsgeschichte auf wissenschaftlicher Basis, sollen durch den Verband ermöglicht werden. Um diese Ziele zu erfüllen mussten sie sich an den Deutschen Bundestag wenden und der ''Runde Tisch'' erkannte dieses Leid auch an, da es damals in den Heimen massiver Versäumnisse in rechtlichen, pädagogischen und sozialen Bereichen gab (vgl. S 31 und 32).1


Aufgabenstellung: Untersuchen sie, warum auch heute noch Kinderheime in der Gesellschaft eher negativ angesehen sind.


Reformen und ihre Auswirkungen

Reformen für die Heimerziehung waren etwas wichtiges, wonach die Politik, sowie die Gesellschaft forderten.
In den letzten Jahren wurde durch Reformen besonders für die Arbeit in den Heimen gesorgt.
Spezialisiertes, gut ausgebildetes Personal sollte in den Heimen arbeiten.
Darauf aufbauend wurden von den Heimaufsichtsbehörden Richtlinien erstellt, an denen sich die Heime halten sollten.
Eine weitere wichtige Wirkung der Reformen war die Größe der Gruppen in den Heimen.
Etwa vier pädagogische Mitarbeiter sollten sich um zirka acht bis zehn Kinder oder Jugendliche in einer Gruppe kümmern.
Ein negativer Aspekt dieser Reform war jedoch, dass die Kosten stiegen. Besonders die Personalkosten gingen durch die höhere Qualifizierung in die Höhe.
Durch die hohen Kosten wurden zunehmend Alternativen zur Heimerziehung erstellt.
Die ambulanten oder teilstationären Alternativen für den Heimaufenthalt waren die Erziehung in sogenannten Tagesgruppen, eine auch für Familien geeignete sozialpädagogische Familienhilfe, Erziehungsbeistand oder Betreuungshelfer, die Erziehungsberatung oder soziale Gruppenarbeiten.
Doch es gibt auch noch andere Alternativen zur Heimerziehung, die oftmals zum Nachteil der Heime vorgezogen werden. Den Heimen bleibt der schwererziehbare Rest der Kinder,
die an keine Pflegestelle vermittelt werden konnten.
Pflegestellen und Pflegefamilien häuften sich ab Beginn der 70ger Jahre an, und waren für viele Kinder vom größeren Vorteil. (vgl. S. 33)

Doch dabei bleibt die Frage warum Heimerziehung oftmals als so negativ dargestellt wird.
Die Antwort ist das Kampagnen erstellt wurden die besagen, dass zu wenige Kinder an Pflegefamilien vermittelt wurden. Grund dafür waren jedoch anscheinend die häusliche Situation und die nicht ausreichende Motivation der Pflegeelternbewerber.
Außerdem ist es für Kinder über sechs Jahren oder Kinder mit Verhaltensstörungen schwer eine Pflegefamilie zu finden, da Bewerber für die Adoption junge, gesunde Kinder bevorzugen.


Viele Kinder kommen auch nach dem Aufenthalt in den Pflegefamilien zurück ins Heim.
So schreiben es viele Fachliteraturen, deren Abbruchzahlen von 6 bis 40 Prozent schwanken.
Doch der Geburtenrückgang der letzten Jahre verringerte trotzdem die Anzahl der Kinder in Heimen, sowie auch die finanziellen Gründe dabei wieder mal eine Rolle spielten.
(vgl. S. 34 und 35)

Die Zukunft der Heimerziehung

Auch in Zukunft werden Heime noch eine Rolle in der Jugendhilfe spielen. Doch sie sollen sich Qualitativ auszeichnen durch entsprechende Rahmenbedingungen, die die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, die auch aus schwierigen Verhältnissen kommen fördern.
Die Rahmenbedingungen zeichnen sich zusammenfassend durch mehrere Kennzeichen aus.
Um eine Kindergruppe von 8-10 Leuten sollen sich vier Pädagogische Facharbeiter kümmern.
Außerdem sollen die Heime möglichst klein gehalten sein um einen für die Kinder überschaubaren Lebensraum zu schaffen.
Aufbauend darauf sollte die Gestaltung und Architektur vorteilhaft für die pädagogischen Arbeiten sein.
Zur Erlernbarkeit einfacher Alltagsvorgänge, wird der Haushalt geplant, gemeinsam gekocht und gewaschen. Damit diese Bedingungen auch eine gesetzliche Grundlage haben gibt es seit dem 3.Oktober 1990 ein Kinder und Jugendhilfegesetz. (vgl. S. 35 und 36)2


Aufgabenstellung: Fassen sie die Kernaussagen der Reformen und ihre Auswirkungen zusammen.

Aufgabenstellung: Setzen sie sich mit der Zukunft der Heimerziehung auseinander,
indem sie eine eigene Meinung über die Zukunft der Heimerziehung in Deutschland formulieren.

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Teil 3
Quantitative Veränderungen/Träger der Einrichtungen

11,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die 1970 in Heimen der Jugendhilfe untergebracht waren, lebten dort im Rahmen der Fürsorgeerziehung in Erziehungsheimen und in der geschlossenen Heimerziehung. In den folgenden Jahren verringerte sich die Zahl der jugendlichen Heimbewohner stetig. (Vgl. Seite 36)

Gegen Ende des Jahres 2006 befanden sich von den insgesamt 4720 Institutionen der stationären Erziehungshilfe 95% in freier Trägerschaft (vor allem der Caritasverband und das Diakonische Werk) und 5% in öffentlicher Trägerschaft. (Vgl. Seite 36)

Der Rückgang in der Nachfrage nach Heimplätzen wird einerseits zurückgeführt auf vorbeugende und alternative Maßnahmen, andererseits auch auf einen starken Geburtenrückgang. Viele Institutionen musste geschlossen werden und der zunehmende Konkurrenzdruck bewirkte, dass lediglich die qualitativ gut ausgerichteten pädagogischen Institutionen bestehen blieben. Dezentralisierte Heime, in denen in Selbstversorgung das alltägliche Leben gemeistert wird, nahmen an Zahl zu und sind heute pädagogischer Standard. (Vgl. Seite 37)

Der Großteil der Fachkräfte in Einrichtungen der Heimerziehung nehmen mit 49 Prozent Erzieher/innen ein. Weiterhin bestehen die Fachkräfte zu 25 Prozent aus Sozialpädago(inn)en und Sozialarbeiter(inn)en und zu 6,5 Prozent aus Diplompädagog(inn)en und Erziehungswissenschaftler(innen). (Vgl. Seite 37)

Resümee

Das Negativimage der Heimerziehung ist vor allem begründet durch sehr viel Leid, Missachtung, durch das Fehlen einer Befriedigung elementarster Grundbedürfnisse, unzulängliche Rahmenbedingungen und durch das Außerachtlassen pädagogisch begründeter Vorgehensweisen. (Vgl. Seite 37)

Mittlerweile handelt es sich bei den Einrichtungen aber um differenzierte pädagogische Institutionen in denen gut ausgebildete pädagogische Fachkräfte arbeiten, was die Gesellschaft noch nicht anerkennt. (Vgl. Seite 38)

Während der 1960er Jahre wurde der Ruf: „Holt die Kinder aus den Heimen!“ laut, dessen Realisierung in Wirklichkeit aber unverantwortbar und nicht umsetzbar wäre, da die Problemlagen der Kinder der Heimerziehung bedürfen. Differenzierte Institutionen bieten ein großes Spektrum an Leistungsangeboten für die Jugendlichen mit schwierigen Ausgangs- und Lebenslagen. (Vgl. Seite 38)


Die Kinder und Jugendlichen – Die Indikation für Heimerziehung und sonstige betreute Wohnformen

Aus welchen Familien kommen Heimkinder?

Anders als damals kommen die Kinder heute nicht mehr in ein Heim, weil sie elternlos oder ausgesetzt sind (Vgl. Seite 38), sondern weil sie aufgrund schwieriger Verhältnissen in ihrer Herkunftsfamilie nicht leben können, wollen oder dürfen. Im Laufe des Heimlebens werden die traumatischen Lebenserfahrungen, Frustrationen und Erziehungs- sowie Erfahrungsdefizite sichtbar. (Vgl. Seite 39)
Die Familien der Kinder stammen zumeist aus unteren Bevölkerungsschichten mit niedrigem Ausbildungsgrad der Eltern, Alkoholproblemen und anderen Suchterkrankungen, sowie sexuellen Übergriffen.
Aber auch Stiefelternteile spielen eine große Rolle, Scheidungswaisen sind häufig. Oftmals kommen die Jugendlichen mit Beginn der Pubertät in die Einrichtungen, da in dieser Zeit vermehrt Erziehungsprobleme vorhanden sind. (Vgl. Seite 39)

Familien, deren Kinder in ein Heim eingewiesen werden sind dem Jugendamt oft langjährig bekannt und es wurden bereits vergeblich ambulante Maßnahmen angewandt. Teilweise melden sich die Jugendlichen auch selbst beim Jugendamt. (Vgl. Seite 39)

In 49 % der Herkunftsfamilien ist der erziehende Elternteil alleinlebend, in 27 % hat der Elternteil einen neuen Partner. In 24,3 % der Familien ist mindestens ein Elternteil ausländischer Herkunft.


Arbeitsaufgabe 3: Was sagen die heutigen Gründe, die eine Heimerziehung zur Folge haben, über die Situationen in Familien und innerhalb der Gesellschaft aus?


Von 1991 bis 2008 sank die Zahl der jungen Menschen von 64.332 auf 58.690. Durch den Schutzauftrag der Jugendhilfe zur Prävention und Abwehr von Kindeswohlgefährdung stieg die Zahl der Jugendlichen, die einen Aufenthalt in Heimen oder sonstigen betreuten Wohnformen begonnen von 25.307 im Jahr 2005 auf 32.189 im Jahr 2008. Die Aufenthaltsdauer sank jedoch im selben Zeitraum von 27 Monaten auf 21 Monate (Vgl. Seite 40), obwohl durch Evaluationsstudien bekannt wurde, dass Hilfen zur Erziehung im Durchschnitt erst ab dem 2. Jahr nachweisbare Erfolge aufweisen. (Vgl. Seite 41)

Kostengründe sorgen dafür, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer geringer ist, als die für erforderlich gehaltenen 2 Jahre. Dennoch liegt es nicht nur an den Kosten, denn in 38 % der Fälle wurde die Hilfe abweichend von Hilfeplan abgebrochen, zumeist durch die Sorgeberechtigten, volljährigen Heimbewohner, aber auch durch Minderjährige.
Während 35 % nach ihrer Entlassung weitere Hilfen zur Erziehung nutzten, taten dies 44 % nicht. (Vgl. Seite 41)

Wo hatten sich die jungen Menschen vor der stationären Hilfegewährung aufgehalten?
Mit einem großen Abstand hielten sich die Jugendlichen zu 72 % zuvor bei ihren Eltern auf. Erst mit 11 % folgt ein vorhergegangener Aufenthalt in einem Heim oder betreutem Wohnen. Die Zahl der Jugendlichen, die von einem Heim in ein anderes übermittelt wurden, verdoppelte sich. (Vgl. Seite 42)

Wer hat den Heimaufenthalt angeregt?
Zu 45% taten dies soziale Dienste, gefolgt von Eltern/ Personensorgeberechtigten, die zu 28% zu einem Aufenthalt anregen. Der Jugendliche selbst strebt zu 12% selbst den Aufenthalt im Heim an. (Vgl. Seite 42)

Mit 38,2% liegt das Alter von 15 bis 18 Jahren und mit 23,6 % das Alter von 12 bis 15 Jahren im Fokus der Altersverteilung junger Menschen, die im Jahr 2008 neu in ein Heim aufgenommen wurden. Der Hauptschwerpunkt der Neuaufnahmen liegt mit 61% bei der Altersgruppe der 12 bis 18 jährigen, bedingt durch das problemreiche Pubertätsalter. Die Ausgangsbedingungen in der stationären Erziehungshilfe sind daher oft sehr schwierig. (Vgl. Seite 43)


Arbeitsaufgabe 4: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei den jungen Menschen, die im Jahr 2008 aus der Heimerziehung entlassen wurden, betrug 21 Monate. Diskutieren Sie diese
Aufenthaltsdauer aus pädagogischer Sicht.


Die Problemlagen der Kinder und Jugendlichen

Die Problemlagen können gesellschaftlich, individuell und/oder familiär begründet sein. (Vgl. Seite 43)
Als Hauptgründe waren 2008 eine Gefährdung des Kindeswohls (19%), eine Einschränkung der Erziehungskompetenz (17%), Auffälligkeiten im sozialen Verhalten (12%) und unzureichende Förderung (11%) zu nennen. Bei vielen Kindern und Jugendlichen sind aggressive Verhaltensweisen ein Indikator für die Aufnahme, der auch stetig zunimmt. (Vgl. Seite 45)

63% der Jugendlichen bezogen entweder selbst oder über ihre Familie Transferleistungen wie das Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe. Durch Befunde ist belegt, dass durch ein Leben in der Unterschichte, das Risiko emotionaler- und Verhaltensstörungen erhöht wird.
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Praxis und Methoden der Heimerziehung nach
Richard Günder


Fach:
Erziehungswissenschaften





Thema:
Kapitel 2. Heimerziehung im Kontext des Kinder- und Jugendhilfegesetztes (KJHG)


Inhaltsverzeichnis

Thema:

Die generelle Zielsetzung des neuen Kinder- und
Jugendhilfegesetztes (KJHG),
(S. 49 - 51) -


Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung,
(S. 51 - 52) -


Erziehungshilfen im KJHG,
(S. 52 - 53) -


Heimerziehung im Kinder- und Jugendhilfegesetzt,
(S.54 - 56) -


Einbezug seelisch Behinderter,
(S. 56 - 57) -


Sozialdatenschutz,
(S.58) -


Betroffenenbeteiligung,
(S. 58 - 59) -


Partizipation von Kindern und Jugendlichen,
(S. 59 - 62) -


Hilfeplanung
(S. 62 - 67) -


Finanzierung, Neue Steuerung,
(S. 67 - 72) -



Übungsaufgaben


2. Kapitel: Heimerziehung im Kontext des Kinder- und Jugendhilfegesetztes (KJHG)


Die generelle Zielsetzung des neuen Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG)
Das Sozialgesetzbuch trat in den neuen Bundesländern am 3. Oktober 1990 und in den alten Bundesländern am 1. Januar 1991 in Kraft. Das KJHG folgt den Erkenntnissen der Soziationsforschung sowie Ansätzen der Pädagogik und anderen Sozialwissenschaften. Der Perspektivwechsel des alten Jugendwohlfahrtsgesetz (JWG) wird schon in §1 des KJHG deutlich. Das "Recht auf Erziehung, Elternverantwortung, Jugendhilfe" fasst Grundlagen und Zielsetzungen der Jugendhilfe zusammen:
„(1) Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.
(2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.
(3) Jugendhilfe soll zur Verwirklichung des Rechts nach Absatz 1 insbesondere
1. junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung fördern und dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen,
2. Eltern und andere Erziehungsberechtigte bei der Erziehung zu beraten und zu unterstützen,
3. Kinder und Jugendliche vor Gefahr für ihr Wohl zu schützen,
4. dazu beitragen, positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familie sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen.“
Die Leitnorm des KJHG stärkt die Stellung der Eltern und unterstreicht den Wert der Familie. Dem Gesetzgeber war bewusst, dass oft Erscheinungsformen von Familie und Rahmenbedingungen ungünstig sind und kindeswohlgefährdend sein können. Nicht jede Abweichung von der Kernfamilie wirkt sich defizitär oder pathogen (=krankmachend) aus. Kinder und Jugendliche, die Erziehungshilfen benötigen stammen oft aus Familien die verbunden sind mit:
• Zunahme der Ein-Kind-Familie
• Steigerung der Scheidungsquote
• Steigerung der Familien mit Stiefelternteilen
• Berufstätigkeit beider Elternteile
• Betroffenheit von Langzeitarbeitslosigkeit
• Not, eine angemessene Wohnung zu finden und bezahlen zu können
• Verarmungstendenzen und dem Leben am Existenzminimum (Vgl. S. 50)
Die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen ist zunehmend schwieriger und belastender geworden. Dies bestätigte der 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung (2008). Laut diesem tragen insbesondere Alleinerziehende und deren Kinder ein besonders hohes Armutsrisiko. Das Armutsrisiko von Kindern ist deutlich höher als das der Gesamtbevölkerung. Im Januar 2008 lebten 1,8 Millionen Kinder in Bedarfsgemeinschaften und waren auf Sozialgeld angewiesen.
Zitat: "Armutsrisiko in Familien beschränken sich aber nicht allein auf unzureichende Mittel. Bei Kinder und Jugendlichen zeigen sich zusätzlich Entwicklungsdefizite, Unterversorgung mit der Folge gesundheitlicher Probleme und soziale Benachteiligungen. Die Verwirklichungschancen von Kindern aus bildungsfernen Familien bleiben oft schon im Grundschulalter hinter denen anderer Kinder zurück." (Verweis auf Seite 101, welche ein Beispiel enthält)

Armut sowie vorangegangene familiäre Situationen lösen negative Soziationsverläufe von Kindern und Jugendlichen aus und begünstigen sie. Die Erziehungsverantwortung im KJHG liegt primär bei den Eltern. Es gilt die Leistungen zugunsten familiärer Erziehung stark auszuweiten. Dieses Gesetz folgt auch systemorientierten Erklärungen: Schwierigkeiten und Verhaltensstörungen sind als Symptome der individuell vorhandenen Beziehungsstrukturen der Familie und des sozialen Systems zu verstehen. Das Gesetz spricht von individueller sozialer Entwicklung und es enthält keine Vorgabe von allgemeinen Erziehungszielen. Die Lebensbezüge der Menschen werden akzeptiert und ernst genommen. Auf diese wird sozialpädagogisch aufgebaut. Unterschiedliche Leistungsangebote der Jugendhilfe sind umwelt- und lebensweltorientiert. Das Konzept der Lebensweltorientierung bedeutet für die Heimerziehung: Akzeptanz, Beachtung und Förderung früherer und gegenwärtiger örtlicher und sozialer Beziehungen der jungen Menschen. Als Ausgangspunkt einer ressourcenorientierten Entwicklungsförderung gilt die individuelle Lebenswelt. Sie zielt auf die Bewältigung der Anforderungen im Alltag, soziale Gerechtigkeit und Hilfe zur Selbsthilfe ab. (Vgl. S.50-51)

Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung
Die Absicht des Gesetzgebers war es, durch Veränderungen des KJHG 2005 einen besseren Schutz vor Kindeswohlgefährdung zu schaffen. Die Öffentlichkeit, Fachwelt und Politik wurden von spektakulären Fällen von Kindestötungen, Misshandlungen und Vernachlässigungen aufgewühlt. Zwar gab es schon Schutz, aber jetzt mit §8a des KJHG gibt es eine klare gesetzliche Grundlage.
„Werden dem Jugendamt gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung des Wohles einer Kindes oder Jugendlichen bekannt, so hat es das Gefährdungsrisiko im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte abzuschätzen. Dabei sind die Personenberechtigten sowie das Kind oder der Jugendliche einzubeziehen, soweit hierdurch der wirksame Schutz des Kindes oder des Jugendlichen nicht infrage gestellt wird. Hält das Jugendamt zur Abwendung der Gefährdung die Gewährung von Hilfen für geeignet und notwendig, so hat es diese den Personenberechtigten oder den Erziehungsberechtigten anzubieten.“
Der Schutzauftrag ist auch verpflichtend für die Fachkräfte von Trägern und Diensten, die Jugendhilfeleistungen anbieten. Bei einer Gefährdungseinschätzung soll eine erfahrene Fachkraft hinzugezogen werden. Bei Personenberechtigten soll dann auf die Inanspruchnahme von Hilfe hingewirkt werden. Bei nicht ausreichendem Gelingen wird das Jugendamt benachrichtigt. Falls erforderlich wendet sich das Jugendamt an das Familiengericht um einen Sorgerechtsetzug zu bewirken. Bei dringender Gefahr und wenn die Entscheidung des Familiengerichts nicht abgewartet werden kann, besteht dem Jugendamt die Pflicht, das Kind oder den Jugendlichen in Obhut zunehmen.
„Welche Maßnahmen im Einzelfall zur Abwendung einer Gefährdung des Kindeswohl geboten sind, kann … nicht vom finanziellen Aufwand, sondern nur von der Erreichung des Schutzzwecks her bestimmt werden. Dies bedeutet, dass im Einzelfall durchaus die Trennung des Kindes oder Jugendlichen von seinen Eltern und seine Unterbringung im Heim zum Schutze des Kindes oder Jugendlichen geboten sein kann, ohne dass vorab ambulante, familienunterstützende Hilfen ‚ausprobiert’ worden sind“




Erziehungshilfen im KJHG
Die Erziehungshilfen im KJHG regeln unter anderem differenziert die Hilfe zur Erziehung und verzichten auf negativ besetzte und pädagogisch fragwürdige Begriffe des alten Jugendwohlfahrtsgesetzes, wie zum Beispiel "Fürsorgeerziehung" oder "Verwahrlosung". Als Leistungsangebote sind die Angebote der erzieherischen Hilfen zu verstehen. Bei dem Vorliegen der entsprechenden Voraussetzungen besteht ein Rechtsanspruch. Der Gesetzgeber geht nicht mehr von "Erziehungseingriffen" aus, sondern von dem freiwilligen Charakter der Hilfeangebote sowie der Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit den Familien. (Vgl. S.52-53)
"Hilfe zu Erziehung" §27 Abs. 1 des KJHG:
„Ein Personenberechtigter hat bei der Erziehung eines Kindes oder Jugendlichen Anspruch auf Hilfe (Hilfe zur Erziehung), wenn eine dem Wohl des Kindes oder des Jugendlichen entsprechende Erziehung nicht gewährleistet ist und die Hilfe für seine Entwicklung geeignet und notwendig ist.“
Der Erzieherische Bedarf im Einzelfall bestimmt welche Art und welchen Umfang die Hilfe hat. Das engere soziale Umfeld des Kindes oder Jugendlichen wird miteinbezogen. Der Bezug zur Lebensweltorientierung ist somit vorhanden. Die Hilfe zur Erziehung geht von der Gewährung pädagogischer und damit verbundener therapeutischer Leistungen aus.

Leistungsangebote der Hilfe zu Erziehung im Gesetz:
§28 Erziehungsberatung
§29 Soziale Gruppenarbeit
§30 Erziehungsbeistandschaft, Betreuungshelfer
§31 Sozialpädagogische Familienhilfe
§32 Erziehung in einer Tagesgruppe
§33 Vollzeitpflege
§34 Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform
§35 Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung (Vgl. S.53)
Die Hilfe zur Erziehung wird durch die Maßgabe der §§28 bis 35 gewährleistet. Es wird aber auch Raum gelassen für neue, noch zu entwickelnde Methoden, die noch zur Außenseite gehören. Die Paragraphen 28 bis 31 bezeichnen ambulante Erziehungshilfen. Paragraph 32 versteht sich als teilstationäres Angebot, während Paragraphen 33 und 34 stationäre Erziehungshilfen sind. Paragraph 35 hingegen kann als intensive Einzelbetreuung als ambulantes sowie stationäres Angebot erfolgen.
Sind die familiären Beziehungsstrukturen und Bindungen noch einigermaßen erhalten und ist zu erwarten, dass die Verhältnisse durch Hilfe wieder stabilisiert werden können, so sind aufgrund des Familienbezugs des KJHG die ambulanten Erziehungshilfen vorzuziehen. (Vgl. S.53)




Heimerziehung im Kinder- und Jugendhilfegesetz
In § 34 KJHG steht eine Regelung für die Hilfe zur Erziehung in einer Einrichtung über Tag und Nacht geschrieben.
Außerhalb steht im Gesetz, „dass die Heimerziehung heute in sehr differenzierten Institutionen stattfindet.“
Hierzu wird ein Gesetzesauszug aus § 34 des KJHGs gegeben:
„Hilfe zur Erziehung in einer Einrichtung über Tag und Nacht (Heimerziehung) oder in einer sonstigen betreuten Wohnform soll Kinder und Jugendliche durch eine Verbindung von Alltagserleben mit pädagogischen und therapeutischen Angeboten in ihrer Entwicklung fördern. Sie soll entsprechend dem Alter und Entwicklungsstand des Kindes oder des Jugendlichen sowie den Möglichkeiten der Verbesserung der Erziehungsbedingungen in der Herkunftsfamilie
• Eine Rückkehr in die Familie zu erreichen versuchen oder
• Die Erziehung in einer anderen Familie vorbereiten oder
• Eine auf längere Zeit angelegte Lebensform bieten und auf ein selbstständiges Leben vorbereiten.
Jugendliche sollen in Fragen der Ausbildung und Beschäftigung sowie der allgemeinen Lebensführung beraten und unterstützt werden.“ (Vgl. S. 54)

In § 35 wird erwähnt, dass die Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung die pädagogische Differenzierung der Heimerziehung berücksichtigt. Das heißt, dass zum Beispiel Projekte bei der Erlebnispädagogik für besonders schwierige junge Menschen länger dauern können.
Vor der Inanspruchnahme einer Hilfe zur Erziehung müssen die in § 37 festgelegten Mitwirkungen der beteiligten Personenberechtigten und des Kindes oder Jugendlichen beraten werden.
Der Erziehungsberechtigte und der junge Mensch sind bei der Auswahl der Einrichtung oder Pflegestelle für Hilfe außerhalb der Familie beteiligt. (Vgl. S. 54)

Hilfepläne werden in Teamarbeit von Gruppenerzieher- und Erzieherinnen, den zuständigen Fachkräften, des Jugendamtes, den Eltern des Kindes und des jungen Menschen erstellt, wenn dieser über einen längeren Zeitraum Hilfe bei der Erziehung bekommt. (Vgl. S. 55)

Durch das KJHG wird unter anderem auch die rechtliche Zuständigkeit und die Finanzierung der Heimerziehung.
„Gemäß § 85 KJHG ist nun stets das Jugendamt für die Gewährleistung von Leistungen zur Hilfe zur Erziehung zuständig, in dem das Kind oder der/die Jugendliche seinen/ihren gewöhnlichen Aufenthalt hat.“
Laut § 27 haben die Personensorgeberechtigten Anspruch auf Förderungsmaßnahmen der Hilfe zur Erziehung für Kinder, wenn die beanspruchte Hilfe für die Entwicklung und Neigung notwendig oder das Wohl des Kindes/Jugendlichen gefährdet ist.
In Einzelfällen ist es den Eltern möglich, Heimerziehung für Kinder einzuklagen. (Vgl. S. 55)

„Nach § 41 KJHG soll jungen Volljährigen (in begründeten Einzelfällen auch über das 21. Lebensjahr hinaus) Hilfe für ihre Persönlichkeitsentwicklung und zu einer eigenverantwortlichen Lebensführung gewährt werden."
In der Heimerziehung oder Betreutes Wohnen entscheidet die momentane Situation des Betroffenen, ob und wie lange die Hilfe notwendig ist.
Durch den öffentlichen Kostendruck lehnen die Jugendämter Jugendhilfeförderungen für junge Erwachsene über 18 Jahren ab. (Vgl. S. 56)


Einbezug seelisch Behinderter
Seelisch Behinderte Kinder oder Kinder, die an solch einer Behinderung erkranken können, haben Anspruch auf Eingliederungshilfe und im Bedarfsfall auch Anspruch auf Hilfen zu Erziehung. Damit ist auch die stationäre Erziehungshilfe mit inbegriffen.
Wenn eine Person unter einer seelischen Behinderung leidet, kann der Träger der öffentlichen Jugendhilfe einen Facharzt oder Psychotherapeuten zur Beratung hinzuziehen.
Personen sind seelisch Behindert, wenn sie als chronisch psychisch krank gelten. Meist haben die erkrankten Personen einen längeren psychiatrischen Aufenthalt hinter sich.
Seelisch Behinderte Menschen sind auf fremde Hilfe angewiesen, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.


„Bei Kindern und Jugendlichen handelt es sich aus traditioneller Sichtweise vor allem um solche mit autistischen und anderen psychotischen Syndrome, mit Persönlichkeitsstörungen auf der Grundlage schwerwiegender Neurosen oder mit Befindlichkeiten nach hirnorganische Erkrankungen.“
„Eine Einrichtung der Heimerziehung, in der seelisch Behinderte Kinder und Jugendliche aufgenommen werden, benötigt die entsprechenden Vorraussetzungen und personellen Rahmenbedingungen, damit erzieherische und therapeutische Prozesse erfolgreich verlaufen können und eine Integration als Zielsetzung realistisch bleibt."
In der jeweiligen Einrichtung benötigen die seelisch Behinderten Menschen Schutz vor „Übergriffen, Ablehnungen, Abwertungen und Abgrenzungen durch in Betreuungsverantwortung stehende Fachkräfte, Eltern, Schule etc.“
Nicht jede Einrichtung ist dafür ausgelegt, seelisch Behinderte Kinder und Jugendliche aufzunehmen und zu betreuen. (Vgl. S. 57)

„Viele bestehende Behinderungen wie beispielsweise Körperbehinderung, Sprachbehinderung, Lernbehinderung und geistige Behinderung sehr häufig mit sekundären psychischen Beeinträchtigungen einhergehen, auf deren Grundlage sich eine psychische Behinderung entwickeln kann.“ Diese Behinderungen unterliegen dem BSHG. (Vgl. S. 57)


Sozialdatenschutz
„Soziale Daten und Tatbestände, die im Rahmen der Inanspruchnahme erzieherischer Hilfen bekannt und gesammelt werden, dürfen nur mit dem Einverständnis der Betroffenen weitergegeben werden (§ 65 KJHG).“ Minderjährige müssen vor der Offenbarung ihrer Sozialdaten ihre Einwilligung geben. Geschützte Sozialdaten werden weiter gegeben, da diese beispielsweise bei Hilfeplangesprächen fachlich notwendig sein können. Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen vor einem Hilfeplangespräch informiert werden, damit diese ihre Zustimmung oder Ablehnung zur Veröffentlichung ihrer Sozialdaten geben zu können.
Generelle Anforderungen von Berichten über Entwicklungsverläufe, von Betreuungs- oder Abschlussberichten, entsprechen nicht den Datenschutzvorschriften.
„Solche Berichte, in denen z.B. Angaben enthalten sind über das soziale Verhalten der Minderjährigen (zu anderen Minderjährigen, zu Fachkräften, in der Schule, in der Erziehungsgemeinschaft, im Außenleben etc.), besondere Auffälligkeiten, Vorkommnisse, ihre Phantasie, ihr Antrieb, ihre Stimmungslage, ihr Erscheinungsbild, ihr Auftreten, ihr Verhältnis zu den Eltern, Geschwistern oder anderen Personen, sind regelmäßig unzulässig (Proksch 1996, S. 227)“ (Vgl. S. 58)


Betroffenenbeteiligung
Das KJHG geht von Leistungen aus, welche in partnerschaftlicher Kooperation mit den Betroffenen zu klären und abzustimmen sind.
Nach § 5 KJHG können sich die Eltern hinsichtlich der Einrichtung und Dienste der verschiedenen Träger bezüglich der Gestaltung der Hilfe entscheiden.
In § 8 KJHG ist festgelegt, dass Kinder und Jugendliche an allen sie betroffenen Entscheidungen der öffentlichen Jugendhilfe zu beteiligen sind. Mit den Kindern und Jugendlichen sollen gemeinsam partnerschaftliche Abwägungen getroffen werden, damit man Lösungen und Perspektive entwickeln kann. (Vgl. S. 59)

Nach § 36 KJHG müssen die Kinder und Jugendlichen, sowie die Personensorgeberechtigten, vor der Entscheidung der Inanspruchnahme einer Hilfe beraten werden. (Vgl. S. 59)

Wenn eine Hilfe über einen längeren Zeitraum andauert, muss in Zusammenarbeit mit den Personensorgeberechtigten und mehrerer Fachkräfte, über eine angezeigte Hilfeart entschieden werden. (Vgl. S. 59)



Partizipation von Kindern und Jugendlichen
Probleme mit dem Partizipationsprozess
Jugendhilfe kann nur dann Ressourcen- und lebensweltorientiert sein, wenn die Kinder sich aktiv beteiligen (sich partizipieren). Ist dies sogar in den Hilfen zur Erziehung gesetzlich normiert, sieht es in der Praxis allerdings oft anders aus.
Mehrere Studien bestätigen die geringe Beteiligung der Kinder und Jugendlichen am Hilfeplanungsprozess.

Die Partizipation betroffener Jugendlicher sei nicht genug in die Jugendhilfe verankert heißt es von Petersen (2002). Mehr Fachkräfte erfüllten nur eine Alibi-Funktion. Momentan versagt die Jugendhilfe bei ihrem Auftrag offensiv auf die Jugendlichen einzuwirken um eine soziale Teilnahme
In den sie betreffenden Bereichen zu ermöglichen.

Ein weiterer Missstand ist das die Mitentscheidungsmöglichkeiten für die Jugendlichen oft zu gering sind. Dies geht mit der Orientierung einher, dass der Erzieher wisse was das Beste für den jugendlichen sei. Partizipation nimmt hier einen untypischen fast zufälligen Platz ein. Diese Orientierung ist Ergebnis der Ausnutzung der Machtasymmetrie zu Gunsten der Fachkräfte, die zu bequem sind den jugendlichen diese Chancen zu eröffnen und stattdessen diese lieber bevormunden.

Man sieht also, dass die Partizipation Jugendlicher in der Heimerziehung einigen Problemen gegenübersteht.

Partizipationsprozesse heute & Beispiele
Durch die Skandalisierung der Heimerziehung änderte sich allerdings: Heim Räte wurden gegründet, Gruppensprecher gewählt und Vollversammlungen abgehalten. Rituale die schon fast in Vergessenheit geraten waren . Diese Mitsprache rechten sind auch im gewöhnlichen Familienleben sehr wichtig und werden trotzdem allzu gerne (und gerade im Falle späterer Heimkinder) übergangen.



Trotzdem darf man Heimgruppen und Familien nicht gleichsetzten denn Beziehungen hier sind von Professionalität geprägt was eine gewisse Distanz mit sich bringt. Die Partizipation kann gefährdet werden wenn allerdings trotzdem ein Machtverhältnis des Erziehers über den jugendlichen vorherrscht oder durch Konkurrenz gestört ist.

Die moderne Heimerziehung will Ressourcen und lebensorientiert sein, dies schließt die regelmäßige Partizipation der jugendlichen mit ein. Beispiele sind:

-Mitspracherecht bei Gruppenregeln
-Mitspracherecht bei Ausflugs- Urlaubszielen
-Mitspracherecht bei der Möblierung
-Mitspracherecht bei der Einstellung einer neuen Fachkraft
-Mitspracherecht bei der Aufnahme eines Kindes in die Gruppe


Hilfeplanung
Hilfeplanung ist die Planung der zu leistenden Hilfe für eine Person unter Aufsicht von Expert[inn]en über einen längeren Zeitraum. Hierbei können auch außerfamiliäre Institutionen im Spiel sein zum Beispiel in Form von Heimerziehung oder Vollzeitpflege. Laut §37 des KJGH hat eine intensive Zusammenarbeit unter den Betroffenen (Gruppenleiter, Pfleger etc.) zu bestehen. Diese Personen sollten in der Lage sein den Betroffenen zu beurteilen was eine Gewisse Bekanntheit zwischen ihnen erfordert.

Die Betroffenen und die Personensorgeberechtigten sind an dem Prozess interaktiv beteiligt.
Ziel sind zum Beispiel bisherige Fortschritte zu bewerten, Ziele zu formulieren und Lebensperspektiven zu klären.

Eine Hilfeplanung läuft in etwa unter den folgen Schritten ab:
-Eltern und/oder Jugendlicher wenden sich ans Jugendamt
-Beratungsgespräch mit Sozialarbeiter(in) , in dem Vor-/ Nachteile der Hilfe erläutert werden
-Wird Hilfe als notwendig erachtet und wenn alle Parteien mit den Grundzügen zufrieden sind kommt es zum Hilfeplanprozess.


Der Hilfeplanprozess besteht in der Regel aus zwei Teilen:
Dem Fachgespräch:
Beteiligte: Expert[inn]enrunde eventuell auch Lehrer(in), Mediziner oder Psychologen
Eine umfassende Darstellung des individuellen Falles (Vorgeschichte, mögliche Ursachen für Störungen), danach eine Diskussion über mögliche Interventionen.

Dem Hilfeplangespräch (auch HPG):
Beteiligte: Expert[inn]enrunde mit Eltern und dem Jugendlichen
Entscheidungen über den Umfang der Erziehungshilfe werden abgestimmt, sollten aber für alle tragbar sein. Zudem soll die Hilfe letztendlich der Selbsthilfe zuspielen.

Stellung des Jugendlichen damals und heute:
Heutzutage hat sich die Stellung der betroffenen geändert. Waren sie damals Bittsteller, Schmarotzer, Abschaum und Versager so haben sie heute recht auf diese Hilfe und ihre faire Chance.

So auch die Rolle im Prozess selbst. Aus dem Erziehungsobjekt ist ein selbstbestimmender Jugendlicher geworden, der vom Fachpersonal als solches respektiert und nicht rumgeschubst werden sollte. Daher ist auch ihre Meinung in Hilfeplangesprächen von besonderer Last.

Kritik an HPGs:
Trotzdem gerieten die HPGs in die Kritik, da sie eine „an der Mittelschicht orientierte Kommunikation“ voraussetzet, was von den Fachkräften hohe Professionalität gebunden mit den Fähigkeiten zur Empathie und fachlichen Reflexivität erfordert.

Missverständnisse gegenüber Heimaufenthalte in der Gesellschaft
Heimerziehung bzw. jede Form vom betreuten Wohnen ist auf einen längerfristigen Aufenthalt abgestimmt (Standardmäßig 1 Jahr, aber verlängerbar bis zur Verselbstständigung). Aufenthalte von zwei oder drei Jahren sind daher nicht ungewöhnlich wenn mehrere Gründe gegen das zurückkehren in die Ursprungsfamilie spricht.

Trotzdem wird ein Aufenthalt in einem Heim als schwerer Schicksalsschlag verstanden. Die Vorzüge der Partizipationsmöglichkeiten eines Jugendlichen in der heutigen Heimerziehung werden übersehen oder sind einfach schlicht und einfach unbekannt.
Ebenfalls unbekannt ist das die Betroffenen stetig beraten wurden, und nur in seltensten Fällen kommt es vor, dass keine Einigung zwischen Fachkraft und Jugendlichem gefunden werden kann oder das Kind zum eigenen Schutz in ein Heim gebracht wird.

Insgesamt gibt es wesentlich mehr Entscheidungsmöglichkeiten als man denken würde. Stehen zum Beispiel mehrere Heime zur Auswahl kann der Jugendliche die Entscheidung mittragen oder sogar „Probewohnen“ beantragen.

Der Hilfeplan
Zweimal im Jahr von den Teilnehmern eines HPG ein Hilfeplan aufgestellt. Inhalte dieser Gespräche erstrecken sich von Themen wie dem momentanen Entwicklungsstand bis zu den Perspektiven des Kindes und denen in seiner Familie.

Oftmals sind den betroffenen Jugendlichen aber selbst gar nicht bewusst was für eine Entscheidungsmacht sie bei der Erstellung eines Hilfeplans mittragen. Diese mangelnde Identifikation mit dem Hilfeplan wird auch häufig als Grund von fehlgeschlagenen Hilfeplänen ausgelegt.

Um dies zu verhindern werden von Petersen einige methodische Ablaufpunkte empfohlen:

- Eine Vorbereitung auf die Auswirkung und Bedeutung des Hilfeplans und die damit verbundene Tragweite der Entscheidungen
- Das erschaffen einer angenehmen Gesprächsatmosphäre um den Jugendlichen nicht zu überfordern bzw. einzuschüchtern
- Die schriftliche Dokumentation des HPGs in dem Maße das auch das Kind selbst es nachvollziehen kann (und natürlich lesen darf)


Finanzierung, Neue Steuerung: §§27-35 KJHG
Die Kosten der erzieherischen Hilfen übernehmen meist örtliche Träger der öffentlichen Jugendhilfe, manchmal aber auch Kreise, kreisfreie Städte oder auch kreisangehörige Gemeinden. Diese Träger bieten die Leistungen der Erziehungshilfe selbst an und/oder finanzieren entsprechende Aufwendungen solcher erzieherischen Hilfen. (Vgl. S. 67/68)

Ambulante und teilstationäre Erziehungshilfen:
Ambulante Erziehungshilfen sind in der Regel kostenfrei, wenn ohne diese Hilfen und entsprechenden Leistungen das Wohl des Kindes oder Jugendlichen gefährdet wäre. Zu den ambulanten Erziehungshilfen gehören die Erziehungsberatung, die soziale Gruppenarbeit, der Erziehungsbeistand, die Betreuungshelfer, die sozialpädagogische Familienhilfe und die sozialpädagogische Einzelbetreuung.
Teilstationäre Erziehungshilfen dagegen sind kostenpflichtig.. Zu diesen Hilfen gehören die Erziehung in einer Tagesgruppe, die Vollzeitpflege, die stationäre Erziehungshilfe, die Heimerziehung, das betreute Wohnen und sozialpädagogische Einzelbetreuung (wenn diese außerhalb der Familie stattfindet). (Vgl. S. 68)
Kostenbeiträge zu stationären und teilstationären Erziehungshilfen (§§ 90-97 KJHG) werden erhoben, wenn Eltern und/oder betroffene Kinder oder Jugendliche in der Lage sind diese zu zahlen (im Rahmen der einschlägigen Bestimmung des Bundeshilfegesetztes). Bei finanziell besser gestellten Eltern wurden diese Kostenbeiträge erhoben, wobei die Kosten nie höher waren als die häusliche Ersparnis, die durch Fremdunterbringung eintrat. (Vgl. S. 68/69)

Abwandlung der Regelung 2005:
Der Mindestkostenbeitrag liegt nun in der Höhe des Kindergeldes, welches die Eltern von Kindern bekommen, die sich in einer Einrichtung der stationären Erziehungshilfe aufhalten. Ansonsten sind die Kostenpflichtigen im angemessenen Umfang zu den Kosten heranzuziehen. Diese sind abhängig von der Höhe des Einkommens der Eltern. Daraus ergeben sich Beitragsstufen zu den jeweiligen Einkommensgruppen der Eltern (§ 94 KJHG). Für zusammenlebende Eltern können sich höhere Kosten ergeben, da diese meist zwei Einkommen haben. Von den Kosten kann abgesehen werden, wenn damit der Zweck der Leistung gefährdet wird (§ 93 KJHG).
Kinder und Jugendliche können auch zu Kosten der teilstationären oder stationären Erziehung herangezogen werden, wenn die ein entsprechendes Einkommen haben (z.B.: Ausbildungsgehalt). (Vgl. S. 68/69)

Heimerziehung:
Die Heimerziehung gerät nach dem 10. Kinder- und Jugendhilfebericht unter Legitimationsdruck, da sie als kostenintensivste Maßnahme erzieherischer Hilfe gilt. Sie macht daher einen hohen Anteil der gesamten Jugendhilfekosten aus. Diskussionen um ambulante und (teil-) stationäre Hilfe stehen angesichts der schwierigen Haushaltslage der Kommunen unter Kostenüberlegungen. Daher heißt der Grundsatz des 11. Kinder- und Jugendhilfegesetztes darin, dass die Ausgaben den Aufgaben zu folgen haben und nicht umgekehrt. (Vgl. S. 69)

Neue Steuerung:
Durch die Finanzkrise der öffentlichen Haushalte und der Tendenz einer Ausweiterung von Jugendhilfeausgaben, welche eine Kostensteigerung zu Folge hatte, erreichte die „Neue Steuerung“ (Verwaltungsreform) den Jugendhilfebereich.
Es wurde eine Qualitätsdebatte geführt, bei der es Forderungen nach mehr Kundenorientiertheit, nach einer besseren Transparenz und nach besserer Vergleichbarkeit von Leistung und Kosten gab.
„Neue Steuerung“ meint eine umfassende Reform der Verwaltung nach Strategien des Managements, welche die sozialen Dienstleistungen bürgerfreundlicher und dezentral gestalten sollte. Dabei sollten Aufbau, Organisation und Management der Verwaltung jedoch zentral bleiben sollten. (Vgl. S. 69)

Übertragbarkeit auf den Jugendhilfebereich:
Nun stellt sich jedoch die Frage, ob eine Übertragbarkeit vom Verwaltungs- auf den Jugendhilfebereich möglich ist. Denn aufgrund abweichender Biografien, Störungen und Soziationserfahrungen können keine eindeutigen Prognosen über die Erreichbarkeit von Zielen gemacht werden.
Durch die Erhöhung der Ausgaben gerät die Kinder- und Jugendhilfe unter Druck sich politisch zu legitimieren. Daraus ergibt sich die Forderung nach stärkerer Zielorientierung der Hilfen und nach mehr Effektivität und Effizienz. (Vgl. S. 70)

Kosten:
Träger bzw. Einrichtungen wurden durch pauschalisierte Zahlungen oder Pflegesätze honoriert (§§ 28-35 KJHG), diese Kosten orientieren sich an entstandene Personal-, Verwaltungs- und sonstige Kosten. Für einen Träger d.h. für einen Träger wurden alle Fälle in gleiche Höhe finanziert und der tatsächlich zu leistende Aufwand für Kinder und Jugendliche wurden nicht beachtet (individuelle Vorgehensweisen waren nicht notwendig, da die Kosten sowieso pauschalisiert wurden). (Vgl. S. 70)

1999: Neue gesetzliche Regelungen:
• "Der Pflegesatz wird unabhängig von den tatsächlichen Kosten einer konkreten Einrichtung nach einheitlichen Grundsätzen in einer Vergütungsvereinbarung geregelt. Kalkulationsbasis ist der fiktive künftige Aufwand für eine entsprechende der Leistungsvereinbarung zu erbringende Leistung." (Schmeller 2007, S 716)
Das Kinder- und Jugendhilfegesetzt wurde durch neue Regelungen ergänzt (§ 78a- 78g KJHG), wobei Leistungsangebote, Entgelte und Qualitätsentwicklung am 1.1.1999 in Kraft traten. Von den neuen Regelungen sich teilstationäre, sowie stationäre Erziehungshilfen betroffen. Nicht betroffen davon bleiben ambulante Erziehungshilfen. (Vgl. S. 71)

Vereinbarung:
Leistungen werden nur dann von öffentlichen Jugendhilfeträgern finanziert, wenn mit den Trägern der Einrichtungen oder mit ihren Verbändern Vereinbarungen getroffen wurden. Dazu zählen Leistungsvereinbarungen, Entgeltvereinbarungen und Qualitätsentwicklungsvereinbarung. Eine Qualitätsdebatte wird schon länger geführt, wobei die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität diskutiert wird.
Die Leistungsvereinbarung muss dabei, Art, Ziel und Qualität des Leistungsangebots, den zu betreuenden Personenkreis, die sächliche und personelle Ausstattung, die Qualifikation des Personals und die betriebsnotwendigen Anlagen und Einrichtungen festlegen (§ 78c KJHG). Die Leistungsangebote müssen leistungsgerecht sein und deshalb den Leistungs- und Qualitätsvereinbarungen entsprechen.
Kosten und Leistungen sollten dadurch transparenter werden, wobei Kostendämpfungen im Bereich der stationären Hilfe zur Erziehung erwartet wurden. Jedoch war das Gegenteil der Fall und es kann stattdessen zur Kostensteigerung. (Vgl. S. 70)

Fachleistungsstunde:
Dieser Begriff wurde im Zusammenhang mit der Diskussion über Leistungsvereinbarungen und der Qualitätssicherung eingeführt. Die Fachleistungsstunde ist eine Verrechnungseinheit und wird bei ambulanten Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe angewandt. Die kalkulierten Gesamtkosten eines Angebotes werden dabei auf eine Zeitstunde verrechnet. (Vgl. S. 71/72)

Vereinbarung zum Entgelt:
Die Höhe des Entgelts (pro Kind und Tag) wird von Institutionen der stationären Erziehungshilfen mit den örtlichen Trägern, in partnerschaftlichen Verhandlungen, vereinbart. Davor werden Leistungsvereinbarung, Kostenkalkulationen und Qualitätsentwicklungsvereinbarungen geklärt. Die Höhe des Entgeltes pro Kind oder Jugendlichen für einen Tag liegt bei 130 bis 150 Euro. Ein Heimplatz mit der Grundversorgung kostet somit 3900 bis 4500 Euro im Monat. Das Entgelt deckt die „normale Versorgung“, die Erziehung und Förderung und das Wohnen und die Freizeitgestaltung des Kindes oder Jugendlichen ab. (Vgl. S. 72)
Die intensive Hausaufgabenbetreuung, Therapiestunden, Motopädagogik, Spieltherapie und das therapeutische Reiten werden zusätzlich durch Fachleistungsstunden, mit 60 bis 80 Euro pro Stunde, vergütet. (Vgl. S. 72)


Übungsaufgaben
1. Aufgabe:
Eine wichtige Leitnorm im KJHG ist die „Lebensweltorientierung". Erläutern Sie diesen Begriff.

2. Aufgabe:
Führen Sie in einer Kleingruppe ein Rollenspiel zur Hilfeplanung durch. Diskutieren
und dokumentieren Sie Ihre Eindrücke hierzu.

3. Aufgabe:
Skizzieren Sie die Begriffe „Sozialdatenschutz“ und „Partizipation“.

4. Aufgabe:
Erörtern Sie, ob eine qualitätsorientierte Heimerziehung wirklich so teuer sein muss.



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Thema:
Kapitel 3
aus dem Buch Praxis und Methoden der Heimerziehung von Richard Günder



Autorenkollektiv


Inhaltsverzeichnis

Deckblatt
Inhaltsverzeichnis

Thema
1. Heimerziehung hat sich verändert
2. Außenwohngruppen und Wohngruppen
3. Eigene Meinung
4. Betreutes Wohnen
5. Erziehungsstellen
6. Eigene Meinung
7. Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung § 35 Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG)
8. Flexible Erziehungshilfen
9. Arbeitsaufgaben



Arbeitsauftrag: Erstellung einer Hausarbeit als Gruppenarbeit - Kapitel 3
→ Seiten: 75-82 aus Praxis und Methoden der Heimerziehung von Richard Günder

Heimerziehung hat sich verändert

Durch neue Reformen der Heimerziehung in den 1970er und 1980er Jahren wurde das Praxisfeld in der Heimerziehung, hauptsächlich durch quantitative und strukturierende Verbesserungen, erheblich verändert. Dies führte zu einer Differenzierung der institutionellen Rahmbedingungen, sodass viele Heime dadurch ihren Charakter einer Anstalt verloren. Die Funktionen der Großküche, der Speisesäle und der Wäscherei wurden zum Beispiel auf die Gruppe verlagert, dass dazu führte, dass die Erzieher und Erzieherinnen durch ihr Handeln nun keine Überversorgungssituationen mehr hervorrufen. Ziel der Übertragung solcher Funktionen auf die Kinder- und Jugendlichen ist es, diese in den alltäglichen Ablauf des Tages einzuarbeiten und sie gleichzeitig dadurch in pädagogische Prozesse zu integrieren. So lernen die Kinder- und Jugendlichen bei der Verrichtung alltäglicher Handlungen beispielsweise die Notwendigkeit von Regeln, das Leben in einer demokratischen Lebenswelt, Selbstständigkeit und viele weitere pädagogisch wertvolle und bedeutenden Eigenschaften und (Handlungs-)fähigkeiten. Hervorgerufen durch die Reformen der Heimerziehung, kam es zur Verbreitung von Heimgruppen in andere Häuser und Stadtteile, in Form von Außengruppen, selbstständigen Wohngemeinschaften, sowie Vorläufern des betreuten Wohnens. Heute reicht das ausgeprägte Feld der stationären Erziehungshilfe sogar bis hin zu Erziehungsstellen, bei denen es sich um die Unterbringung von Kinder und Jugendlichen innerhalb einer professionellen Pflegefamilie handelt. (vgl. Seite 75 - Kapitel 3)


Außenwohngruppen und Wohngruppen

Gegen Ende der 1960er Jahre unterlag die Heimerziehung der Kritik, dass sie die Kinder und Jugendlichen zu unselbstständigen Menschen heranziehen würde, was auf die Überversorgung der Heimkinder zurückzuführen war. 1970 reagierte die Heimerziehung in Form von Außenwohngruppen auf ihre Kritik. Durch das unauffällige integrieren der Außenwohngruppen in das normale Wohnfeld, zum Beispiel durch die Auslagerungen der Gruppen in andere Gebäude, Einfamilienhäuser oder größere Etagenwohnungen, verhalf die Heimerziehung sich zur Reduzierung ihres negativen Heimcharakters mit Anstaltseigenschaften.

In einer solchen Gruppe befinden sich circa fünf bis acht Kinder- und Jugendliche, welche von pädagogischen Mitarbeitern im Schichtdienst oder von einem Erziehungspaar (zwei Erziehungspersonen), das in der Wohngruppe lebt, betreut werden. Zur früheren Zeit lebten vor allem Jugendlichen in solchen Außenwohngruppen, mit dem Ziel, sich zunehmend zu verselbstständigen. Doch zu neuerer Zeit, sowie auch heute werden auch Kinder in die Außenwohngruppen aufgenommen, wobei es sich hier meistens um solche Kinder handelt, die voraussichtlich bis zu ihrer Selbstständigkeit auf eine öffentliche Erziehung angewiesen sind.

Die Verbindung der Außenwohngruppen zu dem Stammheim wird jedoch nicht unterbrochen. So können die Wohngruppen die Serviceleistungen, zum Beispiel therapeutische Dienstleistungen, sowie Aushilfen in Urlaubs- oder Krankheitsfällen oder ähnliches, des Stammheims immer noch weiterhin nutzen. Eine solche Verbindung kann jedoch nicht nur positive, sondern auch negative Auswirkungen haben, wenn es zum Beispiel zu einer großen Abhängigkeit zum Stammheim kommt und sich die hierarchischen Strukturen des Heimes auf die Außenwohngruppen übertragen.

Wohngruppen und Wohngemeinschaften sind hingegen vollkommen selbstständige Institutionen, deren Verbreitung sich in den letzten Jahren zunehmend entwickelte. Um dem Nachteil aus dem Weg zu gehen, dass sie beispielsweise nicht die Service- und Dienstleistungen eines Stammheimes nutzen können, haben sich oftmals Wohngruppen zu einem Verbund zusammengeschlossen. (vgl. Seite 75-76, Kapitel 3)


Eigene Meinung

Meiner Meinung nach sind die Leistungsangebote der Außenwohngruppen, sowie der Wohngruppen und Wohngemeinschaften in der Heimerziehung besonders sinnvoll. Diese Einrichtungen bieten allerlei Vorteile, sodass die Kinder und Jugendlichen hier die Chancen und Möglichkeiten erhalten, selbstständiger zu werden, allgemein mehr Freiheiten und eine größere Privatsphäre haben und eine eigene Hausordnung. Der Vorteil der eigenen Hausordnung ist dieser, dass Regeln, Aufgabenbereiche, etc. individueller an die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder angepasst werden können. Des Weiteren erlernen sie durch das Aufstellen eigener Regeln in einer Gruppe die Notwendigkeit der Regeln und das Leben in einer demokratischen Lebenswelt.

Die Außenwohngruppen stehen in Verbindung zu dem Stammheim, wobei sie hier verschiedene Serviceleistungen des Heimes beanspruchen können, wie zum Beispiel therapeutische Dienstleistungen oder Aushilfen in Urlaubs- oder Krankheitsfällen. Diese Verbindung zu dem Stammheim kann jedoch den Nachteil in sich bergen, dass sich die hierarchischen Strukturen des Stammheimes auf die Außenwohngruppen übertragen, wenn eine zu große Abhängigkeit zum Heim vorhanden ist. Anders als bei den Außenwohngruppen, schließen sich die Wohngruppen und Wohngemeinschaften bei Problemen zu einem Verbund zusammen, unterstützen sich gegenseitig und helfen sich dort aus, wo sie können. Diese Art der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Wohngruppen und Wohngemeinschaften, rufen keinen Nachteil hervor, da in den beiden Einrichtungen jeweils die gleichen Regeln und Normen berücksichtigt und verfolgt werden. So wäre dieses Leistungsangebot in der Heimerziehung am optimalsten.

Ich denke jedoch, dass sich durch besonderes Bemühen und besondere Achtung auch der Nachteil der Außenwohngruppen vermeiden beziehungsweise umgehen lässt. So komme ich zu dem Ergebnis, dass ich die Außenwohngruppen, sowie die Wohngruppen und Wohngemeinschaften als Leistungsangebot in der Heimerziehung als besonders sinn- und wertvoll erachte.


Betreutes Wohnen

Früher wurde diese Art der Jugendhilfeform „Sozialpädagogisch betreutes Wohnen“ und „Mobile Betreuung“ genannt.
Das Angebot des betreuten Wohnens kann als Betreuungsangebot für Jugendliche und junge Volljährige verwirklicht werden:

1) Es kann von Jugendlichen und jungen Volljährigen beansprucht werden, die davor schon in einem Heim oder einer Wohngruppe lebten und dort Selbstständigkeit und Eigenverantwortung beweisen konnten.
Diese Jugendlichen können sich nun in einer eigenen Wohnung, in der sie alleine oder mit anderen zusammenleben weiter verselbständigen.
Sozialpädagogische Fachkräfte unterstützen sie (vor allem bei Fragen zur Ausbildung und Lebensführung) dabei.
2) Es kann von Jugendlichen und jungen Volljährigen beansprucht werden, die in der Heimerziehung nicht zurecht gekommen sind.
(Sie wollen oder können nicht in der Gruppengemeinschaft leben und lehnen diese Form der Unterbringung total ab)
Das betreute Wohnen ist eine Alternative für die geschlossen Unterbringung, welche pädagogisch fragwürdig und in meist ineffizient ist. Es ist außerdem eine Alternative zur völligen pädagogischen Resignation und Hilflosigkeit, man überlässt die jungen Menschen nicht einfach deren Schicksal auf der Straße.

Seit dem Jahr 1991 steigt die Zahl der jungen Menschen, die die Form der stationären Erziehungshilfe in Anspruch nehmen enorm.
(vgl. S. 76-77, Kapitel 3)


Erziehungsstellen

Erziehungsstellen nehmen den Platz zwischen Heimerziehung und Pflegefamilie ein.
In eine Erziehungsstelle können 1-3 Kinder oder Jugendliche aufgenommen werden, dabei handelt es sich um solche, die spezielle pädagogische Bedürfnisse und Entwicklungsdefizite aufweisen, die in einer Heimerziehung nicht ausreichend differenziert werden können.
Zum anderen können es auch solche sein, die Gruppenbedrängend- oder erschwerend sind. Diese belasten das Gruppenleben und werden somit zu Außenseitern und Negativpositionen.
Erziehungsstellen sind in unterschiedlichen Organisationsformen zu finden:
1) Hier arbeiten langfristig freigestellte pädagogische Mitarbeiter(innen) eines Heimes, deren Gehalt – in Abhängigkeit von der Kinderzahl- vom Heimträger weiterbezahlt wird.
2) Hier wird auf der Grundlage von Kooperations- oder Honorarverträgen gearbeitet.

Der Unterschied der Erziehungsstellen zur Pflegefamilien liegt in der geforderten spezifischen Professionalität.
Junge Menschen in Erziehungsstellen weisen meistens gravierende Defizite, Entwicklungsrückstände, traumatische Erfahrungen und Verhaltensstörungen vor dem Hintergrund schwierigster Verhältnisse in ihren Herkunftsfamilien auf.
Sie sind auf eine „grundlegende psychische und soziale Stabilisierung“ angewiesen, die ihnen Erziehungsstellen langfristig bieten können.

Mit der Erziehungsstelle wurde die Vielfalt im Bereich der Pflegefamilie erweitert, es wurde eine Brücke zur Heimerziehung gebaut, die eine integrative Sicht aller Hilfen außerhalb der eigenen Familie unterstützt. Ein Kontinuum der Hilfsangebote ist entstanden.
(vgl. S. 77.78, Kapitel 3)


Eigene Meinung

Meiner Meinung nach sind die Einrichtungen der Erziehungsstellen und des betreuten Wohnen der Heimerziehung besonders sinnvoll:

Betreutes Wohnen:
Hier wird den Jugendlichen auf eine ganz andere Art und Weise ein Leistungsangebot geboten, in dem sie sich auf eine ganz individuelle Art entwickeln können.
Die Jugendlichen lernen hier ein selbstständiges Leben, indem sie dennoch fachlich betreut und beraten werden.
Sie erfahren hier das Gefühl des Vertrauens, indem die Pädagogen ihnen die Freiheit geben, in einem eignen Haushalt zu leben.
Sie lernen einen Tagesablauf kennen, indem sie im größten Teil auf sich alleine gestellt sind.
Sie werden also auf das spätere Leben vorbereitet und werden, nachdem sie ins eigene Leben starten, nicht so ins kalte Wasser geschmissen.

Erziehungsstellen:
Ich denke, dass diese Art der Einrichtungen ebenfalls sehr sinnvoll und vor allem hilfreich im Leben eines Jugendlichen sein kann.
Ein Jugendlicher wird hier speziell gefördert, dies hilft ihm in der Weiterentwicklung sehr. Es kann schneller die Defizite beheben, da sich der Erzieher mehr auf das Kind konzentrieren kann.
Hier kann es das Gefühl bekommen, wichtig zu sein, weil Menschen da sind, die sich wirklich um ihn kümmern und sich mit deren Problemen auseinandersetzten.
Das Kind bekommt spezielle Aufmerksamkeit, die es in dem besonders schweren Lebensabschnitt wirklich braucht.


Intensive soziapädagogische Einzelbetreuung
§ 35 Kinder- und Jungenhilfegesetz ( KJHG)

"Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung soll Jugendlichen gewährt werden, die einer intensiven Unterstützung zur sozialen Integration und zu einer eigenverantwortlichen Lebensführung bedürfen. Die Hilfe ist in der Regel auf längere Zeit angelegt und soll den individuellen Bedürfnissen des Jugendlichen Rechnung tragen."

Zielgruppe
Es wird eine ambulante Hilfe zur Erziehung nach §35 KJHG für Jugendliche und junge Erwachsene im Alter ab 16 Jahren angeboten. Es handelt sich um Jugendliche in entwicklungsgefährdeten Lebenssituationen, in denen sie zu den Menschen ihres Umfeldes keine oder sehr konfliktträchtige Beziehungen haben, so dass sie eine intensive Unterstützung brauchen. Die Jugendlichen werden dabei unterstützt, ein selbständiges Leben in der eigenen Wohnung zu führen. Die pädagogische Arbeit konzentriert sich auf die persönliche Entwicklung, die Integration im Lebensumfeld mit seinen sozialen Bezügen und auf schulische und berufliche Perspektiven.
Inhalt und Ziele der Betreuung
Die Hilfe wird immer auf den Einzelfall zugeschnitten. Die Jugendlichen werden in ihrem bestehenden Lebensumfeld beraten, begleitet und unterstützt, wodurch die Lebenswelt ein wesentlicher Bereich der Betreuungsinhalte und der Auseinandersetzung ist. Der Jugendliche/junge Erwachsene wird somit in seinen Beziehungen und tatsächlichen Lebensbedingungen erfasst, ernst genommen und in diesem Feld erfolgt die Unterstützung. Auch die Veränderung einer Lebenssituation kann zum Beginn einer intensiven sozialpädagogischen Hilfe führen, z.B. wäre auch die Betreuung eines Wohnungslosen denkbar, der perspektivisch eigenen Wohnraum erhalten soll. Die intensive sozialpädagogische Betreuung setzt in der Regel in sehr schwierigen und belasteten Situationen und Entwicklungsphasen an. Die Jugendlichen sollen in diesem Lebensabschnitt lernen mit der Situation richtig umgehen zu können und eine eigenverantwortliche Lebensführung zu gestalten.
Zusammenfassend können die Betreuungsziele und Unterstützungsangebote je nach individueller Lage wie folgt benannt werden:
- Befähigung junger Menschen zu Gemeinschaftsfähigkeit, Selbstverantwortung und Eigenbestimmung
- Befähigung von Jugendlichen, ihre Entwicklungsaufgaben bewältigen zu können
- Reduktion von Jugenddelinquenz
- Entwicklung und Erschließung von bedürfnisorientierten Lernfeldern in der Freizeit
- Erschließung von individuellen Ressourcen
- Erweiterung von Handlungsspielräumen
- Lebensweltorientierung – d.h.: zu aller erst wird mit den Ressourcen und Potentialen des Jugendlichen gearbeitet. Dies findet seinen Ausdruck in Kontakt- und Beziehungsarbeit
- Strukturierung des Tagesablaufes
- Wertschätzung gegenüber der eigenen Persönlichkeit, Ernstnehmen der eigenen Befindlichkeit und das Erlernen eines konstruktiven Umgangs damit Förderung der emotionalen Fähigkeiten
- Erarbeitung und Umsetzung einer Lebensplanung und Gestaltung, die auf den individuellen Fähigkeiten des Jugendlichen aufbaut und sich an den sozialen
- Gegebenheiten orientiert. Die Einbeziehung der materiellen Faktoren sind hierbei auch Bestandteile
- Ermutigung zur aktiven Bewältigung von persönlichen Problemen
- Aufarbeitung aktueller Konfliktsituationen
- Beschaffung und/oder Erhalt eigenen Wohnraumes
Die Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen sollen durch entsprechende Hilfe-, Beratungsangebote in die Lage versetzt werden, den lebenspraktischen Alltagsanforderungen zu genügen und einer Ausbildung bzw. einer Beschäftigung gezielt nachzugehen. Oberstes Ziel ist die Hinführung des Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen zu einem selbständigen und eigenverantwortlichen Leben und seine Integration in seinen Lebensraum.
(vgl. Seite 78-79, Kapitel 3)


Flexible Erziehungshilfen

Bei Kindern, Jugendlichen sowie deren Angehörigen, welche Erziehungshilfen in Anspruch nehmen, müssen das familiäre System und das System der praktizierten Erziehungshilfe berücksichtigt werden.
Alle Systeme die sich mit den Kind auseinandersetzen, müssen miteinander arbeiten und ihre jeweiligen Interaktionen und Reaktionen im Zusammenhang mit dem Hilfeprozess verstehen,
sie wollen auf das Kind und dessen Lebensumfeld einwirken.
Die Kooperation zwischen der Familie und den verschiedenen Hilfen zur Erziehung setzten einige Punkte, wie die Absprache, gemeinsame Zielfindungsprozesse und das gegenseitige Verständnis voraus, um ein Soziationsfeld zu bilden.

Um dies zu ermöglichen schlägt das KJHG eine Erziehungskonferenz vor, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen.
Findet kein Austausch zwischen den verschiedenen Hilfen zur Erziehung statt, kann dies negative Effekte wie Informationsmängel, mangelnde Transparenz und Absprache, gegensätzliche Interventionen und das behindern den Erziehungsprozesses zur Folge haben.
Um dies zu vermeiden, sollten verschiedene erzieherische Formen von einer Institution aus praktiziert werden, sodass die Betroffenen ununterbrochen durch ein identisch bleibendes Team aus Fachkräften betreut werden kann.
Diese Idee entstand bereits 1970, die Schwerpunkte im stationären Erziehungsbereich wurden erweitert und es entstanden erstmalig Tagesgruppen, wobei durch gezielte sozialpädagogische Förderungen im Tagesgruppenangebot sowohl individuell beim Kind angesetzt wurde als auch zugleich die Eigenkräfte und Ressourcen der Familie wiederhergestellt und gestärkt werden sollten.

Veranlasst wurde dies durch die Kritik an der Heimerziehung, zurückgehende Nachfragen nach Heimunterbringungen und unbeschäftigtes Erziehungspersonal.
Auch in den letzten Jahren werden von den Trägern der Institutionen der Heimerziehung neue Aufgabenbereich eröffnet, diese wird als eine Art Überlebensstrategie angesehen,
da ein hoher Kostendruck der öffentlichen Haushalte und das zurückgehen der Belegungszahlen besteht.
Heime bieten nun auch ambulante Erziehungsberatungen an, des weiteren werden Kruse der Sozialen Gruppenarbeit ausgeübt, Erzieher fungieren als Sozialpädagogische Erziehungshilfe oder ein Mitarbeiter einer Wohngruppe wird zeitweise freigestellt um für die Einzelbetreuung für zwei Jugendliche zu übernehmen.

Diese Konzepte sollen Familien unterstützen und eine aktivierende Intervention realisieren.
Laut des Kinder- und Jugendgesetztes haben diese Hilfearten keinen ausschließlichen Charakter, sie können auch als Übergangsformen oder Mischformen vorliegen, auch die Zuordnung zu einer bestimmten Institution wird nicht vorgegeben,
somit liegt ein flexibler Umgang mit Erziehungshilfen vor.
„Flexible Erziehungshilfen zielen darauf ab „ durch eine Flexibilisierung der Hilfen und ihrer Organisationsstruktur, Ausgrenzung von Kindern und Jugendlichen zu vermeiden, Integration zu gewährleisten und die lebensweltorientierten Ressourcen als Ausgangspunkt der Hilfen zu sehen““.
(Vgl. Seite 79 - 82)




Übungsaufgabe:
1.1 Arbeiten Sie die differenzierten Angebote der modernen Heimerziehung heraus und…
1.2 …erörtern Sie, welche Leistungsangebote Ihrer Meinung nach besonders sinnvoll
sind.
1.3. Stellen Sie die Gründe, welche dazu führten, dass flexible Erziehungshilfen
Entstanden sind, kurz dar.
1.4. Arbeiten Sie heraus an wen sich die intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung richtet...
1.5. ...nennen sie mögliche Indikationen!

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Kapitel 6:
Folgerungen für pädagogische Beziehungsaspekte
aus Praxis und Methoden der Heimerziehung nach Günder




Autorenkollektiv
Inhaltsverzeichnis
Thema
Zwischen Selbstverwirklichung und Orientierungslosigkeit
Pädagogische Aspekte und Konzepte der Heimaufnahme
Die Heimaufnahme aus der Sicht der Mitarbeiter(innen)
Die Heimaufnahme aus der Sicht der Gruppe
Pädagogische Methoden der Heimaufnahme
Das pädagogische Prinzip des Neubeginns
Aufnahmerituale
Das Recht auf Schwierigkeiten
Strafen in der Heimerziehung Teil 1
Strafen in der Heimerziehung Teil 2
Räumliche Merkmale in ihrer Auswirkung auf pädagogische Prozesse
Räumliche Merkmale in ihrer Auswirkung auf pädagogische Prozesse



Zwischen Selbstverwirklichung und Orientierungslosigkeit
Jugendliche und junge Erwachsene die in sogenannten Verselbstständigungsgruppen, Wohngruppen oder betreutes Wohnen leben, machten in der Untersuchung darauf aufmerksam, dass sie nicht wissen, welche Funktion ihre Betreuer haben.
Die jungen Menschen fühlen sich allein gelassen und überfordert. Daher unterstellen sie ihren Erziehern, dass diese keine Lust hätten sich einzubringen.
Bitten von Jugendlichen für Hilfen und Unterstützung, werden mit Aussagen wie: "Ihr seid alt genug um Probleme zu lösen." abgelehnt.
Das Ziel von Ablöse-Wohnformen, wie z.B. betreutes Wohnen, ist die Verselbstständigung. Diese ist ein Prozess der viel Zeit in Anspruch nimmt und einer unterschiedlichen Intensität unterliegt, die durch die individuelle Lebensgeschichte des Edukanten bestimmt wird.
Pädagogen sehen sich hier einem Widerspruch ausgesetzt: Einerseits sollen sie durch helfen und handeln neue Erfahrungsfelder zu eröffnen, andererseits werden durch Handeln Selbstregulierungsprozesse untergraben. Nach Günder wird Verselbstständigung auch erreicht, wenn neue Erfahrungen mit Hilfe und Unterstützung in Teilbereichen des Lebens eröffnet werden. Denn das Bewältigen neuer Situationen geht mit neuen Anforderungen einher, deren erfolgreiche Auseinandersetzung zu Selbstvertrauen und neuen Perspektiven führen kann. Gerade dieser Prozess ist sehr zeitintensiv.
Die Phase der Jugend ist durch eine Ambivalenz geprägt, die die Arbeit der Betreuer erschweren kann: Auf der einen Seite sehen junge Menschen ihre Freiheiten an erster Stelle, auf der anderen Seite sind diese überfordert, wenn Orientierungen und Ansprachen von Erziehern fehlen. In der stationären Erziehungshilfe will man die jungen Menschen sensibel begleiten und ihnen reife Erwachsene bieten, mit denen sie sich identifizieren können. Das Vorhandensein von reifen Persönlichkeiten ist besonders notwendig, da durch ihre Biografie benachteiligte Jugendliche, eingeschränkte Teilnahmemöglichkeiten haben.
Indem der Erzieher seine Rolle als Orientierungspunkt und Identifikationsfigur überhöhten pädagogischen Idealen unterordnet, können Benachteiligungen reduziert und Qualifikationen erhöht werden. Demnach dürfen Jugendliche zu Recht enttäuscht sein, wenn Erzieher ihre zentrale Rolle bei der Vermittlung, Beratung und Sitzung in Schule, Freizeit, Ausbildung und sozial Verhalten nur oberflächlich wahrnehmen.
Pädagogische Aspekte und Konzepte der Heimaufnahme
Die Aufnahme eines Kindes oder Jugendlichen in ein Heim, stellt einen bedeutenden Einschnitt im Lebenslauf dar und ist erfahrungsgemäß mit negativen Erwartungen, Ängsten und Vorurteilen verbunden. Schon Jahre vor der Aufnahme, gab es Schwierigkeiten oder Missstände in Schule mit der Polizei oder der Herkunftsfamilie. Dadurch wurden die Entwicklung und die Soziation erschwert. In zahlreichen Fällen gingen der Aufnahme andere Maßnahmen der Jugendhilfe (Erziehungsberatung, Heilpädagogik, Therapien etc.) voraus, die wenig Einfluss auf den jungen Menschen hatten und als unnötige Belastung empfunden wurden.
Der Heimaufenthalt wird von vielen der jungen Menschen zu Anfang als Strafe empfunden. Dabei wird außer acht gelassen, dass die Aufnahme in ein Heim, ebenso ein Neubeginn darstellen kann und viele junge Menschen aus einer misslichen Lage befreit.
Wenn Kinder und Jugendliche ins Heim kommen, ist ihre vorherige Erziehung meistens durch pädagogische Misserfolge und Unzulänglichkeiten gekennzeichnet. Durch pädagogisches Versagen sowie den Beziehungsabbruch mit der Herkunfts- oder Pflegefamilie, sind viele Neuankömmlinge meistens skeptisch und misstrauisch. Ferner fühlen diese sich abgeschoben.
Nach Freigang ist die Aufnahme das Ende oder möglicherweise auch der Initialzünder für Identitätskrisen. Dadurch wird die Wichtigkeit einer kontrollierten zuverlässigen Einweisung deutlich, die in der heutigen Praxis nicht nach fachlichem Standard abläuft und sich so auf die Betroffenen einstellen könnte.
Die Heimaufnahme aus Sicht der Mitarbeiter(innen)
Eine Neuaufnahme von Kindern und Jugendlichen in Heimen bedeutet für die Mitarbeiter(innen) das neue Aufgaben und Anforderungen auf sie zu kommen. Trotz Ankündigung kommen Neuaufnahmen oft zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Aus diesem Grund werden die Neuaufnahmen oft auch als Störfaktor angesehen. Hinzu kommt, dass Akten studiert werden müssen und die Gruppe auf die Neuaufnahme vorbereitet werden muss. Es ist sehr wichtig, dass der Gruppenerzieher von Anfang an eine positive und annehmbare Haltung gegenüber dem Kind zeigt. Viele pädagogische Mitarbeiter sehen die Neuaufnahme nur unter dem Aspekt, dass mehr Arbeit auf sie zukommen wird. Denn die Struktur und Dynamik wird sich natürlich in der Gruppe verändern. Vor allem die Art und Weise, wie die Mitarbeiter untereinander zusammen arbeiten und kooperieren wirkt sich zweifellos auf die Atmosphäre in dem Heimalltag aus. Oftmals sind die Gruppenmitarbeiter(innen) an dem Aufnahmeprozess gar nicht beteiligt.

Aufgabe
Wie kann trotz vielfältiger Alltagsbelastungen von den Erzieher(innen) der
Aufnahmevorgang dennoch professionell realisiert werden?

Die Heimaufnahme aus der Sicht der Gruppe
Die Aufnahme eines neuen Kindes oder Jugendlichen kann für die Gruppe eine Bewährungs- und Belastungsprobe darstellen. Oft haben die Kinder den Verlust des letzten Heimkindes, welches die Gruppe verlassen hat, noch nicht verschmerzt. Die Gruppenmitglieder müssen sich auf einen “Neunen“ einstellen und dies bringt auch oft eine neue Rangfolge innerhalb der Gruppe mit sich. Gerade für unsichere Heimkinder kann dieser Vorgang zu einer weiteren Verunsicherung ihrer persönlichen Situation führen. Gut integrierte Gruppen begegnen dem Neuling mit freundlicher Gleichgültigkeit, sie geben dem Neuling das Gefühl, sich ihnen anzuschließen. Doch es gibt auch Gruppen, die den Neuling als Feind und Außenseiter betrachten. Wirkt eine Gruppe der neuaufgenommenen Person freundlich und neutral gegenüber, wirkt sich dies positiv auf den „Neuen“ aus und die Neuaufnahme bekommt gerade an den ersten Tagen nicht das Gefühl des Verlassenseins zu spüren. Oft entwickeln sich schon in den ersten Tagen neue Beziehungen.
Pädagogische Methoden der Heimaufnahme
Die Aufnahme in ein Heim ist für das Kind, den Jugendlichen, aber auch für die Mitarbeiter(innen) mit Ängsten, Unsicherheiten, Verärgerungen und Mehrbelastung verbunden. Gerade jetzt gilt die Zielsetzung der positiven Veränderungen in der bislang ungünstig verlaufenden Soziation eines jungen Menschen. Die ersten Tage im Heim können neben anderen Faktoren die Qualität und damit den Erfolg des Heimaufenthaltes entscheidend beeinflussen. Auch die räumliche Lage, Größe und Innengestaltung haben einen wichtigen Anteil am Stellenwert einer milieutherapeutischen Arbeit innerhalb der Heimerziehung. Sie sind wichtige und unterstützende Elemente beim pädagogischen Prozess der Aufnahme zu werten. Bei dem Besuch mit Angehörigen im Heim vor dem Aufnahmetermin, sollen die unbegründeten Ängste zugleich abgebaut werden. Das Probewohnen wird gelegentlich praktiziert. Durch probeweises Wohnen im Heim z.B. am Wochenende können Kinder und Jugendliche das Heim, die Bewohner und die Rahmenbedingungen kennen lernen, ohne den endgültigen Schritt ins Heim getan zu haben. Gleichzeit erwerben auch die Erzieher/inne und Gruppenmitglieder Erfahrungen im Umgang mit dem „Neuen“. Fehlentscheidungen in der Heimauswahl kann von beiden Seiten aus ohne Probleme rückgängig gemacht werden. Die Heime sind sehr interessiert vor der Aufnahme möglichst viele Informationen über den jungen Menschen zu erfahren. Die Heime wollen eine detaillierte und genaue psychosoziale Diagnose zusammenstellen um zukünftige Bedürfnisse und Gefährdungen einzuschätzen. Im Normalfall wird kein junger Mensch ohne Vorberichte und ohne diagnostische Daten im Heim aufgenommen. Doch die totale Information bis ins kleinste Detail kann sich auch zum Nachteil der jungen Menschen auswirken. Es ist zu berücksichtigen, dass in den Akten und Diagnosen auch unrichtige Einschätzungen enthalten können. Häufig sind es die Negativeindrücke, die vom Beobachter subjektiv überwertet werden und damit einen zu großen Stellenwert einnehmen. Je größer die Anzahl und Intensität von Negativinformationen, desto größer wird bei den Heimmitarbeiter(innen) die Voreingenommenheit sein.

Aufgaben:
1. Skizzieren Sie die Heimaufnahme aus Sicht der Mitarbeiter(innen).
2. Geben Sie die Heimaufnahme aus der Sicht der Gruppe kurz wieder.
3. Erklären Sie bitte, welche Bedeutung „ pädagogische Methoden“ in der Heimerziehung haben.

Das pädagogische Prinzip des Neubeginns
Die Heimerziehung soll Kinder mir Problemen verhelfen, Schwierigkeiten abzubauen, positive Entwicklungen zu Fördern und günstige Rahmenbedingungen zu schaffen. Jedoch empfindet das Kind die Institution „Heim“ als ein neues Problem.
Wenn es in der Anfangsphase zu persönlichen Problemen und zu Auffälligkeiten des pädagogischen Handelns kommt, könnte es sein, dass das Individuum die Orientierung an der Gesamtpersönlichkeit nicht als Grundvoraussetzung besitzt.
Die Grundvoraussetzungen sind für spätere positive Veränderungen sehr wichtig.
Es ist äußerst wichtig, dass in der „Aufnahme- und Anfangsphase“ gute Bedingungen für einen Neubeginn herrschen. Ein Neubeginn kann jedoch nur mit der Voraussetzung beginnen, dass die Probleme in der Vergangenheit ignoriert werden.
Johann Hinrich Wicherns Rettungshauserziehung im „Rauhen Haus“
Hier bekommen die Kinder und die Jugendlichen Kleidung und Fürsorge. Durch einen Zufall bekommen die armen Kinder in diesem Heim ein Platz. Viele von diesen armen Kindern wurden zu Kriminellen, damit sie sich am Leben erhalten konnten.
Das pädagogische Prinzip wurde hierbei durch christliche Grundverständnisse geprägt. Schwere Taten die in die Vergangenheit gehörten wurden hinter sich gelassen und es wurde nach vorne geschaut.
Anton Semjonowitsch Makarenko und seine „Explosionstheorie“
In dieser „Explosionstheorie“ geht es darum, dass die heruntergekommenen, armen und kriminellen Jugendliche durch einen drastischen Bruch im Leben ihre Vergangenheit hinter sich lassen und Veränderungen zulassen.
Makarenko findet, dass die Verhaltensänderungen nicht langsam stattfinden, sondern, „sofort und plötzlich – explosionsartig“ passieren.
Bei der „Explosionsmethode“ geht es darum, dass durch äußere Veränderung die Jugendlichen zulassen sollen, dass auch eine innere Veränderung stattfindet.
Die Gefahr der Methode ist jedoch, dass sich der Jugendliche in seiner neuen „Haut“ oder mit sein „Äußeres“ sich nicht identifizieren kann und eine „totale Orientierungslosigkeit“ herrscht. Damit dies nicht geschieht, setzt Makarenko das Ziel, „innerhalb seiner Erziehungsform, vor allem die Disziplin und die pädagogische Perspektive einen wichtigen Platz zu“.
Es ist zu beachten, dass die Methode in der heutigen Praxis der „stationären Erziehungshilfe“ nicht übertragbar ist. Daher ist es wichtig, dass durch einen Neuanfang in der Pädagogik, Ziele erreicht werden können, die man nicht für real gehalten hätte.
Ein Neubeginn kann zu positiven Ergebnissen führen. Ein Beispiel wäre dafür, dass aus schlechten Schülern gute Schüler werden. Ein schlechter Schüler der keinen sozialen Halt in seiner Klasse und in seiner Schulgemeinschaft fand, fand durch einen Wohnortswechsel und Schulwechsel, plötzlich in seiner neuen Schulsituation halt. Der schlechte Schüler wurde zu einem guten Schüler, da er seine Fähigkeiten anderen Beweisen konnte, ohne sich unter negativen Erwartungsdruck zu stellen.
Bekannt ist es jedoch, dass durch eine Rückkehr in den alten gesellschaftlichen Bereich, die Person einen Rückfall bekommen könnte.
Daher finden Erzieher, dass die „Verleugnung und Ausschaltung“ der Vergangenheit keine Dauerlösung sei. Die Heimkinder müssen lernen, ihre negative Vergangenheit zu verarbeiten.
„Allerdings ist unter Berücksichtigung der Methode des Vergebens von Wichern und der explosionsartigen Veränderung bei Makarenko für die heutige Heimerziehung die pädagogische Erkenntnis abzuleiten, dass insbesondere in der Aufnahme- und Anfangsphase Kinder und Jugendliche zunächst einmal in Ruhe gelassen werden sollen“.
Die Jugendlichen müssen ihre eigene individuelle Zeit bekommen, damit sie über ihre Probleme sprechen können.
In einem Heim ist es nicht notwendig, dass alle Mitarbeiter ausführliche Dokumente über die Individuen führen. Die Dokumentationen müssen auch nicht direkt am Anfang verlaufen, sondern sind dann sehr nützlich, wenn sie erst angefertigt werden, wenn man das Individuum eine längere Zeit kennt. Vor allem sollten Jugendlichen die mehrere Heime besuchten, die Chance gegeben werden, in der neuen Umgebung neutrale Erwartungshaltungen zu finden.

Aufgabe:
Nach welchen pädagogischen Gesichtspunkten würden Sie für ein Kind die ersten
Wochen im Heim gestalten?
Aufnahmerituale
Der Aufnahmevorgang eines Jugendlichen/Kindes in ein Heim, darf nicht zu einer Routine werden, sonst hat der neu aufgenommene, das Gefühl, dass er fehl am Platz ist und gar nicht erwartet wird.
Es ist sehr wichtig, dass sich der Jugendliche/das Kind direkt heimisch fühlt. Dies kann durch verschiedene Möglichkeiten erreicht werden (z.B. ein bereits eingeräumtes Zimmer).
Durch eine angenehm erschaffene Atmosphäre, weiß ein neues Kind/Jugendlicher eher, welchen Platz es einnehmen muss. Um diese angenehme Atmosphäre schnell zu erreichen, geben sich die Erzieher viel Mühe:
-kaufen kleine Geschenke
-es findet ein festliches Kaffeetrinken oder Abendessen statt
-ein Spielabend zum kennenlernen
Diese Beispielhaft genannten Aufnahmerituale bieten Sicherheit und Geborgenheit.
Heute sind die Rituale mehr in Vergessenheit geraten, was an der Entritualisierung in den
1970er Jahren liegen könnte.
Doch der Verzicht auf die Rituale kann zu einem Verlust der Orientierung und der Struktur führen.
Erlebnisdimensionen spielen eine wichtige Rolle. Man erlebt gemeinsam etwas und dem Kind/Jugendlichen werden kulturelle Traditionen näher gebracht.
Auch Kinder/Jugendliche, die bereits länger im Heim leben reagieren positiv auf Rituale bei der Ankunft von neuen Kinder/Jugendlichen. Sie werden dadurch an ihre eigene Ankunft erinnert und können ein Verständnis entwickeln und sensibler auf die neuen reagieren.
Es sollten mindestens zwei Erzieher bei einer Neuankunft vorhanden sein, damit sich immer einer ganz intensiv um das neue Kind kümmern kann. Die neuen Kinder/Jugendlichen sind meistens besonders zurückhaltend und die eigentlichen Probleme zeigen sich erst später. Doch auch mit diesem Problem müssen die Erzieher/innen lernen umzugehen.

Aufgabe
Warum sollten zwei Erzieher bei einer Neuankunft anwesend sein?
Das Recht auf Schwierigkeiten
Heimerzieher beschweren sich häufig, dass neue Kinder auffällig sind und die Gruppe/Tagesablauf stören und dadurch eine große Belastung darstellen.
Doch hier besteht ein Missverständnis:
Kinder kommen in ein Heim häufig, da sie große Probleme haben, wenn keine Probleme bestehen würden, würden sie in kein Heim gehen und es würden ohne Kinder mit Problemen auch keine Heime bestehen.
Das zweite Missverständnis besteht darin, dass Erzieher glauben, dass direkt mit dem Heimantritt alle auffälligen Symptome oder Verhaltensstörungen verschwinden. So ist es aber nicht. Pädagogen müssen lernen auf die Probleme einzugehen, denn nur so können die Probleme eingedämmt werden. Mit Druck kann man in diesem Fall nichts erreichen.
Aufgabe
Erklären Sie, warum haben Kinder das Recht auf Schwierigkeiten haben.
Andreas Mehringer hat in seinem Buch (Alltagsprozess der Heimerziehung) zwei Regeln zu diesem Sachverhalt aufgestellt:
1. Das Kind sollte in seiner Eigenart wahrgenommen und akzeptiert werden
(schwächere Verhaltensstörungen als Gesamtpersönlichkeit annehmen und dem Kind ein
Gefühl der Akzeptanz zu bieten)
2. Ausverwahrlosen lassen
Aufgabe

Beschreiben Sie die beiden Regeln nach Andreas Mehringer.

Bei einer Neuankunft sollte dem Kind nicht mit großem Widerstand entgegen getreten werden.
Die Heimerziehung soll nicht wie eine Bestrafung wirken und die Probleme in den Mittelpunkt stellen. Das Kind soll erst einmal lernen, dass es in dem Heim sicher ist und sich wohlfühlen kann, dafür braucht es genügend Zeit um sich einzuleben.
Erst wenn dies geschehen ist, kann man versuchen ein bisschen mehr Ordnung in die Persönlichkeit des Kindes zu bringen.
Bettelheim gibt den Kindern viel Zeit sich einzuleben (im Gegensatz zu der Makarenkos Explosionsmethode).
Bettelheim stellt auch die Würde der Kinder über alles andere.
Als unverzichtbare Grundlage zählt den Kindern positiv gegenüber zu treten. Es geht schließlich nicht um eine Bestrafung, sondern um ein positives Gesamtpaket, dass dazu führt, dass man mit dem Kind arbeiten kann. Es muss pädagogisch/therapeutisch vorgegangen werden und dabei darf nie die Persönlichkeit des Kindes außer Acht gelassen werden.
Eine Neuorientierung gelingt nur dann am besten, wenn der junge Mensch das Heim auch als vorteilhaft anerkannt hat und es positiv sieht, sich zu verändern. Dafür sind beständige Identifikationen mit Bezugspersonen innerhalb der Gruppe sehr wichtig.
Erzogen wird nicht durch ermahnen, reden oder tadeln sondern durch Erlebnisse.
Die Verwahrlosung kann durch Erlebnisse und Erfahrungen nach und nach behoben werden.
Es gibt kein Rezept, wie ein Erzieher handeln muss oder sollte. Man kann nur durch das herausfinden der jeweiligen Persönlichkeit, auf das Kind/Jugendlichen einwirken und dadurch ein hilfreiches Muster entwickeln.

Aufgabe
Wie könnte eine „ideale Heimaufnahme“ Ihrer Meinung nach konzipiert werden?


Strafen in der Heimerziehung
Die Regeln der Einrichtungen werden von den jungen Menschen akzeptiert und als wichtig angesehen. Für viele der jungen Menschen geben diese Regeln einen Halt. Dennoch kommen Regelverstöße vor und werden bei den jungen Menschen oftmals als unsinnig bzw. wenig sinnvoll bis hin zu lächerlich empfunden un als Schikane verstanden. Vor allem bei verallgemeinerten Strafen ist dies der Fall. Diese löst oft Wut und Aggressionen aus.
Es wird drauf hingewiesen, dass es seitens der jungen Menschen, schwer zu ertragen ist mit Liebesentzug zu Strafen.
Reaktion auf unterwünschtes Verhalten in der stationären Erziehungshilfe
Strafen werden als Erziehungsmittel in der Praxis der stationären Erziehungshilfe kritisch betrachte, bis hin zur Ablehnung.
In der pädagogischen Theorie wird dieser Begriff sogar vermieden:
Der Begriff "Strafen" wurde durch Synonym ersetzt und deutet auf einen veränderten Umgang mit abweichendem Verhalten hin. Strafen bzw. die harte Sanktionspraxis wird eher als ungeeignet und als letztes Mittel, in einer pädagogischen Gesamtstrategie zu integrierende Maßnahme, gesehen. Bei dem Begriff Strafen bedarf es somit einer feinsinnigen Interpretation.
Untersuchungsdesign
Im Herbst 2007 wurden Fragebögen zum Thema "Strafen", an nahe zu allen Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe in Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfahlen. Rheinlandpfalz, Sachse, Sachsen-Anhalt, und Thüringen verschickt.
Ziel war es, Daten zu einer harten Sanktionspraxis zu ermitteln.
Aufgrund des negativen und nicht mehr Aktuellen Begriffes wurden dem Fragebogen ein Anschreiben beigefügt, der dies thematisiert. Der Begriff Strafe steht dem nach für eine Reaktion auf unerwünschtes Verhalten in der stationären Erziehungshilfe.
Des Weiteren bedarf sie einer Rechtfertigung, da sie die Freiheit der Betroffenen zwanghaft begrenzt. Borg-Lauf schlägt demnach den Begriff "Konsequenz" als Ersatz für den negativ belasteten Begriff "Strafen" vor.
Im Vordergrund steht damit das geplante, pädagogische Reflektieren und die Zielsetzung einer systematischen Veränderung des Verhaltens.
Von rund 1276 zugeschickten Fragebögen wurden lediglich 544 zurückgeschickt.
Mit Strafen wird kein alternatives Verhalten erlernt sondern erst, wenn die Strafen mit einer Vielzahl von Bedingungen verknüpft werden. Zudem kommt das Strafen nur dann sinnvoll sind, wenn die gegebenen Regelungen bekannt sind.
Strafen können auch in Verbindung mit dem zeitlich befristeten Löschen einer positiven Konsequenz stehen. Sie sollten jedoch nicht als "körperlich-seelische" Beeinträchtigung des Kindes durch den Erzieher fungieren.
Der Begriff "Strafen" wurde auch im zugeschickten Fragebogen thematisiert. Die Frage war: Welchen Begriffe benutzen sie in ihrer Gruppe?
52 % der Befragten nahmen ebenfalls den Begriff "logische Konsequenz" ,41% nahmen den Begriff "Sanktionen", 18% wählten die Antwortmöglichkeit, die sich an die Ausdruckswahl der Forschergruppe anlehnt und entschieden sich demnach für die Antwort :"Reaktionen auf unerwünschtes Verhalten."
Strafenkatalog
29% der befragten Einrichtungen gaben an, einen Katalog zu besitzen in dem pädagogische Reaktionen auf unerwünschtes Verhalten der Kinder und Jugendlichen stehen.
52% aller befragten Einrichtungen waren der Auffassung das solche Kataloge die zutreffende pädagogische Antwort auf unerwünschtes Verhalten bilden. Viele sind sogar der Meinung das solche Kataloge ausreichen würden.
Generalisierte Strafe, ergeben jedoch bei bestimmten Fehlverhalten und Überschreitungen keinen pädagogischen Sinn. Vorgeschädigte Menschen mit Ich-Schwächen werden in diesen Katalogen nämlich nicht bedacht.
Die fragliche Argumentation, dass alle Gruppenmitglieder gleichbehandelt werden sollten ist nachvollziehbar. Da es bei Strafen jedoch um ein pädagogisches Eingreifen geht, sollte abgeschätzt werden, welche Wirkung die Strafe auf die Psyche des Kindes bzw. Jungendlichen hat.

Häufigkeit der Erörterung der Thematik „Strafen“
Die Einrichtungen wurden befragt wie häufig die pädagogischen Mitarbeiter die Thematik „Strafen“ in den Gruppen, erörtern. 3% beantwortete dies mit „extrem häufig“. 63% beantworteten die Frage mit „häufig“ und bei 28% ist diese Erörterung „selten der Fall“.
Eine Brisanz dieses Teilbereiches des pädagogischen Handelns wird damit deutlich.

Fehlverhaltensweisen
Die Befragten Einrichtungen wurden nach der Häufigkeit bestimmen Fehlverhaltens innerhalb der Gruppen befragt.
Aus den Antworten der Befragten ergibt sich, dass Verbale Aggression mit 78%, gefolgt von Verstoß gegen Gruppenregeln mit 67% und Sachbeschädigung mit 53 %, am häufigsten auftritt. Danach folgen Fehlverhalten wie die Gewalt der Kinder und Jugendlichen untereinander mit 35% und die Schulbesuchsverweigerung mit 32 %. Alkohol bzw. Drogenmissbrauch tritt im Vergleich dazu zu 26 % auf, gefolgt von Diebstahl mit 25 %.
Danach kommt in der Häufigkeitsrangordnung die Gewalt gegen Mitarbeiter(innen) die im Verhältnis zu den oben genannten Fehlverhalten zu 4% auftritt.
Die Ergebnisse sind ähnlich wie die einer früheren empirischen Studie(Günder/Reidegeld 2007, S.15). Vor Allem verbale Aggressionen, stören das Gruppenleben bzw. die Beziehung zwischen einzelnen Personen. Die Gruppen Regeln werden zu dem oft missachtet und Sachbeschädigung steht an der Tagesordnung. Schulschwänzen und die Gewalt der Kinder untereinander sei nach den befragten nicht außer Acht zu lassen.
Reaktion der pädagogischen Fachkräfte auf Unerwünschtes Verhalten
Nach der Frage der Fehlverhaltensweisen wurden die Befragten nach der pädagogischen Reaktion auf die Fehlverhaltensweisen gefragt.
Aus dieser Befragung ergibt sich, dass Reflektionsgespräche bzw. Gruppengespräche mit 89%am häufigsten durchgeführt werden. Dies zeigt, dass es in der Praxis vor allem um die Klärung der Umstände geht. Des Weitern geht es darum in gemeinschaftlichen Überlegungen Möglichkeiten zu finden die zu positiven Verhaltenswiesen führen.
Mit 84% ist die Wiedergutmachung das zweithäufigste Sanktionsmittel
Eine Wiedergutmachung des Fehlverhaltens könnte u. a eine Hilfe zur Stabilisierung des psychische Gleichgewichtes sein. Zu dem empfindet das „Opfer“ u. a Genugtuung bzw. sieht das Wiedergutmachen als Entschuldigung.
Verstärkerprogramme dienen zur Minderung von unterwünschten Verhaltensweisen und nehmen mit 51 % ebenfalls einen hohen Stellenwert ein.

Danach folgen in der Rangordnung der Sanktionsmittel die Arbeitsauflagen mit 57%.
Hierbei ist jedoch darauf zu achten das beim Kind keine Negativverknüpfung in Bezug auf die Thematik Arbeit entsteht. Das Kind läuft sonst Gefahr Arbeit als negativ anzusehen.
Darauf folgen weitere Sanktionsmittel in der Rangordnung. Diese sind der Ausschluss von Aktivitäten mit 45%, Hausarrest bzw. Ausgehverbot mit 44%, Fernsehverbot mit 42%, die Teilnahme an bestimmten Gruppen mit 35% und ein Täter-Opfer-Ausgleich mit 34%.
Der Taschengeldentzug wird zu 29% angewandt. Doch mit dieser Sanktion geht eine gewisse Unzulässigkeit einher, da die jungen Menschen einen „unabdingbaren Rechtsanspruch“ auf dieses Taschengeld haben. Eine Einschränkung der freien Verfügung über das Taschengeld kann u. a Ohnmachtsgefühl der Abhängigkeit und Geringschätzung beim Minderjährigen auslösen. Taschengeldentzug kann als strukturelle Gewalt der Institution verstanden werden. Der Taschengeldentzug bzw. die Kürzung ist somit unzulässig. Die Aufgabe der Pädagogen ist es die Minderjährigen bei der Verwaltung (Einteilung und Ausgaben) des Taschengeldes zu beraten und gegebenenfalls zu helfen. Die Verwendung des Geldes für Schadensregulierungen und Gemeinschaftsveranstaltungen muss somit im Einverständnis des Minderjährigen sein. Fraglich ist jedoch in wie weit diese Empfehlung den Pädagogen klar ist. Zudem ist unbekannt in wie weit die Kinder und Jugendlich über ihre Rechte diesbezüglich informiert sind. In einigen Bundesländern kann jedoch das Taschengeld mit bzw. ohne Zustimmung des Minderjährigen für die Schadensregulierung, Geldstrafen, und Geldbußen verwendet werden. Diese Regelung sei jedoch laut Späth gesetzlich nicht abgedeckt.
In der Rang Ordnung folgt auf das Taschengeldverbot das Heimverbot mit 24%. Diese Sanktion erscheint sehr willkürlich. Ein Machverhältnis zwischen Erzieher und Minderjährigen könnte mit dieser Sanktion demonstriert werden. Heimverbote die jedoch in verhaltenspädagogische Vorgehensweisen eingebettet werden, können sie eine angemessene Sanktionsform sein.
Die Rangordnung der Sanktionsmittel geht anschließend weiter mit dem Ignorieren des Verhaltens mit 20%, Zimmerarrest mit 18% und Befristete/dauerhafte Verlegung in eine andere Gruppe. Weiter sonstige Sanktionsmittel werden im Vergleich zu den oben genannten, ebenfalls zu 20% ausgeübt.
Laut der Umfrage nimmt das Entziehen von positiven Möglichkeiten und von Privilegien bzw. die Einschränkung von Verboten, einen hohen Stellenwert ein.
Zudem ist zu reflektieren, ob die Kinder sowie Jugendliche die oben genannten Sanktionsformen akzeptieren, nachvollziehen können oder als ohnmächtig erleben und sich ausgeliefert fühlen.

Mitwirkungsmöglichkeiten der Kinder und Jugendlichen an der Strafpraxis
In der Umfrage wurde zu dem thematisiert in wie weit die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit haben, bei der Auswahl der Bemessung der Strafen mitzuwirken. 44% Prozent der Befragten gaben an, dass dies häufig der Fall sei. Die Hälfte der Befragten gab jedoch an, dass es nur selten der Fall sei. Die Beteiligungsmöglichkeiten der Kinder und Jugendlichen scheint in den neuen Bundesländern höher zu sein. Diese Angaben können auf eine mögliche Partizipation oder auf eine Überforderung der Kinder und Jugendlichen schließen.
Die Strafpraxis im Empfinden der pädagogischen Mitarbeiter(innen)
92% der Befragten Einrichtungen kämen gut mit der Strafpraxis in den Gruppen zurecht.
78% glaubte jedoch das sich die Mitarbeiter im Zusammenhang mit Strafen ab und zu alleingelassen, ohnmächtig sowie hilflos fühlen würden. Fortbildungsveranstaltungen waren in diesem Zusammenhang, in der Umfrage, ein oft erwähnter Wunsch.

Aufgabe
Wie erklären Sie es sich, dass manche Strafen im Heim entweder wirkungslos bleiben
oder sogar negativ verstärkend wirken?

Reaktion der Kinder und Jugendlichen auf Strafen
Im Rahmen einer Studie über Strafen in der Heimerziehung wurden pädagogische Fachkräfte befraft, welche Reaktionen und Wirkung Strafen bei den Edukanten hervorrufen. Mehrfachnennungen sind möglich. Aus den Untersuchungen ergab sich eine Rangordnung der Reaktionsweisen:
1. Einsicht 55%
2. mit positiver Verhaltensänderung 51%
3. Aggressiv 41%
4. Enttäuscht 29%
5. Traurig 27%
6. mit Rückzug 25%
7. gar nicht 10%

Die Untersuchung zeigt, dass Strafen einen positiven Einfluss auf das Verhalten des Edukanten haben. Allerdings zeigen die Ergebnisse auch, dass Strafen aggressionsauslösend bzw. -fördernd wirken. Im Verhältnis fallen die negativ Wirkungen der Strafen zu hoch aus, wenn der Lerneffekt nur in ca. 50% der Fälle eintritt.
Günder kritisiert in diesem Zusammenhang das folgende Zitat: "Es hängt von den Fähigkeiten des Ichs ab, ob es auf ein Erlebnis so reagiert, dass es etwas daraus lernt." Die Vorstellung, dass ein beliebiges Ereignis bestimmt, ob eine Strafe einen Erfolg erzielt oder nicht, kritisiert Günder in diesem Zusammenhang als unrealistisch und naiv. Diese Erkenntnis ist in therapeutischen Kreisen schon lange verinnerlicht worden.
Fielmehr sollten Erzieher den Fokus auf die Lebensgeschichte, gegenwärtiger Erziehungs- und Soziationseinflüsse sowie den Persönlichen Bewältigungs- und Verarbeitungsformen des Edukanten richten, denn daraus geht hervor, wie dieser auf die Strafe reagieren könnte. Ein Erzieher der die Person des Edukanten sensibel erfasst, kann eine Prognose aufstellen, welches Verhalten der Edukant zeigen wird. Nach außen gerichtete Aggression wäre ein pädagogischer Fehlschlag, während nach innen gerichtete Aggression positiv umgewandelt werden könnte, woraus letztlich die Einsicht resultieren kann.
Edukanten können eine Erkenntnis aus der Strafe gewinnen, wenn die Verinnerlichung der Werte und Normen (Internalisierung) nicht zu lange andauert. So kann bei einer nach innen gerichteten Aggression der Zustand der Strafe solange andauern, dass der Edukand die Internalisierung als feindselig auffasst und den Erzieher als Tyrannen wahrnimmt. Weiter noch sind langwierige Strafzustände der seelischen Gesundheit abträglich.
Günder wirft in diesem Zusammenhang die Pädagogen Lockenvitz und Geißler auf, die sich unter Bezugnahme anthropologischer Werte für Strafen aussprechen. Für sie sind Strafen keine Geißelungen oder externe Verhaltenskanalisierungen, sondern weisen moralische Qualität auf, die den Bestraften ernst nimmt und die Strafe als die Leistung versteht.
Die Wahrnehmung von Edukanden in stationärer Erziehung gilt wegen der besonderen Lebensläufe als verzerrt und problematisch, daher müssen Erzieher die Wirkung und Reaktion einer Strafe im Team reflektieren. In der Praxis findet diese Reflexion statt: Besondere Kriterien dieser sind die Dauer des Heimaufenthaltes, das Alter des Edukanten, das zeitnahe Erfolgen und die Nachvollziehbarkeit der Strafe. Es stellte sich in der Befragung heraus, das eine gute Beziehung die Notwendigkeit von Strafen reduziert, demnach sollten Erzieher effizient Strafen und nicht nachtragend sein. Ebenfalls wurde eine Unterstützung durch Lob, Warnung vor Konsequenzen und der Einsatz von positivem Verstärker auch angemerkt.
Körperstrafen in der stationären Erziehungshilfe
Bis zur Nachkriegszeit, zeichnete sich ein Großteil der Heimerziehung durch Zucht, Ordnung und Disziplin aus. In sogenannten Besserungs- und Zwangserziehungsanstalten war Gewalt ein zentraler Bestandteil der Erziehung und allgegenwärtiger Terror für Heimkinder. So kommt es, dass heute ehemalige Heimkinder Gerechtigkeit einfordern und die Aggressoren von Früher anklagen.
In der heutigen Heimerziehung ist die Gewalt- und Zwangserziehung von früher indiskutabel und stehen unter Strafe. Daher lassen sich vermutlich keine zuverlässigen empirischen Belege über Körperstrafen in Heimen erheben. Aus diesem Grund wurde die Fragestellung im Fragebogen bewusst abstrahiert, um indirekt Aufschluss über körperliche Strafen in der Heimerziehung zu bekommen: "Wie oft würden Ihrer Meinung nach, heute noch körperliche Strafen in der Heimerziehung angewandt?"
Aus den Ergebnissen geht hervor, dass 2,4% der Befragten davon ausgehen, dass körperliche Strafen häufig vorkommen. 51% waren davon überzeugt, dass Körperstrafen selten seien und weitere 41% vermuteten, dass körperliche Gewalt nicht in der heutigen Heimerziehung vorkomme.
Die Ergebnisse sind erschreckend und rücken die pädagogischen Bestrebungen der Heimerziehung in ein schlechtes Licht: Mehr als die Hälfte der befragten Fachkräfte, schloss Körperstrafen nicht aus.

Der Ruf nach Strafen und die pädagogische Praxis
Die pädagogischen Mitarbeiter wurden im weiteren Verlauf der Befragung mit der These konfrontiert, dass in den Medien sowie der Politik Forderungen gestellt wuden, die sich für Strafen in der Heimerziehung aussprechen. Diese Aussage war mit der Frage verknüpft, ob dies zu einem Umdenken in der pädagogischen Praxis führen wird.
Runde 45% waren sich sicher, dass diese Forderung nicht erhoben wird. Zwei Prozent gaben keine Angaben. 25% waren der Ansicht, dass ein Umdenken statt finden wird und 28% konnten über diesen "Sachverhalt" nicht urteilen.
Es ist anzumerken das diese Frage zu einer Zeit gestellt wurden, als Zwangs- und Strafstrategien öffentlich diskutiert wurden, da die Zahl der gewaltbereiten Jugendlichen bedrohlich zunahm. Günder vermutet, dass das Ergebnis anders aufgefallen wäre, wenn der Zeitpunkt der Befragung einige Monate später stattgefunden hätte.

Resümee
Die folgenden Ergebnisse der Untersuchung lassen sich zusammenfassen:
Viele Befragte benutzten statt "Strafen" Synonyme wie "logische Konsequenz" oder "Sanktionen". Dadurch zeigt sich eine besondere Sensibilität der Problematik: So klingt z.B. "logische Konsequenz" wie eine nachvollziehbare Reaktion auf ein Fehlverhalten.
Mehr als die Hälfte der Befragten nutzt Strafkataloge, die individuelle Faktoren des Edukanten ausklammern und nicht zeitgemäß sind.
Häufige Reaktionen auf ein Fehlerverhalten sind Reflexionsgespräche, Wiedergutmachungen, Arbeitsauflagen und Verstärkerprogramme. Dennoch zeigte sich, dass viele Edukanten durch Taschengeldentzug oder andere Einschränkungen bestraft werden, die sich nicht pädagogisch vereinbaren lassen.
Besonderes "Harte Sanktionen" führen zu negativen Reaktionen bei Edukanten die nicht vorauszusehen sind, aus Sicht der Individualpädagogik überrascht dieses Ergebnis nicht. Günder spricht sich hier erneut dafür aus, individuelle Faktoren zu berücksichtigen.
Die Aussage das mehr als die Hälfte der Befragten der Ansicht sind, dass Körperstrafen in reduzierter Form praktiziert werden, ist für Günder irritierend und nicht mit heutigen Maßstäben vereinbar.
Die Untersuchung zeigte, dass die Thematik von Strafen in der Heimerziehung eine zentrale Rolle hat. Dennoch verbleiben viele pädagogische Fragen und Probleme bezüglich der korrekten Anwendung und Umsetzung der Strafe im Heimalltag. In diesem Zusammenhang war die Quote der Edukanten zu hoch, bei der die Strafe eine negative Wirkung erzielte.
Ferner seien etwa zwei drittel der Befragten der Meinung, das Fachkräfte in puncto richtiges Strafen überfordert seien.

Arbeitsaufgaben
1. Erörtern Sie mit Hilfe Ihres Fachwissens zur operanten Konditionierung, wie ein erwünschtes Verhalten nach der Strafe gefördert werden kann. Geben Sie den Erzieher dazu Handlungsvorschläge und Tipps.
2. Nehmen Sie unter Bezugnahme des Fachwissens für die Psychoanalyse Stellung zu dem folgenden Zitat: "Es hängt von den Fähigkeiten des Ichs ab, ob es auf ein Erlebnis so reagiert, dass es etwas daraus lernt."
3. Konkretisieren Sie, wie der Erzieher seine Rolle als Identifikationsfigur im Heimalltag wahrnehmen kann. Verwenden sie dazu Ihr Wissen zur sozialkognitiven Lerntheorie.
4. Diskutieren Sie, warum es Notwendig bei der Heimaufnahme ist, die individuellen Bedürfnisse des Neuankömmlings zu berücksichtigen.
5. Nehmen Sie begründet Stellung zu den Aussagen, dass körperliche Strafen auch in heutigen Heimen vorkommen können. Berücksichtigen Sie dabei besonders die Folgen für die Soziation der Edukanten.
6. Erörtern Sie, inwieweit sich die pädagogischen Vorstellungen nach Freinet in Heimen umsetzen lassen können.
7. Erläutern Sie, warum körperlichen Strafen der heutigen Praxis der Heimerziehung deplaziert sind.
8. Jugendliche zeigen bei ihrer Verselbstständigung den Drang nach Freiheit sowie dem Bedürfnis nach Schutz, nehmen Sie begründet Stellung wie der Erzieher die Entwicklung in dieser Phase fördern kann. Beziehen Sie sich dabei auch auf die Aussagen von Günder.
9. Erörtern sie diesen Sachverhalt in der Heimerziehung mit Hilfe ihres Fachwissens: "In der gegenwärtigen Praxis deutet vieles darauf hin, dass es sich bei Heimeinweisung nicht um einen nach fachlichen Standards gesteuerten und kontrollierten Vorgang handelt [...]." (Freigang 1999, S. 687)
10. Nehmen Sie Stellung zu dem folgenden Zitat mit Hilfe Ihrer Fachkompetenzen zum Modell der psycho-sozialen Entwicklung nach Erikson und der Heimpädagogik nach Günder: "Freigang sieht daher Heimeinweisungen und -verlegungen als Wendepunkt an, die möglicherweise das Ende oder den Beginn von Identitätskrisen markieren (Freigang 1986, S. 27).
11. Analysieren Sie mit Hilfe Ihres Fachwissens zu Freinet, Hurrelmann und Erikson warum der Prozess der Verselbstständigung vielen jungen Menschen schwerfällt und überfordert. Begründen Sie anschließend mit Hilfe ihren Kenntnissen zu Günder, wie Erzieher die jungen Menschen in dieser schweren Phase unterstützen können.
12. Arbeiten Sie das Bild des Erziehers nach Günder heraus.
13. Erläutern Sie, wie eine sensible Begleitung nach Günder aussehen kann.
14. Skizzieren Sie, warum viele junge Menschen negative Erwartungen bezüglich der Heimeinweisung haben.
15. Setzen Sie sich mit Hilfe ihres Fachwissens mit dem folgenden Zitat auseinander: "Der Heimaufenthalt wird von vielen der jungen Menschen zu Anfang als Strafe empfunden. Dabei wird außer acht gelassen, dass die Aufnahme in ein Heim, ebenso ein Neubeginn darstellen kann und viele junge Menschen aus einer misslichen Lage befreit."

Räumliche Merkmale in ihrer Auswirkung auf pädagogische Prozesse
Die Frage der Angemessenheit
Viele junge Menschen, die in Heimen leben, sind mit der räumlichen Ausstattung und mit der Wohnatmosphäre in der Einrichtung nicht zufrieden. Denn in Heimen findet man die einfache Erziehungsform vor und somit auch bescheidenen Rahmenbedingungen.
Nach Wichern sollte der Grundsatz in den Heimen gelten, dass die Kinder das Bewusstsein in den Heimen nicht verlieren, dass sie zu den Armen gehören, sodass die Kinder erkennen, dass Armut kein Übel ist, dass es vielmehr darauf ankommt, in welcher Form das Kind zu der Armut eingestellt ist. So sollte der Unterricht, die Kleidung, die Speisen, das Mobiliar und die gesamte Lebensweise der Kinder in den Heimen einfach sein, sodass sich die Einrichtung an der Herkunft der Kinder orientiert.
Nach Wichern gibt es eine christliche Grundhaltung und ein christliches Verständnis von Armut. Dabei spielt in der Praxis der Heimerziehung die klar umrissene Grundvorstellung der Gebäude und Einrichtungsgegenstände von Heimen die reale Orientierung von Kindern und Jugendlichen. Die Kinder sind von ihrer Herkunftsumgebung entfremdet, sodass sie übersteigerte Erwartungen für die Lebensumgebung haben und somit auch Anpassungsschwierigkeiten, die nach der Entlassung auftreten können. Denn die jungen Menschen sind enttäuscht, wenn sie nach dem Heimaufenthalt in bescheidenen Wohnverhältnissen leben müssen.
Jedoch gibt es auch Heime, in denen keine pädagogischen Überlegungen in die Planung der Rahmenbedingungen vorhanden oder gar nicht da waren, sodass die Gebäude und Einrichtungen keine Atmosphäre bieten, die Intimsphäre durch die Ausstattung beschränkt wird und die Umgebung einfallslos gestaltet ist.
Die meisten Kinder und Jugendliche kommen in Heime, da die Umgebung nicht stimmt, sodass das Lebensumfeld der Kinder entwicklungshemmend, abweisend, gefährdend, stigmatisierend, nicht behütend oder ungeborgen war. Zudem kommen die schlechten häuslichen Rahmenbedingungen hinzu, wie die zu kleine Wohnung, die schlechte Wohngegend, die zu wenigen aktiven Freizeitgestaltungen und die schlechten Rückzugsmöglichkeiten, die eine Heimaufnahme unüberwindbar machen.
Die Heimerziehung müsste die vorliegenden ungünstigen Rahmenbedingungen als Ausgangsbasis für Veränderung nehmen.
Denn die Kinder sollen sich von ihrem früheren Umfeld entfremden, sodass die Auffälligkeiten und Störungen Schritt für Schritt verschwinden. Es findet ein Veränderungsprozess statt, den die Familie des Kindes nachvollziehen und somit auch sieht, was sich geändert hat.
Die Heimerziehung ist nicht nur auf die pädagogische und therapeutische Situation zwischen Erzieher(innen) und den Kindern und Jugendlichen begrenzt, sondern umfasst zudem auch alle Rahmenbedingungen, die positiv und negativ den ganzen Tag über dem Kind vorgegeben werden. Deshalb sollte das Hauptinteresse auf den verbliebenen Tag, außerhalb der Therapiezeit, gelenkt werden, sodass eine Veränderung eintritt.
In einem Umfeld, in dem die Kinder sich wohlfühlen und es ihnen gefällt, können sie sich besser entwickeln, als unter weniger günstigen Voraussetzungen.
Die Wirkungsweisen der räumlichen Umgebung sind nicht bekannt, da sie noch intensiver erforscht werden müssen, jedoch geht es um die Gesamtatmosphäre, die das menschliche Streben nach Geborgenheit und Sichwohlfühlen zulässt und unterstützt. Es ist nicht sicher, wie die Lebensbedingungen von entlassenen jungen Menschen sein werden.
Denn es besteht ein Zusammenhang zwischen den Räumen und den Verhaltensweisen der Bewohner, sodass die Räume erzieherische Intentionen fördern, aber auch die Bewohner behindern können. Zudem haben die jungen Menschen Defizite in ihrer emotionalen Befindlichkeit, die sie aus ihrer Vergangenheit mitbringen, denn in dieser wurden die Jugendlichen in ihren sozialen Beziehungsstrukturen enttäuscht, da sie ein wenig Verlässigkeit, Sicherheit und Geborgenheit verinnerlicht haben. So können die räumlichen Bedingungen Voraussetzung für die Selbstannahme und die sozialen Beziehungen werden.

Aufgabe
Interpretieren Sie die Frage nach der Angemessenheit der räumlichen Gegebenheiten
.

Räumliche Rahmenbedingungen und Ausstattungsmerkmale
Die Heime und Wohngruppen sind die zentralen Lebensorte der Kinder und Jugendlichen, da sie vorübergehend oder für einen längeren Zeitraum in diesen wohnen. So ist die Wohnung das primäre Lebensumfeld für das Individuum, das selber gestaltet werden kann aber auch durch die Rahmenbedingungen und Ausgestaltungsmerkmalen ausgestattet ist, dass das Verhalten der Kinder prägt. Die Wohnung ist der Ort zur Selbstentfaltung, zum Sich zurückziehen, zum Erholen und zum Zuhause sein. Dort finden auch die wesentlichen Kommunikationsformen mit anderen Familienmitgliedern statt, da in diesem einen relativ großen Schutzraum vor unangenehmen, störenden und damit negativen Einflüssen der außerhäuslichen Welt.
Das Wohnen in den Wohnungen wird also zur Daseinsform, die wiederum zum Wesen des Menschen gehört. Damit wird das Wohnen gestaltet und wirkt durch die Gestaltung prägend auf den Menschen.
Durch die realen und atmosphärischen Bedingungen der vorhandenen Wohnform wird die Soziation der jungen Menschen mitbestimmt. Wenn die jungen Menschen in eine Institution der Fremderziehung eingewiesen werden, müssen sie ihre eigene Wohnung aufgeben, sodass die Realität dieses Verlustes von Tag zu Tag mehr empfunden wird. Deshalb fehlen den Kindern nicht nur die Familienmitglieder, sondern auch der Bezugspunkt in ihrem Leben, obwohl die Kinder und Jugendlichen formal gesehen ein neues Zuhause bekommen. Die Merkmale der Institution bestimmen die Wohnbedingungen, die einen entscheidenden Qualitätsunterschied darstellen.
Je länger die jungen Menschen in den Wohngruppen leben, desto mehr entwickelt sich das Gefühl in diesen zu Hause zu sein. Oft gelingt dies nur annährungsweise, aber in anderen Fällen gar nicht.
Damit die Kinder sich einigermaßen zuhause fühlen, gibt es gruppenstrukturierte Wohnformen, in denen sich durchschnittlich zwei Kinder ein Zimmer teilen. Im Gegensatz zu früher sind die räumlichen Rahmenbedingungen verbessert, also unabdingbare Voraussetzungen, die für ein positiveres Wohngefühl sorgen sollen, aber sie sind immer noch ausreichend, um das Gefühl wirklich zu Hause zu sein, entwickeln zu können. Jedoch gibt es noch andere Gründe, warum diese räumlichen Rahmenbedingungen gegeben sind. So sind es Jugendliche, die aus schwierigen Verhältnissen kommen, alles zerstören, sodass die Möbel robust und funktionell sein müssen, damit diese große Belastungen überstehen.
Aufgabe
Erörtern Sie Vor- und Nachteile der räumlichen Rahmenbedingungen und der Ausstattungsmerkmale.
Milieutherapeutische Heimerziehung
Es entsteht atmosphärisches Wohnen und sinnhaft pädagogische Planungen des unmittelbaren Lebensumfeldes, die nicht die positiven Auswirkungen der Gebäude und Einrichtungsgegenstände berücksichtigen. Doch die Heime sind so ausgestattet, dass sie in den funktionalistischen Bereich eingeordnet werden können. Die Einrichtung soll auf der einen Seite preiswert und auf der anderen Seite robust sein, sodass sie einen reibungslosen Ablauf ermöglicht.
Nach Bettelheim sind das gesamte Lebensumfeld der Kinder, die Wohnatmosphäre und den von Zimmern und Einrichtungsgegenständen ausgehenden Symbolgehalt als integrativer Bestandteil der Therapie an. So sollten auch die Zwischenräume, wie der Flur und die Treppenhäuser, nicht funktionell eingerichtet werden, sodass die Kinder diese zum Leben brauchen, wie zum Ort für private Gespräche.
Die Wohnzimmer ist ein Raum, der zu vielfältigen Zwecken von den Jugendlichen genutzt wird, sodass der Raum nicht nur der Bequemlichkeit den Vorzug gegeben werden sollte. Auch als ein integrativer Bestandteil der Gesamttherapie sind die Toiletten und das Badezimmer. So sollten alle Räume der Einrichtung die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder berücksichtigen. Bei der Vorauswahl, bei der verschiedene Einrichtungsgegenstände von den Erziehern ausgewählt werden, werden die Interessen und Vorlieben der Kinder berücksichtigt, sodass die Kinder mit der Auswahl nicht überfordert, aber auch nicht eingeengt werden. Die Einrichtung muss also die Möglichkeit von Distanz und Nähe bieten, deshalb sind die einzelnen Zimmer nicht zu klein, aber auch nicht zu groß.
Jedoch zeigt die Erfahrung der Erzieher, dass die Jugendlichen nicht mehr so oft die Einrichtung zerstören, wenn diese hübsch und anziehend gestaltet ist. Zudem sind alle Räume offen, es gibt also keine geschlossenen Türen, wie dies auch in der Familiensituation üblich ist. Die offenen Türen können auch symbolisch gesehen werden, denn sie machen die Offenheit unter den Bezugspersonen und innerhalb der Gesamtatmosphäre erst möglich.
Das wichtigste Medium der Milieutherapie ist ein tiefenpsychologisch interpretierter und gestalteter Alltag. Dies bedeutet, dass alltägliche Handlungen, wie das Aufstehen, Essen, Lernen, Schlafengehen usw. den Ausgangspunkt für die Förderung und Therapie bildet. So sind es symbolische Mitteilungen und Gehalte, die von Räumen, Ausstattungen, Situationen und Interaktionen im Heimalltag ausgehen, und die im Mittelpunkt stehen. Die Heimerziehung hat die Zielsetzung eine Steigerung des Selbstwerts und des Selbstvertrauens bei den jungen Menschen zu erreichen.

Aufgabe
Diskutieren Sie die Aspekte der milieutherapeutischen Heimerziehung.
Folgerungen für die Heimerziehung

Das Gebäude der Heimerziehung ist in nicht erbrachten Zuständen und Ausstattungen.
Da die Zustände und die Ausstattungen nicht den Voraussetzungen des „therapeutischen Milieus“ entsprechen, werden einige Heime von den Jugendlichen eher als eine Bestrafung aufgefasst, anstatt einer Chance für einen Neubeginn. Es muss von der Heimerziehung berücksichtigt werden, dass die Umstände und die Bedingungen, zur Förderung und zum Wohl des Individuums angepasst werden müssen.
In einigen Gebäuden können jedoch keine Wohnatmosphären entstehen, da sie von Grund auf als ungeeignet darstehen. Daher müssen diese Gebäude aufgegeben werden und andere herangezogen werden.
Die neuen Einrichtungen für die Heime müssen nicht luxuriös sein, sie müssen nur milieutherapeutisch nutzbar sein. Es ist auch wichtig, dass die Kinder und die Jugendlichen viele Möglichkeiten bekommen gemeinsame Stunden zu verbringen. Um möglichst viele Therapiestunden zu sparen, sind gemeinsame Stunden vor dem Kamin wichtig, um Konflikte und Missverständnisse zu klären, so äußerte sich ein Heimleiter zu diesem Thema.
In der heutigen Zeit ist die Heimerziehung in Gebäuden und in Räumen, die die pädagogische Erkenntnis leider vermissen lässt. Jedoch sind Gebäude und Räume veränderbar, wenn sie dem Wohnaspekt natürlich entsprechen. Mit der Zusammenarbeit von Pädagogen und Architekten, die die Soziationsbedürfnisse des Individuums berücksichtigten, wird versucht bestmögliche Planungen für die Gebäuden zu gestalten.
In der Praxis zeigt sich auch, dass ungünstige Wohnsituationen durch kleine Veränderungen, große Wirkungen auf ein heiles Klima und Umfeld des Individuums haben. Dies kann nur geschehen, wenn der Wille da ist die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen zu fördern.

Aufgabe:
Welche Folgerungen gibt es an die Heimerziehung? Stellen Sie diese kurz dar!
Resümee
Die Studie zeigt, dass die Individuen sich in den Einrichtungen nicht wohl und benachteiligt fühlen, wenn sie nicht so akzeptiert werden, wie sie sind, wenn sie spüren, dass an ihnen kein Interesse vorliegt und wenn sie ständig überfordert werden. Vor allem ist es wichtig, dass am Tag der Aufnahme diese negativen Merkmale nicht vom Individuum gespürt werden.


Kapitel 8

Richard Günder: Praxis und Methoden der Heimerziehung - Entwicklungen, Veränderungen und Perspektiven der stationären Erziehungshilfe;
Kapitel 8: Methodisches Vorgehen in der Heimerziehung

Ausgangslage (Seite 189 – 191)

Kinder und Jugendliche in einem Heim weisen mehr oder weniger negative Verhaltensweisen auf. Diese Verhaltensweisen entspringen aus den verschiedenen Biographien der Bewohner des Heimes. Deswegen stehen den Bewohnern der Institute zahlreiche Fachkräfte zur Verfügung damit eine Therapie stattfinden kann. (vgl. Seite 189, Heimerziehung: Günder)

Diese Therapien finden aber nur 1 – 2 Stunden in der Woche statt. Deshalb ist die Erziehung der Kinder in den Heimen ein besonderer Stellenwert, da dieser in dem Lebensmittelpunkt der Kinder ist. (vgl. Seite 189, Heimerziehung: Günder)

Das Rollenverständnis der Erzieher, ihre berufliche Identität und die pädagogische Grundhaltung ist die Basis einer effektiven Pädagogischen Arbeit.
„Diese Grundlage erscheint unverzichtbar, sie reicht allerdings isoliert alleine nicht aus, um Erfolgversprechend arbeiten zu können. Der Basis müssen sich konkrete Handlungsschritte anschließen, die ihrerseits auf einer sorgfältigen Planung gründen.“ (siehe Seite 190, Heimerziehung: Günder.
Das Erkennen pädagogischer notwendiger Vorgehensweisen wäre für sich allein ist wertlos, wenn Möglichkeiten und Wege einer Umsetzung der Ziele nicht erarbeitet und praktiziert werden. Dabei müsste die Umsetzung durch Kontrollmechanismen verifiziert und verändert werden können.
„Die Fragestellung, inwieweit der Erfolg oder Misserfolg von Lebenswegen in Institutionen der öffentlichen Erziehung auf erzieherische Methoden und Rahmenbedingungen zurückzuführen sei, wurde bislang in der Regel als kaum lösbar beziehungsweise als äußerst schwierig, weil mit vielen und unbekannten und kaum zu bestimmenden Faktoren verbunden, angesehen.“ (siehe Seite 190, Heimerziehung: Günder)
Es wurde diskutiert in welchem Ausmaß die Anwendung pädagogischer Methoden den Erziehungserfolg beeinflusst. Die offenen Fragen und ungeklärten Positionen dienen als Legitimationen, wenn die Methoden und Modelle Institutionen der Erziehungshilfe kaum zur Anwendung kamen. (vgl. Seite 190, Heimerziehung: Günder)

„Eine Arbeitsgruppe der Universität Tübingen evaluierte das Leistungsspektrum und die Qualitätsmerkmale in teilstationären und stationären Bereichen unter Berücksichtigung der Hilfe für junge Volljährige. Sechs von sieben Hilfeverläufen werden mit positiver Bilanz beendet, wenn im Jugendamt mit hoher Fachlichkeit gearbeitet wird. Für die Einrichtungen zeigt sich noch ein deutlicher Zusammenhang. Einer von vierzehn Hilfeverläufen scheitert, wenn die Einrichtung fachlich qualifizierte Hilfe anbietet. Dahingegen scheitern zwei von drei Hilfeverläufen, wenn die Einrichtung wesentliche Standards nicht einhält. Der wissenschaftlich abgesicherte Beweis, dass sich qualifizierte Vorgehensweisen in den Jugendämtern und in den Institutionen für die betroffenen jungen Menschen positiv auswirken werden, muss zu einer stärkeren Suche nach und einer Orientierung an Qualitätsmerkmalen führen.“ (Siehe Seite 190, Heimerziehung Günder


Methoden in der Heimerziehung

Innerhalb der Heimerziehung kann beobachtet werden, dass die regelmäßig stattfindende Hilfeplanung auf individuelle Vorgehensweisen abgestimmt und geplant wird, aber die Umsetzung sich als schwierig erweist. (vgl. Seite 190, Heimerziehung nach Richard Günder)
Der enorme Stellenwert einer effektiven und handlungssicheren Methodenkompetenz der pädagogischen Mitarbeiter in der Einrichtung der stationären Erziehungshilfe wird durch folgende Aussagen unterstrichen:
- „Weder Kinder- und Jugendpsychiatrie noch die Kinder- und Jugendpsychotherapie noch Kinder- und Jugendhilfe kann sich für sich in Anspruch nehmen, derzeit und hierzulande mit Methoden, Modellen und Ansätzen zu arbeiten, die bei Verhaltensstörungen im Jugendalter als das Vorgehen der Wahl anzusehen sind“ (Herkeerens 2009, S. 485/Seite 190/191, Heimerziehung: Günder)

Es wird eine Beziehungsarbeit in der Jugendhilfe empfohlen, sowie eine reflexive Professionalität der Fachkräfte (vgl. S. 191, Heimerziehung: Günder)

Die Arbeit in Heimen mit Kindern erfordert eine Spontaneität. Diese Spontaneität innerhalb der Pädagogik führt keineswegs immer zu angemessenen oder günstigen Resultaten. Die Spontaneität die aus vorhandenen pädagogisch-methodischen Denkweisen geschöpft wird, könnte zu besseren Ergebnissen führen. Eine grundlegende Voraussetzung für die methodische Vorgehensweise ist die Planbarkeit sozialpädagogischer Handlungsabläufen.
Das Methodische Handeln geht über das intuitive Handeln hinaus und wird somit zum professionellen Handeln. Daraus folgt, dass der Hilfeprozess nachvollziehbarer wird. (vgl. 191 Heimerziehung: Günder)

Die methodischen Vorgehensweisen in der Heimerziehung sind wie die Elemente der Hilfeplanung lebensweltorientiert, das heißt, dass sie nicht vorgegeben sind sonder ausgehandelt werden müssen. So bauen sie auf den Ressourcen der Betroffenen auf. So müssen die Selbstdeutungsprozesse und Lösungen der Jugendlichen zugelassen, gefördert und berücksichtigt werden. (vgl. 191 Heimerziehung: Günder)


Seite 191 - 197

Durch 48 Interviews in 25 Institutionen der Erziehungshilfe, wobei immer mindestens eine leitende Fachkraft und ein(e) gruppenpädagogische(r) Mitarbeiter(in) befragt wurden, wurde herausgefunden, welche Methoden derzeit in Heimen vorwiegend praktiziert werden (vgl. Günder S. 191-192).
Dabei wurden folgende Fragen angesprochen:

• Welches Leitbild haben die Institutionen? (s. Günder S. 192)
• Welche Methoden werden realisiert? (s. Günder S. 192-195)
• Welche Literatur wird im Zusammenhang mit Methoden genannt? (s. Günder S. 195)

Anschließend werden die Ergebnisse resümiert (s. Günder S. 195-197).
Bei der Frage nach dem Leitbild fiel auf, dass viele gruppenpädagogischen Mitarbeiter(innen) hierzu keine Angaben machen konnten, während die meisten Leitungskräfte Auskunft geben

konnten. Über 50% der Institutionen hatten ein christliches Leitbild. Alle anderen Leitbilder, die genannt wurden, vertraten nur kleine Gruppen oder sogar nur Einzelne: humanistische Pädagogik, ganzheitliche Pädagogik, Milieutherapie nach Bruno Bettelheim, klassische Sozialdemokratie, Orientierung an Mutter Theresa (usw.).

Bei der Frage welche Methoden realisiert werden, wurde zunächst geklärt was Methoden sind.


Definition Methoden: „„Methode (griech. Methodos: Weg, etwas zu erreichen) meint eine planmäßige, konsequente Verfahrensweise zur optimalen Verwirklichung theoretischer und praktischer Ziele. Wichtig sind die Zielorientierung, Konsequenz und Reflexion, sowie Überprüfbarkeit des Handelns zum Zwecke der Problemlösung. Methodisches Handeln ist also eine Form der Problemlöse- und Bewältigungskompetenz, auf die theoretisches Wissen über die Bedingtheit der Situation zurückführt“ (Maykus 2000, S.162)“ (vgl. Günder S. 192).

Die Aussagen der Befragten stimmten mit der oben genannten Definition überein.

Arbeitsaufgabe 1: Formulieren Sie eine Definition für Methoden in eigenen Worten.
Die Befragten sollten anschließend die drei wichtigsten Methoden ihrer Institution nennen. Dabei wurden in der (westfälischen) Studie folgende Methoden mit abnehmender Häufigkeit genannt:


Genannte Methode Günder zu der genannten Methode
Strukturierung des Alltags Dies ist eine Grundvoraussetzung für Erzieherisches Handeln und gilt nur als Methode, wenn als spezielle erzieherische Maßnahme angewandt z. B. bei ADHS (vgl. S. 194), das heißt es ist keine eigentliche Methode. (vgl. Günder S. 195-196)
Beziehungsarbeit Dies ist keine eigentliche Methode. (vgl. Günder S. 195-196)
Verhaltenstherapie/Verhaltenstraining Eine eindeutig zu wertende therapeutische Methode. (vgl. Günder S. 196)
Einzelfallorientierung Diese ist zu inhaltslos und unspezifisch auch wenn sie in der sozialen Arbeit als klassische Methode genannt wird. (vgl. Günder S. 194)
Systematische Eltern- und Familienarbeit / Familientherapie Die Familienarbeit ist keine eigentliche pädagogische Methode, sondern eine Grundvoraussetzung, welche sogar im KJHG vorgeschrieben ist. Eine systematische Familienarbeit ist jedoch eine eindeutig zu wertende pädagogische oder therapeutische Methode. (vgl. Günder S. 194 u. 196)



In einer Bayrischen Studie kam es zu folgenden Ergebnissen:
Genannte Methode Günder zu der genannten Methode
Tagesstrukturierende Maßnahmen Siehe oben unter Strukturierung des Alltags.
Freizeitpädagogik
Systematische Eltern- und Familienarbeit / Familientherapie. Siehe oben.
Bezugserzieher(innen)system Dies ist keine eigentliche Methode. (vgl. Günder S. 195-196)

In Westfalen-Lippe wurden zudem noch diese als Methoden genannt:
Genannte Methode Günder zu der genannten Methode
Gruppenarbeit/Gruppenpädagogik Diese ist zu inhaltslos und unspezifisch auch wenn sie in der sozialen Arbeit als klassische Methode genannt wird. (vgl. Günder S. 194)
Heilpädagogisches Reiten/Reittherapie Eine eindeutig zu wertende pädagogische oder therapeutische Methode. (vgl. Günder S. 196)
Milieutherapie nach Bruno Bettelheim Eine eindeutig zu wertende therapeutische Methode. (vgl. Günder S. 196)
Verselbstständigung -------------------------------------------------------
Ich-Stärkung Dies ist keine eigentliche Methode. (vgl. Günder S. 195-196)
Ressourcenorientierung Eine eindeutig zu wertende pädagogische Methode. (vgl. Günder S. 196)
Spieltherapie -------------------------------------------------------

Günder kritisiert, dass einige der Befragten nicht in der Lage waren eine pädagogische Methode zu nennen. Das Erstellen von Hilfeplänen, die Durchführung von Teamgesprächen und das in Anspruch nehmen von Supervisionen wertet Günder nicht als Methoden (vgl. S. 194).

Arbeitsaufgabe 2: Erstellen Sie eine Tabelle in der echte, unechte und falsche Methoden getrennt aufgeführt sind und analysieren Sie welche Kriterien der Definition Methode nicht auf die unechten und falschen Methoden zutreffen.


Bei der Frage welche Literatur im Zusammenhang mit Methoden genannt wurde fiel auf, dass über ein Drittel der Befragten keine Literatur im Zusammenhang mit den von ihnen genannten Methoden angeben konnten. Das heißt die genannten Vorgehensweisen basieren nicht auf theoretischen Grundlagen. Günder geht daher davon aus, dass in vielen Institutionen keine Methoden zur Anwendung kommen, oder diese zumindest nur unreflektiert angewandt werden (vgl. Günder S. 196 u. 196)


Im Resümee werden noch einige wichtige Studienergebnisse einer anderen Studie zu Standards fachlichen Handelns genannt. Zu diesen zählen beispielsweise:

• Situationsangepasste Planung und Reflexion des Hilfeangebots,
• Spezifische, einzelfallbezogene Angebote,
• Verlässliches und tragfähiges Betreuungssetting,
• Reflektierte Beteiligung des Kindes und der Eltern,
• Begründete Kooperation mit den beteiligten Fachkräften,
• Geplante Beendigung der Hilfe. (vgl. Günder S. 196-197)

In fast 10% der untersuchten Einrichtungen konnte kein fachliches Handeln festgestellt werden. In fast 25% gab es Defizite in einzelnen Bereichen. Günder wertet die Ergebnisse der eigenen Studie so aus, dass da wo kein wissen zu Methoden und/oder Fachliteratur vorhanden war auch diese Standards nicht eingehalten werden. Demnach würde die Durchfallquote der Einrichtungen bei dieser Untersuchung noch größer sein.
Nach Günder gehen zwei von drei Hilfeleistungen schief, wenn fachliche Standards nicht eingehalten werden. Er geht außerdem davon aus, dass professionelles und erfolgreiches Handeln ohne methodische Verfahren und theoretische Absicherung kaum vorstellbar ist. (vgl. Günder S. 197)

Arbeitsaufgabe 3: Erklären Sie welche Bedeutung Methoden in der Heimerziehung haben.


Die Umsetzung methodischer Vorgehensweisen (Seite 197 - 199)

Nicht selten stoßen Heimerzieher/innen an Grenzen ihres Handelns, wenn methodische Vorgehensweisen und Erziehungsaufgaben nicht konsequent verfolgt werden. Als Gründe geben sie dafür an, dass sie zu viele aufwendige Alltagsaufgaben besitzen und durch die meist spontanen Reaktionen auf Situationen sei ein planmäßiges Handeln undenkbar. Des Weiteren sehen sie in der Heimleitung bzw. der Heimverwaltung keine Unterstützung oder eine Behinderung. Wenn ihre pädagogische Planung nicht mit dem tatsächlichen Handeln übereinstimmt, so können Frustration, professionelle Selbstunsicherheit und mangelnde Einsatzbereitschaft die Folge sein. Diese Misserfolge stellen sie dann den Heimkindern zu Lasten, wodurch sich ein folgenschwerer, negativ besetzter Kreislauf bildet. Durch das Gruppenmilieu und die Rahmenbedingungen wird schließlich die Selbstständigkeitsentwicklung gefördert oder in dem vorherigen Fall gering gehalten. Zusätzlich wird ein methodisches Vorgehen dahin gehend behindert, da jedes Kind durch seine individuelle Biografie eine individuelle Betreuung benötigt. Diese individuelle Ausrichtung auf das Kind bringt mehr Erfolge mit sich, als eine allgemeine Gruppenpädagogik, da so besser auf die Bedürfnisse des Kindes eingegangen werden kann. Eine wichtige Aufgabe der Heimerzieher ist daher, dass sie den Gefährdeten inneren Halt durch den Ausbau äußeren Halts bieten, in dem sie bspw. eine verantwortungsvolle Bezugsperson bei Problemen darstellen, regelmäßig Unterstützung bei den Hausaufgaben geben und/oder gezielt mit dem Kind die Freizeit planen.

Zuständigkeiten abstimmen (Seite 199 - 201)

Für die Erziehung der Heimkinder sind grundsätzlich alle Heimerzieher verantwortlich. Damit ist die Realisierung der individuellen Erziehung und der pädagogischen Methoden gemeint. Um dies zu gewährleisten ist es zwingend notwendig, dass alle Heimerzieher/innen ein Mitspracherecht haben, da sie zu unterschiedlichen Dienstzeiten das Milieu personenbezogen und prägend mitbestimmen. Jedoch sind nicht alle Erzieher/innen für alle Kinder gleich verantwortlich. D.h. eine Erziehungsperson übernimmt bei einem Kind die Hauptverantwortung für spezielle Aufgabenbereiche. Die hauptverantwortliche Person muss dafür Sorge tragen, dass vereinbarte pädagogische Schritte auch in ihrer/seiner Abwesenheit von anderen Kollegen eingehalten werden. Dies setzt daher permanenten Informationsfluss voraus. Hiermit sind dann Berichte über pädagogische Bemühungen, Entwicklungsfortschritte und
-rückschritte gemeint. Durch diese personenbezogene Vorgehensweise, kann sich das Kind besser an der Erwachsenenpersönlichkeit orientieren und so Lernprozesse und Verhaltensänderungen durch Identifikationsprozesse und Modelllernen können sich einstellen. Ist diese hauptverantwortliche Erziehungsperson jedoch öfter als zu den Routinezeiten (Urlaub) abwesend, bspw. durch eine Krankheit, so muss dafür Sorge getragen werden, dass ein Ersatz anwesend ist.

Jedoch hat dieser arbeitsteilige Erziehungsprozess auch Grenzen. Im Idealfall bringen Erziehungsperson und Kind dem jeweiligen Gegenüber Wohlwollen und Sympathie entgegen, was die Zusammenarbeit erleichtert. Weniger gut wäre es wenn keine/r der Heimerzieher/innen Sympathie und Wohlwollen, sondern nur Neutralität entgegen bringen kann. Jedoch wäre der denkbar schlimmste mögliche Fall, dass alle Erziehungspersonen einem Kind mit besonderen Erziehungsbedürfnissen eine negative Haltung entgegenbringen. Hier wäre es nah zu lägen, dass das Kind das Heim oder die Heimgruppe wechselt.


Erziehungsziele und -aufgaben transparent machen (Seite 201 - 203)

Damit die Wahrnehmung pädagogischer Förderbereiche nicht ins Stocken gerät, muss dafür Sorge getragen werden, dass diese durch Außenstehende konsequent und kontinuierlich verfolgt werden und nicht abgelehnt werden. Geschieht dies doch, so sind meist andere bzw. gegensätzliche Ziele von anderen Bezugspersonen (z.B.: Eltern, Lehrer, Heimleitung, Freunde) die Störfaktoren. Aber auch verschiedene pädagogische Handlungsabläufe die sich gegenseitig behindern oder außer Kraft setzten können Gründe sein. Die Lösung hierfür wäre die erarbeiteten Erziehungsstile und sich stellende Aufgaben transparent zu gestalten, damit sie für alle Beteiligten verständlich sind und daher kontinuierlich durchgeführt werden können.

Ein Beispiel hierfür wäre ein Hausbesuch bei einem Heimkind, das eine zwiespältige emotionale Beziehung zu seinen Eltern hat. Um dieses Vorhaben durchführen zu können, müssen besondere Maßnahmen organisiert werden. Zum einen muss während des Hausbesuchs des Erziehers ein/e andere/r Erzieher/in den Dienst in der Gruppe übernehmen und von der Heimleitung die Kosten für die Fahrt erstattet werden. Aus diesen Besuchen könnte man dann dazu übergehen, die Eltern dazu zu bringen ihr Kind öfter im Heim zu besuchen und dort einen Gesprächspartner zur Verfügung zu stellen. Damit das Vorhaben für alle Beteiligten verständlich, also transparent gemacht werden kann, sollte es vermieden werden, dass eine


Planung erst unmittelbar vor dem anstehenden Hausbesuch stattfindet und die Heimleitung kurz vor dem Besuch über das Vorhaben informiert wird, oder gar nur nebenbei darüber erfährt und der Erzieher schon mit dem Vorhaben begonnen hat. Mit so einem unüberlegtem Handeln können nur Probleme entstehen, da die Heimleitung mit diesem Vorhaben nicht einverstanden sein könnte, da z.B. die Fahrkostenrückerstattung zu teuer wäre und nicht zwei Erzieher gleichzeitig arbeiten sollten. Ebenso könnte sich das Jugendamt dagegen stellen und nicht vom pädagogischen Wert der Maßnahme überzeugt sein. Trotz des großen Aufwands bringt dieses transparente Vorhaben Vorteile mit sich, da neue Handlungsspielräume eröffnet werden und das Selbstverständnis erzieherischer Aufgaben gefördert wird.

Damit eine Transparenz der Erziehungsstile und -aufgaben entstehen kann ist es vor allem wichtig, dass die Erzieher/innen zwischen Offenheit und der Verpflichtung zur Verschwiegenheit und des Datenschutzes abwägen können. Zudem muss der/die verantwortliche Erzieher/in für die Außenstehenden bekannt sein, damit immer wenn nötig eine Verständigung stattfinden kann und die gestellten Erziehungsaufgaben müssen konsequent und ohne äußere Störeinflüsse verfolgt werden.

Damit auch die Zusammenarbeit mit den Eltern und Lehrern transparent verlaufen kann, muss dafür gesorgt werden, dass eine Absprache über die Erziehungsziele stattfindet, damit nicht entgegengesetzt gehandelt wird. Besonders wichtig ist das transparente Arbeiten bspw. bei einem aggressiven Kind, wenn dessen Aggressionen aus Gründen des zu Ruhekommens nicht stark eingeschränkt werden. Bei einer solchen Bewältigung von Problembereichen ist es zudem wichtig eine Absprache mit dem Lehrer zu treffen, damit ein Verständnis dafür entsteht, dass das Kind seine Energie zu diesem Zeitpunkt für andere Sachen verwendet und daher bspw. Hausaufgaben an zweiter Stelle stehen.

Arbeitsaufgabe 4: Begründen Sie weshalb im Praxisfeld der Heimerziehung oftmals keine methodischen Vorhaben angetroffen werden.


Den Alltag analysieren - das Chaos ordnen (Seite 204 - 206)

Alltagsgeschehen (Seite 204)

Für die Erzieher stellt die Bewältigung des Alltagsgeschehens eine enorme Belastung dar. Aufgrund der Dezentralisierung der Erzieher und der zunehmenden Selbstversorgung der Gruppen, sind die Arbeitsbelastungen größer geworden. Es müssen verschiedene alltägliche und notwendige Handlungen und Planungen getroffen werden. Die Erzieher müssen sich mit Haushalts- und Speiseplänen, Essenszubereitungen, Kleidung für die Kinder, Terminen mit Ätzen, Terminen mit anderen Institutionen, verschiedene Festen und Feiern und vielen weiteren Notwendigkeiten auseinandersetzen.
Des Weiteren müssen Kinder unterschiedlich früh geweckt werden und müssen zu unterschiedlichen Zeiten zu Bett gehen. Durch das erzieherische Verhalten soll den Kindern eine Atmosphäre der Geborgenheit und der Ruhe vermittelt werden. Ein gutes Gruppenklima soll als Grundlage für die pädagogische Arbeit dienen.
Die Praxis vermittelt jedoch das Gegenteil, weil die Erzieher sich oft überfordert fühlen, wodurch die Arbeit in Hektik und Betriebsamkeit ausartet. Es ist erkennbar, dass professionelle Vorgehensweisen in diesem Klima nicht durchsetzbar sind, weil die Mitarbeiter/innen mit

dem Bestreben nach einem funktionierenden Alltagsgeschehen weder Zeit noch Raum für gezielte pädagogische Vorgehensweisen haben.

Arbeitsaufgabe 5: Stellen Sie dar, welche Probleme bei der Bewältigung des Alltagsgeschehens in der Heimerziehung möglicherweise entstehen können.


Analyse (Seite 205)

Um den "Chaos" im Alltag zu ordnen, damit eine gezielte pädagogische Entwicklungsförderung stattfinden kann, müssen die genauen Abläufe des Alltags analysiert werden. Jedoch sollten als eine Lösung des Problems keine strengen Richtlinien festgelegt werden, da diese auch Nachteile, vor alle in der Verselbstständigwerdung der Kinder mit sich bringen.

Arbeitsaufgabe 6: Begründen Sie kurz, wieso strenge Richtlinien zu Nachteilen führen können.


Umsetzung der Vorhaben (Seite 205)

Damit der Tagesablauf in den Griff genommen werden kann, müssen die Faktoren untersucht werden, welche dazu führen, dass ein geregelter Alltag nicht durchführbar ist.
Zu Beginn muss das Erziehungsteam sich bewusst machen, mit welchen Haltungen der eigene Dienst verbunden ist.
Wenn Erzieher/innen daran scheitern, dass sie in den Routinearbeiten des Alltags versinken, so sollten sie möglicherweise auf einfachere und bequemere Aufgabenstellungen ausweichen.
Erzieher/innen ohne pädagogische Ziele können Misserfolge heraufbeschwören, das wiederum zu Schuldgefühlen und beruflicher Unzufriedenheit führen kann. Diese negativen Ereignisse werden jedoch mit ungünstigen Arbeitsbedingungen in Zusammenhang gebracht oder verdrängt.


Überlastung der Erzieher/innen (Seite 205)

Pädagogische Vorgehensweisen basieren auf alltäglichen Handlungsebenen und sind möglicherweise in das Alltagsgeschehen integriert. Somit wird durch eine Überlastungssituation die Pädagogik nicht ausreichend umgesetzt, das verschiedene Ursachen haben kann.
Im Folgenden sind die Ursachen dargestellt:

• mangelnde Planung des Alltagsgeschehens,
• mangelnde Absprache,
• Nichterkennen des Wesentlichen,
• nicht vorhandene Handlungsstrategien in bestimmten Situationen,
• das Bestreben, alles perfekt mache zu wollen,
• mangelnde Transparenz berechtigter Ansprüche.



Arbeitsaufgabe 7: Erklären sie durch kurze Beispiele die Ursachen der Überlastungssituation, in welcher sich die Erzieher befinden.


Ursachen der Überlastung (Seite 206)

Eine Planung wiederkehrender Aufgabenbereiche kann dazu verhelfen, dass Überlastung und Hektik vermieden wird. Hektik und Überlastung treten auch bei Arbeitsvorbereitungen auf, welche lange bekannt sind und sogar teilweise zeitlich festgelegt sind.
Durch sinnvolle zeitliche Planung der immer wiederkehrenden Aufgaben können Störeffekte im Alltag gering gehalten werden.

Chaotische Verhältnisse können durch Absprache vermieden werden, wenn die Erzieher/innen sich untereinander über die Aufgabenbereiche austauschen.
Absprachen untereinander können auch dazu führen, dass Vorlieben und besonderen Fähigkeiten der Erzieher/innen bei der Arbeitsteilung berücksichtigt werden können.

Eine Erleichterung kann auch entstehen, wenn die die Erzieher/innen sich darauf konzentrieren, was getan werden muss, damit eine Gruppe harmonisch und gut funktionieren kann.
Aktionen wie z.B. Weihnachtsfeiern, welche Kinder und Erzieher/innen in Stress versetzen und somit die pädagogischen Vorhaben hindern, sollen in ihrer Sinnhaftigkeit überprüft werden.

Vorhandene Handlungsstrategien verhelfen dazu, unvorhergesehene und ungeplante Situationen im Griff zu behalten.
Rollenspiele führen dazu, dass Handlungsmuster aufgebaut werden, welche für die Beherrschung von stressigen Situationen nützlich sein können. Desweiteren ist eine Absprache mit anderen Kollegen nützlich, um möglicherweise diese bei Bedarf um Hilfe zu bitten.

Häufig führt das Bestreben aller Mitarbeiter gleich gut oder perfekt sein zu wollen zur Überlastung. Es ist gut, wenn die Arbeiten so eingeteilt werden, dass die Vorlieben der Mitarbeiter berücksichtigt werden. Dies soll auch den Kindern deutlich werden, dass die Erzieher/innen individuelle Persönlichkeiten sind.

Durch die Überlastung sind die Erzieher/ innen nicht mehr in der Lage die eigenen Ansprüche und die der Gruppe transparent darzustellen. Wenn durch die Heimleitung oder von der Seite der Verwaltung Anforderungen in organisatorischer Hinsicht gemacht werden, so sollten diese auch darauf hinweisen, wenn pädagogische Ansprüche gefährdet werden.
Eine wohlüberlegte pädagogische Argumentation und das sichere Vertreten des eigenen Standpunktes können auch dazu führen, dass neue erzieherische Handlungsfelder geöffnet werden.

Arbeitsaufgabe 8: Erklären Sie, welche Bedeutung „Methoden“ in der Heimerziehung haben und weshalb gerade in der Heimerziehung eine Teamarbeit erforderlich ist.


Individuelle Pädagogik und Alltag miteinander verbinden (Seite 207 - 208)

Dadurch dass es sich bei der gezielten pädagogischen Förderung und dem Alltag um die gleiche Angelegenheit handelt, lassen sie sich im Alltag in Heimen gut miteinander verknüpfen. Somit bestimmen die einzelnen Handlungen im Alltag das vorhandene Milieu, welches erst dann zum therapeutischen Milieu wird, wenn die eingebetteten Handlungen sich an pädagogische Vorstellungen orientieren. Die Gesprächsbereitschaft für ein bestimmtes Kind in einem, von Zeit und Raum abgetrennten, isolierten Erzieher(innen)-Kind- Gespräch ist kaum vorstellbar. Gute Gespräche entwickeln sich in Alltagssituationen. Dies kann beispielsweise beim gemeinsamen Kochen oder beim Spazierengehen geschehen. Dabei ist das Kind zwar keiner Beobachtungssituation ausgesetzt, es können jedoch treffsichere Beobachtungen von den Erziehern(innen) getroffen werden. Schwächen, aber auch bislang unbekannte Stärken können in diesen Situationen entdeckt werden. Um den Alltag so zu gestalten, dass gezielte pädagogische Prozesse entwickelt werden, sollten die Erzieher in der Lage sein, eine Sensibilität für das Aufspüren solcher Situationen zu entwickeln.
Das Zeitproblem als Argument gegen gezielte pädagogische Entwicklungsförderungen erscheint aus dieser Sichtweise fragwürdig, da der Alltag ohnehin vorhanden ist und nur mit besonders pädagogischer Intention organisiert und inhaltlich gestaltet werden muss.


Die Gruppe einbeziehen (Seite 208 - 209)

Ein anderes Beispiel gegen die individuelle Erziehung ist die Befürchtung mancher Erzieher(innen), dass die übrigen Kinder und Jugendlichen der Gruppe sich zurückgesetzt fühlen und glauben könnten, zu kurz zu kommen, wenn sich pädagogische Bemühungen intensiv auf ein bestimmtes Kind ausgerichtet werden. Negative Verhaltensweisen einzelner Kinder können durch ungünstige Gruppenbeeinflussung gefestigt oder potenziert auftreten. Deshalb ist es für ein Kind auch schwer, trotz pädagogischer Unterstützung, aus einer Außenseiterposition herauszukommen, wenn die Gruppe den Positionswechsel nicht anerkennt. Erfahrungen zeigen, dass Kinder und Jugendliche sich als soziale Helfer verstehen können, wenn diese Erwartung nicht in fordernder Haltung, sondern aufklärend, verständnisvoll und ernstzunehmend mit ihnen vereinbart wird. Kinder und Jugendliche können für ein anderes Kind Verständnis und Mitgefühl aufbringen, wenn sie sich daran erinnern können, dass sie selbst in ähnlich schwieriger Situation und Bedürfnislage eine Person hatten, die sich für sie eingesetzt hat, oder wenn sie von der sicheren Gefühlslage ausgehen dass dies in Zukunft der Fall sein würde.


Konsequenz in der pädagogischen Realisierung (Seite 209 - 210)

Konsequenz in der individuellen Entwicklungsförderung bedeutet, vereinbarte Handlungsstrategien auch unter schwierigen Bedingungen für einen längeren Zeitraum beizubehalten.
Da die Defizite, Schwierigkeiten und Auffälligkeiten der Kinder meist unter dem Einfluss ungünstiger Soziationsbedingungen im Laufe von mehreren Jahren entstanden sind, dauern pädagogische Prozesse in der Regel langfristig. Mangelnde Konsequenz von Seiten der Erzieher(innen) verursacht in der Regel pädagogische Resignation und Unzufriedenheit, was eine sehr schlechte Ausgangsbasis für weitere pädagogische Aufgabengebiete ist.


Eine pädagogische Haltung der Konsequenz wird einfacher, wenn man auch kleine Erfolge als solche erkennt.
Unter pädagogischer Konsequenz versteht man auch, nicht wahllos von einer Methode auf die andere überzuwechseln, sondern sich über die Auswirkungen der wohlüberlegten und konsequent angewandten Methode Klarheit zu verschaffen. Eine Veränderung in der pädagogischen Vorgehensweise sollte erst dann durchgeführt werden, wenn sichergestellt wurde, dass die individuelle Erziehung in der eingeschlagenen Richtung einem Kind nicht weiterhelfen kann.


Bewusste Kontrollen einplanen (Seite 210 - 211)

Aus unterschiedlichen Gründen bedarf der individuelle Erziehungsvorgang der Begleitung und Kontrolle. In Teamgesprächen soll es zu einer Reflexion kommen, in der die einzelnen Handlungsschritte unter Berücksichtigung der Gesamtstrategie sowie der Reaktion und Entwicklungen beim Kind aber auch bei den Erzieher(innen)n beobachtet und begleitend ausgewertet wird. Durch diese Reflexion kann auch festgestellt werden ob methodische Prozesse im Trubel des Alltags nicht in Vergessenheit geraten. Ändert sich der Entwicklungsstand eines Kindes nicht, sollte überprüft werden, ob die spezielle Erziehung für dieses Kind richtig gewählt wurde und teilweise oder ganz zu korrigieren ist oder ob der eingeschlagene Weg voraussichtlich auf längere Sicht hin zum Erfolg führt. Die Erzieher(innen) brauchen sich nicht nur auf ihre eigenen Erkenntnisse und auf die des Teams zu verlassen, sie sollten ebenso die Erfahrungen und Entwicklungen aus anderen vergleichbaren Arbeitsfeldern beurteilen können und auf ihre Übertragung hin untersuchen. Deshalb bieten sich Fortbildungskurse und
-tagungen zu speziellen Themengebieten des Erziehungs- und Therapiebereiches für Kinder und Jugendliche an, um fachliche Diskussionen mit Kolleg(inn)en aus anderen Institutionen zu führen. Diese Diskussionen können zur Bestätigung des eigenen pädagogischen Standpunktes oder zur Weiterentwicklung pädagogischer und organisatorischer Ideen genutzt werden. Die eigene professionelle Handlungsfähigkeit kann mit weniger organisatorischer Vorplanung und mit geringen Fortbildungsveranstaltungen besucht, aber auch fachrelevante Beiträge in Büchern und in den zahlreichen Fachzeitschriften verfolgt werden.

Arbeitsaufgabe 9: Erörtern Sie wie die Methoden in der Praxis zur Anwendung kommen.


Die empirische Studie – Untersuchungsmethoden (Seite 212)

Insgesamt schickte man 785 Fragebögen an Institutionen der stationären Erziehungshilfe, es kamen 367 Fragebögen zurück. Durch diese ungewöhnlich hohe Rücklaufquote von 47% bestätigt, welchen hohen Stellenwert die Thematik „Aggressionen“ innerhalb der stationären Erziehungshilfe nimmt. In den Fragebögen war eine Mehrfachnennung möglich.

Die Ergebnisse der empirischen Studie (Seite 212 - 215)

Bei der Auswertung der empirischen Studie kam heraus das 42% der beteiligten Fachkräfte angegeben haben, dass aggressive Verhaltensweisen und Auffälligkeiten ein wichtiger Grund waren, die Kinder und Jugendlichen unterzubringen.
Die Frage nach der Steigerung der Gewalt in den letzten fünf Jahren, beantworteten 71% damit, dass die Aggressiven Verhaltensweisen zugenommen bzw. stark zugenommen hätten.

Ebenfalls sind die Erzieher der Meinung das die verbale Aggression zu 81%, die körperliche Gewalt zu 58% und die autoaggressive Gewalt zu 47%, in den stationären Erziehungshilfen stark zugenommen hat.
52% der Befragten stellten eine erhöhte Gewalt gegen Sachen fest.
Interessant erscheint die Tatsache, dass 97% der beteiligten Personen der Auffassung sind, dass der Aufenthalt im Heim in bestimmten Situationen ausschlaggebend dafür ist, das die Kinder und Jugendlichen ein gewisses Ausmaß an Gewalt und Aggression ausüben.


Methodische Interventionen bei Gewalt und Aggressionen (Seite 215)

Fachkräfte gehen davon aus, dass Kinder und Jugendliche ihre Aggressiven und gewalttätigen Verhaltensmuster erst aufweisen, nachdem sie in einem Heim untergebracht wurden. In den letzten Jahren stieg die Problematik an und man kam zu dem Entschluss, dass man nur mit professionell angewandten Methoden dieser Problematik entgegen steuern kann.
Die Problematik von Gewalt und Aggressionen tritt nicht zwingend wegen der Lebensgeschichte der Kinder und Jugendlichen auf, es kann auch sein das die Organisationen der Institutionen der Jugendhilfe und die dort angetroffenen Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle spielen, oder sie verstärken. Dabei handelt es sich dann um die sogenannte strukturelle Gewalt.


Eine wichtige Methode ist dabei das Verhaltens-therapeutische Verfahren (Seite 215 - 216)

Hierbei spielt die Operante Konditionierung eine wichtige Rolle, da man Methoden anwendet die diese beinhaltet.
Es bedeutet, dass man einer Person entsprechend verstärkte Reaktionen auf ihr Verhalten entgegenbringt und man somit im besten Fall einen positiven Lernerfolg erzielen kann.
Das positive Verhalten kann z.B. durch eine Belohnung bestärkt werden und wird sogar vorausgesetzt. Das Kinder/ der Jugendliche müssen das Gefühl bekommen, dass sie sich richtig Verhalten haben und es eine Positive Auswirkung auf ihr weiteres Leben hat.
Abendliche Reflexionsgespräche dienen dazu um festzulegen, ob das Kind / der Jugendliche eine Belohnung verdient haben oder nicht. Diese Art von Gesprächen sind für das Kind / den Jugendlichen sehr wichtig, da sie ihren Tag Revue passieren lassen und ihn somit bei der Reflexion auffällt, in welchen Situationen sie sich positiv und in welchen sie sich negativ Verhalten haben.

Die Erzieher müssen den Tag bewerten und entscheiden dann, ob es eine Belohnung gibt oder nicht. Dies kann bei Kindern z.B. ein Besuch im Wald sein, eine Geschichte zum einschlafen oder auch etwas ganz spezielles, aufs einzelne Kind bezogen.
Es muss über einen längeren Zeitraum konsequent von allen Beteiligten (Erziehern, Eltern) praktiziert werden.

Bei älteren Kindern und bei Jugendlichen bietet es sich allerdings an ein gutes Verhalten nicht mehr täglich zu Belohnen, sondern „gute Tage“ in Form von Symbolen oder Punkten anzusammeln.


Dieses Verfahren nennt sich „Token-System“.
Hat das Kind oder der Jugendliche eine gewisse Anzahl von „Token“ gesammelt z.B. zehn Token, kann er sie einlösen und damit z.B. als Belohnung einen Kinobesuch antreten.
Wichtig ist, dass die Belohnungen vorher genau vereinbart werden, für das Kind und den Jugendlichen erreichbar sind und einen erstrebenswerten Charakter haben müssen.
Das Token-System kann und sollte nach einer Zeit ausgedehnt werden und für die Kinder und Jugendlichen noch attraktiver gestaltet werden.
Ein Jugendlicher der in einer intensivpädagogischen Wohngruppe lebte, konnte mit 300 Token eine Reise nach London, gemeinsam mit seinem Erzieher antreten.


Abb. 1: Beispiel für ein „Token-System“


Bei dieser Intervention ist es wichtig, dass man folgendes beachtet.

1. Die Familie, Erzieher und der Freundeskreis des Jugendlichen/des Kindes müssen konsequent und über einen längeren Zeitraum an einem Strang ziehen. Es muss genügend Informationsmaterial für Eltern und die Familie geben, damit sich genug und gut gekümmert werden kann.
2. Es muss mit Rückschlägen gerechnet werden. Gerade am Anfang, wenn sich diese Methode einpendelt ist es wichtig, dass man diese Rückschläge hinnimmt und versucht das Kind/ den Jugendlichen ausreichend zu unterstützen.
3. Für diese Intervention benötigt man genügend Zeit, da sie keine kurzfristige, sondern eher eine langfristige Methode ist.
4. Die in Aussicht gestellte Belohnung muss bei erreichen der Punkte realisierbar sein, man darf mit dem Kind/Jugendlichen nicht mehr verhandeln.
5. Auf negative Tage reagiert das Token-System nicht mit Bestrafung oder Zurücksetzung eines Punktes. Es gibt nur keinen Punkt für den Tag, aber es werden einem keine abgezogen. Die Kinder/Jugendlichen sollen nicht bestraft werden.


Verbindung mit Entspannungsverfahren

Kinder und Jugendliche mit Aggressiven Verhaltensweisen sind vor und während der aggressiven Phase körperlich sehr angespannt.
Wäre diese Anspannung nicht vorhanden, wären aggressive Handlungen nicht möglich und vorstellbar.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen sich an Entspannungsübungen heranwagen. Dies kann wichtig sein um sie vor Aggressions- und Gewaltschüben zu schützen oder auch um in einer aggressiven Phase schneller zur Ruhe zu kommen.


Folgende Auslöser für Gewalt und Aggression sind besonders häufig festgestellt worden.

• Die Kinder und Jugendlichen fühlten sich überfordert (Überforderungssituationen) 92%
• Die Kinder und Jugendlichen hatten mit Konflikten in der Schule zu tun. 73%
• Die Zeit nach den Elternbesuchen 50%


Die Überforderungssituationen werden Primär als ein Auslöser in der Aggressionsforschung gesehen, da Kinder und Jugendliche oftmals mit Situationen nicht zurecht kommen und sich schnell überfordert fühlen und dann gegebenenfalls falsch handeln.
Ebenfalls gilt die Schule heute als ein Ort an dem Gewalt und Aggressionen leicht entstehen können. Frustration durch schlechte Noten, Missverständnisse unter Schülern oder auch Mobbing spielen eine entscheidende Rolle.
Ein weiter Grund für Aggressives Verhalten ist der Elternbesuch. Kinder und Jugendliche reagieren oftmals Gewalttätig und Aggressiv, wenn ihre Eltern nach dem Besuch wieder ohne sie nach Hause gehen.



Dies wirft die Frage auf wie stationäre Erziehungshilfen diesem entgegenwirken könnten, ob mit Vorbereitungen, begleiten oder nachbereiten. Zudem muss geschaut werden welche Bedeutung die Elternarbeit einnimmt.

Des weiteren fragte man die Beteiligten, nach der Häufigkeit der Entstehung von Aggressionen in der stationären Erziehungshilfe.


Nach der Häufigkeit der Nennung kam folgende Rangordnung zustande:

1. Frühe Kindheitserfahrungen im Elternhaus
2. Aktuelle Situationen im Elternhaus
3. Schulprobleme
4. Alkohol und Drogen
5. Gruppenkonstellationen

Die Frage nach den Reaktionen auf aggressives Verhalten beantworteten die Beteiligten folgendermaßen (Mehrfachnennungen waren möglich)

• Einzelgespräche 82%
• Gruppengespräche 65%
• Zusammenarbeit mit anderen Institutionen 61%
• Verstärkerprogramm/ Verhaltens-therapeutische Maßnahmen 56%
• Wiedergutmachungsrituale 51%
• Strafe/ Sanktionen 41%
• Anti- Aggressionstraining 35%
• Entspannungsverfahren 32%
• Aufstellen neuer Regeln 29%
• Ausschluss aus der Einrichtung 23%

Die oben aufgeführten Interventions- Techniken müssen individuell angepasst werden. Jedes Kind und jeder Jugendliche hat einen eigenen Charakter und man muss sie demnach alle unterschiedlich behandeln. Nicht jede Interventions- Technik ist für alle Kinder und Jugendlichen geeignet. Die einen führen lieber Einzelgespräche und andere kommen mit dem Entspannungsverfahren besser zur Ruhe.
Gespräche in unterschiedlichen Formen sind aber Grundbestandteil aller Institutionen, denn durch Gespräche kann sich jeder Ausdrücken und die Erzieher lernen jedes Kind und jeden Jugendlichen individuell zu verstehen und die besten Interventions- Techniken auf sie anzuwenden.


Interventionstechniken

Um Gewalt und Aggressionen entgegen zu wirken, gibt es verschiedene Interventionstechniken, um diese unerwünschten Eigenschaften abzubauen.
Hierzu werden professionell angewandte Methoden voraus gesetzt. ( S.215)

Dazu gehören unter anderem:
- Progressive Muskelentspannung
- Autogenes Training
- Coolnesstraining
(S.217)

Diese Methoden werden angewendet, um Aggressionen und Gewalt zu mindern.
Diese 3 Methoden werden nun im genaueren erläutert.


Progressive Muskelentspannung

Ziel der progressiven Muskelentspannung ist es, den Unterschied zwischen an- und gespannten Muskelgruppen wahrzunehmen und diese in Alltagssituationen bewusst zu entspannen. Wichtig ist hier, dass man den Unterschied zwischen aktiv herbeigeführter Anspannung und bewusst wahrgenommener Anspannung zu kennen und sich darauf zu konzentrieren. (S.217)
Dabei werden nacheinander die einzelnen Muskelpartien in einer bestimmten Reihenfolge zunächst angespannt, die Muskelspannung wird kurz gehalten, und anschließend wird die Spannung gelöst. Dies dient zur Stärkung der Körperwahrnehmung und ist vor allem für Opfer sehr geeignet.

Die Methode der progressiven Muskelentspannung wird häufig im Rahmen einer Verhaltenstherapie eingesetzt, beispielsweise bei der Behandlung von Angststörungen, wo sie im Rahmen einer systematischen Desensibilisierung zur Anwendung kommt. Dies dient zum Aggressionsabbau aber gleich auch zu körperlichen Beruhigung wie z.B. bei zu hohen Blutdruck, schnellem Herzschlag und Zittern.
Bei der systematischen Desensibilisierung wird eine alte "schlechte " Reiz- Reaktions- Kette durch eine neue "bessere" Reiz- Reaktions- Kette ersetzt. In Kombination mit der Muskelentspannung kann somit nicht nur eine körperliche Entspannung stattfinden, sondern auch eine Verhaltensänderung kann durch diese Entspannung schneller herbeigeführt werden.


Autogenes Training

Das Autogene Training bezeichnet eine "konzentrative Selbstentspannung" oder ist mit dem Begriff der "Selbsthypnose" gleich zu setzen.
Hierbei werden bestimmte Regeln verfolgt die man sich setzt und somit auch einen entspannenden Zustand erreichen kann. Das bedeutet, durch verschiedene Beruhigungsübungen wird eine Selbstentspannung herbeigeführt, sodass Gewalt bewusst unterdrückt werden kann.
Vorerst wird dieses Verfahren mit Hilfe eines Therapeuten erlernt. Wichtig ist jedoch, dass der Patient später lernt, dieses Verfahren auch im Alltag anwenden zu können, dazu sind vor allem mehrere Wiederholungen nötig. (vgl. S. 217)

Diese Wiederholungen haben den gleichen Sinn wie die klassische Konditionierung. Sie sollen das Verhalten und die neuen Reiz - Reaktions- Ketten festigen.
Um auch für die einzelnen Patienten ein Ansprechpartner sein zu können, sollten die Erzieher sich durch professionelle Helfer bilden und stützen lassen, da Entspannungstechniken bewährte und wirksame Verfahren sind.


Coolnesstraining

Das Coolnesstraining richtet sich nicht nur an Straftäter, sondern im Allgemeinen eher an gewaltbereite Kinder und Jugendliche, sowie an deren Opfern und unbeteiligte Beobachter.

Wichtig hierbei ist zu beachten, dass eine Opfervemeidung stattfindet.
Zu den Zielen gehören ebenfalls auch eine Sensibilisierung der Täter, sowie eine Stärkung der Opfer. Auch die Verfestigung eines zivilisierten Standards der Friedfertigkeit sollte mit inbegriffen sein. (S.218)

Ein wichtiger Grundsatz ist, dass keiner dem anderen gegenüber gewalttätig sein darf. Hierbei wird der Täter bewusst provoziert und dann wird das Verhalten analysiert. Eine Analyse der Körpersprache, Meditation, Täter-Opfer- Rollenspiele und die Provokationstest sollen Helfen unerwünschte Gewaltzustände abzubauen und das Verhalten zu ändern.
Diese Methode wird unter anderem auch mit Sport in Verbindung gebracht, da man dort Aggressionen auch gut abbauen kann.
Im Coolnesstraining lernen die Kinder/Jugendlichen die Existenz von Aggression als natürlichen Persönlichkeitsanteil, Die Vermittlerfunktion und Kommunikationsbereitschaft in Streitsituationen, gewaltfreie Kommunikation durch Entspannung, Verhalten in Mobbingsituationen, Entspannungsverfahren, sowie Ruhe- und Stilleübungen kennen.

Besonders das Kennenlernen der Täter- Opfer- Beziehung ist wichtig.

Stationäre Erziehungshilfeeinrichtungen können ausgebildete Coolnesstrainer als Honorarkräfte einstellen, allerdings können auch Erzieher eine Trainerausbildung absolvieren und dieses Verfahren anwenden.
Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass alle Erzieher von dem Aufbau, etc, informiert werden, sodass eine positive Motivation gegeben ist und auch die Eltern der jeweiligen Kinder über das Programm genau informiert sind. (S.218)
So hat sich herausgestellt, dass dieses Verfahren zur Selbstsicherheit geführt und das nicht nur bei den Erziehern selbst, sondern auch bei den Patienten.
Es ist belegt durch Praxisberichte, dass gewaltbereite und grenzwertige Handlungen bereits im Vorfeld vermieden bzw. unterdrückt werden können.


Wichtig ist für alle Interventionstechniken die Kommunikation. Denn dadurch kann nicht nur eine Basis für Vertrauen vom Erzieher zum Patienten geschaffen werden, sondern auch ein besseres Verständnis untereinander wird gestärkt.


Arbeitsaufgabe 10: Stellen Sie zu jeder Interventionsmöglichkeit zwei Beispiele dar.


Die Notwendigkeit von Teamarbeit (S. 219-225)

Eine gute Absprache unter Erzieher(innen)n ist wesentlich innerhalb der Heimerziehung. (siehe Fallbeispiel). Unterschiedliche Erziehungsauffassungen können schnell zu Irritationen und Frustrationen und Verärgerungen führen (vgl. S.219).


Begründung der Teamarbeit

Die Fähigkeit zur Teamarbeit ist nicht bei jedem Mitarbeiter gegeben. Es muss eine innere Haltung und eine entsprechende Qualifikation vorhanden sein. Es ist notwendig, Mitarbeiter in einem Qualifizierungsprozess zur dauerhaften Anwendung von Teamarbeit zu befähigen.

Die Methode der Teamarbeit wird vor allem dann angewandt, wenn es darum geht, durch kreative Beiträge und Handlungen schwierige Aufgaben zu lösen. Teamarbeit ist im sozialpädagogischen Handlungsfeld Heimerziehung sehr gut geeignet, um beim Abbau und zur Lösung von Alltagsproblemen zu verhelfen. Teamarbeit erfolgt ergebnis- u. prozessorientiert; sie dient der Erhöhung der Effektivität, der Verbesserung der Qualität der Arbeit und der Steigerung der Arbeitsmotivation bei den Mitarbeiter/innen (vgl. S. 220/221).

In einigen Einrichtungen herrschen ernstzunehmende Teamprobleme. Schwierigkeiten der Mitarbeiter(innen) untereinander können zu mangelndem Einsatz, Klatsch und Intrigen führen. Manche Kolleg(innen) machen bewusst das erzieherische Gegenteil und sind unzuverlässig.

Teamprobleme sind nicht gerade förderlich für die Verringerung der Probleme von schwierigen Kindern und Jugendlichen.
Daraus ergibt sich eine erste wichtige Grundforderung, dass sich Mitarbeiter(innen) der Heimerziehung im Sinne einer Verantwortung für die jungen Menschen zu einer guten und ungestört ablaufenden Zusammenarbeit aller verpflichtet fühlen. Was bedeutet dies nun für die tägliche Praxis?

Teamarbeit bedeutet, dass eine Gruppe mit gemeinsamer Aufgabenstellung Projekte erarbeitet, Entscheidungen herbeiführt, gemeinsame Zielvorstellungen entwickelt und deren Erreichung verfolgt. Teamarbeit profitiert von den unterschiedlichen Qualifikationen und Beiträgen der Gruppenmitglieder (vgl. S.221).

Unter den Betreuungspersonen können sich kurzfristig tätige Praktikant(inn)en über nicht ausgebildete- aber vielleicht sehr erfahrende - Erziehungshelfer(innen), Kinderpfleger(innen); Erzieher(innen), Sozialpädagog(inn)en bis hin zu Diplompsycholog(inn)en befinden. Es sind Mitarbeiter(innen) unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Charaktere, Neigungen, Fähigkeiten und Eigenschaften vorhanden, die unterschiedliche Aufgabengebiete mit unterschiedlicher Bezahlung haben. Den Erschwernissen für eine gute Zusammenarbeit stehen aber auch positive Bedingungen gegenüber, denn es sind der Wille und die Voraussetzung zu Besserungen anzutreffen(vgl. S.221/222).


Es sind Vorarbeiten notwendig, um eine gute Teamarbeit zu gewährleisten.
Hierzu gehören: die eindeutige Festlegung der Teamziele, die Klärung der Teamführung, eine effiziente Zeit- und Projektplanung, eine Qualifikationsstruktur und klare Aufgabenverteilungen und ein internes Controllingsystem.

Erst wenn die Mitarbeiter sich die nötigen Qualifikationen in Bezug auf Teamarbeit aneignen und verinnerlichen, ist der deren Verwirklichung möglich.
Teamarbeit stellt einen wichtigen Schutzfaktor gegen das Burn-out Syndrom dar, denn das Team kann Enttäuschungen im Arbeitsalltag auffangen und einen emotionalen Rückhalt bieten (vgl. S. 222)
Die Grundhaltung der Personen im Team bezieht sich grundsätzlich auf die persönliche Bereitschaft, gemeinsam Ziele erreichen zu wollen. Andererseits ergeben sich hieraus unterschiedliche Sichtweisen und Haltungen, die für ein besseres Verständnis hinterfragt werden müssen. Pädagog(inn)en zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf Auseinandersetzungen zunächst emotional und mit Betroffenheit reagieren. Die Folge davon sind Störungen in der Kommunikation, es werden zum Beispiel Themen nicht angesprochen oder regelrecht ausgesessen.

In Teamsitzungen wird vor allem über organisatorische Dinge, Erziehungs- und Hilfeplangespräche sowie über Kinder und Jugendliche gesprochen. Diese Sitzungen finden in der Regel einmal wöchentlich statt, was vielen als nicht ausreichend erscheint. Nur ein Drittel gab an, dass aktuelle Geschehnisse und deren Reflexion im Team thematisiert würden. Instrumente zur Teamreflexion, z.B. die Supervision werden oftmals zu wenig eingesetzt (vgl.S.223)

Ein gelingendes Konfliktmanagement ist nicht nur in der stationären Jugendhilfe, sondern auch in anderen Bereichen Sozialer Arbeit wichtig. Es besteht die Gefahr, dass auf Grund starker Belastungen im Bereich der pädagogischen Aufgaben, die Aufmerksamkeit für die Entwicklung der Arbeitsbeziehungen und Arbeitsstrukturen vernachlässigt wird. Diese Befürchtungen findet durch die Ergebnisse der Befragungen eine Bestätigung. Fragen der Zusammenarbeit im Team sind nur selten Thema in Teamsitzungen. Es fehlt eine kollegiale Streitkultur, die eine Methodenvielfalt in der Zusammenarbeit weiterentwickeln könnte(vgl. S. 223/224).


Die verschiedenen Aspekte der Teamarbeit

Die Teamarbeit im Heim wird geprägt durch: die Emotionalität der Mitarbeiter(innen), die Zuverlässigkeit der Mitarbeiter(innen), die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, die Bereitschaft zur Zusammenarbeit, die differenzierte Zielerarbeitung, die Fragen der Organisation, den Einbezug hauswirtschaftlicher Mitarbeiter(innen) und die fachliche Beratung/Supervision durch Außenstehende.

Teamarbeit im Heim bezieht auf alle Mitarbeiter(innen) einer Einrichtung. Teamprozesse und Gesamtabläufe beeinflussen sich wechselseitig. Die Mitarbeiter(innen)sollten sich untereinander besser kennenlernen, alle Beteiligten sollten eine bessere Information erhalten und es sollte eine bessere, differenziertere Abstimmung und Verfolgung gemeinsamer Ziele realisiert werden (vgl.S.224).


Teamgespräche, Teamsitzungen sind das vordringlichste Instrument, um genannte Qualifikationen zu erreichen und zu realisieren. Sie sollten mindestens einmal pro Woche erfolgen, in Heimen ist eine sinnvolle Aufteilung in Gruppen- und Gesamtteambesprechungen notwendig. In der Regel sind mindestens zwei bis drei Stunden dafür einzuplanen. Durch Teamarbeit können Störungen im Alltagsablauf verringert werden und pädagogische Zielvorstellungen können so schneller in die Tat umgesetzt werden.

Teamgespräche sollten ungestört ablaufen können (vgl. S. 224/225).

Arbeitsaufgabe 11: Erörtern Sie die Notwendigkeit von Teamarbeit in der Heimpädagogik.


Kooperation zwischen Heim und Schule (Seite 225 – 227)

Ein weiterer wesentlicher Lebensort für Kinder ist die Schule. Hier finden wichtige Soziationsprozesse statt und die künftige Lebensperspektive wird mit entschieden. Kinder und Jugendliche die in Heimen wohnen haben vermehrt Schwierigkeiten in der Schule. Für viele von ihnen waren diese Schwierigkeiten wie das permanente Fehlen in der Schule ein Grund für die Heimunterbringung. (vgl. Seite 225 Heimerziehung: Günder)

Die Aufgabe der Institutionen ist das Wohl des Kindes. In den Institutionen sind professionelle Pädagogen beschäftigt. Also kann man daraus schließen, dass das Heim und die Schule gut zusammenarbeiten um die Kinder und Jugendlichen bestmöglich zu fördern. (vgl. S. 225 Heimerziehung: Günder)

Eine Zusammenarbeit zwischen Heim und Schule ist nicht zu erkennen. Es scheint als ob die Institutionen einander vorbei arbeiten. So fragen Schulleiterinnen bei der Einschulung, ob man die Kinder nicht sofort in die Sonderschule einschulen sollte bzw. sagen Lehrerinnen, dass die negativen Verhaltensweisen der Kinder von den Erziehern nur Mangelhaft abgestellt werden oder erst gar nicht.
Die Erzieher sagen dann, dass die Kinder in der Schule einem ständigen Leistungsdruck ausgesetzt sind. So verstehen sie nicht, dass die Kinder für negative Verhaltensweisen Schulbesuchsverbot kriegen bzw. ihnen mit dem Verweis gedroht wird. (vgl. S. 225/ 226 Heimerziehung: Günder)

Schule und Heim entwickeln jeweils nur ein eigenes Konzept bzw. Strategien. Diese werden aber nicht beachtet. Der öffentliche Konsens über die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit von Schule und Heim war noch nie so groß. Besonders fällt es auf, dass die Kinder und Jugendlichen eine Zusammenarbeit einfordern. Trotz aller theoretischen Ansätze ist eine Kooperation nicht möglich, denn die zweckmäßige Kooperation der Institutionen steht nur in der Konzeption der Einrichtungen. (vgl. S.226 Heimerziehung: Günder)

Heimerzieher erleben sich oft als Erfüllungsgehilfe für schulische Forderungen und damit in einer Abhängigkeitssituation. Die Schule ist nur ein kleiner Teil in der Problematik der Heimbewohner. Außerdem ist die Schule nicht abhängig von der Kooperation von den Heimen, andersrum sind die Heime abhängig von der Zusammenarbeit mit der Schule. (vgl. S.226 Heimerziehung: Günder)


Die Hausaufgabensituation ist eine belastende Aufgabe für die Mitarbeiter im Heim, weil die meisten Jugendlichen Probleme in der Schule haben. Diese Belastung wird größer, wenn die Schule die individuellen Probleme der Schüler nicht berücksichtigt. (vgl. S.226/227 Heimerziehung: Günder)

Die Landesjugendämter haben konkrete Empfehlungen für die Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe und Schule erarbeitet. Für den Bereich der stationären Erziehungshilfe lauten diese beispielsweise:

• Bei einer Neuaufnahme haben beide Institutionen eine wechselseitige Informationspflicht
• Die schulischen Einstige neuer Schüler sind gut vorzubereiten, die Schule soll gegebenenfalls integrierende und fördernde Angebote zur Verfügung stellen
• Die stationären Einrichtungen informiert die Schule zeitnah über wichtige Gegebenheiten aus dem außerschulischen Bereich. Um einen kontinuierlichen Informationsaustausch zu gewährleisten, soll das Heim feste Bezugspersonen des jeweiligen jungen Menschen benennen
• Ihrerseits informiert die Schule zeitnah über Unregelmäßigkeiten oder besondere Vorkommnisse. Bei wiederholten Schwierigkeiten „sollten die Schule und die Einrichtung gemeinsam Verfahren erarbeiten, die die Schülerinnen bei der Problemwahrnehmung und -lösung unterstützen“.
• Lehrer und pädagogische Mitarbeiter der Heimeinrichtung sollten sich mehrmals im Jahr treffen, um einerseits konkrete Probleme anzusprechen und andererseits um sich kennenzulernen. (Siehe S. 227, Heimerziehung Günder)

Arbeitsaufgabe 12: Welche Schwierigkeiten können bei der Zusammenarbeit zwischen Schule und Heim entstehen? Nehmen Sie begründet Stellung.