Wichtige Aspekte für das Interview zur Berufsorientierung GOS-U

Schüler und Schülerinnen der GOS-U sollen Informationen zu verschiedenen Berufen recherchieren. Ein Teilaspekt dieser Aufgabenstellung ist die Durchführung eines Interviews. Sie sollten sich aber vor der Durchführung des Interviews mit dem Beruf auseinander setzen und Informationen gesammelt haben.

In diesem Interview sollen Informationen zu dem entsprechenden Beruf von Fachleuten erfragt werden.

 Interviewmethoden

Die Schüler sollen eine Kombination von Fragebogeninterview (=geschlossene und halboffene Fragen) und narrativen Interview (offene Fragen) anwenden.

Fragebogeninterview

Wie der Name schon vermuten lässt, werden bei dieser Interviewart vorbereitete Fragen eingesetzt. Der Interviewpartner beantwortet alle Fragen, die ihm gestellt werden.

Vorteil: der Interviewer lenkt das Gespräch sehr stark und erhält dadurch alle Informationen, die er wünscht.

Nachteil: Durch die starke Lenkung erzählt der Interviewpartner weniger frei und reagiert nur auf die jeweilige Frage. Dadurch entgehen dem Interviewer möglicherweise wichtige Informationen, weil er aus Unkenntnis bestimmte Aspekte gar nicht erst thematisiert hat.

Narratives Interview[1]

Die narrative bzw. erzählende Interviewtechnik  bedient sich im Gegensatz zur Fragebogentechnik nur offener Fragen. Das Ziel ist den Interviewpartner erzählen zu lassen.

Vorteil: Durch die geringe Lenkung erzählt der Interviewpartner sehr frei und thematisiert Aspekte, die dem Interviewer völlig unbekannt waren.

Nachteil: Das Gespräch wird zum großen Teil durch den Interviewpartner und nicht durch den Interviewer geleitet, wichtige Teilfragen fallen womöglich unter den Tisch.

 Eine Kombination beider Interviewtechniken hebt die jeweiligen Nachteile auf.

 Suchen Sie einen Menschen, der genau den Beruf ausübt, für den Sie Informationen recherchieren sollen. Das Beste wäre, wenn Sie dies an Beruforientierungstagen, Ausbildungsmessen oder ähnlichen Veranstaltungen machen können. Bei solchen Veranstaltungen sind viele Berufsgruppen vertreten.

Sollte dies nicht möglich sein, dann müssen Sie mittels Telefonbuch oder Internet   (www.das-telefonbuch.de  oder www.gelbeseiten.de ) Fachleute ausfindig machen, anrufen und einen Gesprächstermin verabreden. Seien Sie dabei freundlich und denken Sie daran, dass Sie jemanden um einen Gefallen bitten!

Seien Sie beim Anruf und beim Interview höflich und dankbar. Sie wollen etwas von Ihrem Gegenüber und nicht umgekehrt. Der Interwiepartner ist immer berechtigt eine Frage nicht zu beantworten. Bitte akzeptieren Sie das ohne nach dem Grund zu fragen.

Führen Sie beim Gesprächstermin zunächst ein Fragebogeninterview durch. Vorher fragen Sie um Erlaubnis, ob Sie das Gespräch mit einem Handy, Diktiergerät oder einem Mp3-Player aufnehmen dürfen. Wenn dies nicht möglich ist,   müssen Sie aufmerksam mitschreiben.

TIPP: Machen Sie sich während des Gesprächs Notizen in Stichworten und sprechen Sie anschließend nach dem Interview  sofort (innerhalb von fünf Minuten!!!) ein Gedächtnis- protokoll auf eines der oben genannten drei Geräte. Mit dieser Methode werden Sie fast nichts vergessen!

Orientieren Sie sich bitte an folgende Fragen:

Fragebogen für das Interview zur Berufsorientierung(am 22. September 08 mit der GOS-U2 des Hermann-Gmeiner-Berufskolleg erarbeitet)

1)      Welche Tätigkeiten bzw. inhaltlichen Schwerpunkte kennzeichnen diesen Beruf? Was genau tun Sie eigentlich?

2)      Gibt es in diesem Beruf besondere Belastungen, die zum Beispiel die Gesundheit oder das Privatleben, beeinträchtigen können?

3)      Welche Arbeitszeiten sind bei Ihrer Tätigkeit üblich?

4)      Warum haben Sie diesen Beruf ausgewählt?

5)      Welche Bereiche, Themen, Inhalte bzw. Fächer lernt man in der entsprechenden Berufsausbildung / Studium kennen?

6)       Wie wird die Ausbildung/ Studium finanziert? Gibt es von einem Betrieb oder staatlichen Stelle Ausbildungsbeihilfe, Bafög oder ähnliches?

7)      Welche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?

8)      Welche Aufstiegschancen gibt es?

9)      Wie sehen die Verdienstmöglichkeiten und sonstigen Leistungen (Urlaub, Weihnachtsgeld, usw.) des Arbeitgebers aus?

10)  Welche positiven und welche negativen Aspekte können Sie bzgl. des Berufes nennen?

11)  Macht Ihnen Ihr Beruf nach längerer Zeit noch Spaß?

12)  Können Sie artverwandte bzw. ähnliche Berufe nennen, auf die man zum Beispiel bei zu wenig vorhandenen Ausbildungsplätzen/ Studienplätzen zurückgreifen kann? Beispiel: (Bäcker - Konditor; Krankenpfleger - Altenpfleger)

ÜBERGANG ZUM NARRATIVEN INTERVIEW

Mit den folgenden Fragen sollen Sie nun den Interviewpartner auffordern möglichst frei zu erzählen und zu plaudern. Unterbrechen Sie so wenig wie möglich!

13)   Welche weiteren, bisher nicht thematisierten Aspekte können Sie uns (mir) erzählen?

14)  Können Sie irgendwelche schönen oder seltsamen Geschichten, die im Zusammenhang mit Ihrer Tätigkeit stehen, erzählen?

Geben Sie zwischendurch und zum Ende dem Interviewpartner eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte, so wie Sie sie verstanden haben. Dadurch können Informationen vom Partner eventuell korrigiert werden.

Bedanken Sie sich am Ende des Interviews für den Zeitaufwand, den der Interviewpartner investiert hat, um Ihre Fragen zu beantworten. Dies ist schließlich nicht selbstverständlich!

Dokumentation und Präsentation

Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Interviews zu dokumentieren, also festzuhalten und anschließend den Mitschülern zu präsentieren:

a) Das Interview wird auf Handy, Diktiergerät, Mp3-Player oder sogar mit einer

DVD-Camera aufgenommen und später ganz oder teilweise den Mitschülern vorgespielt.

Ergänzen Sie unbedingt diese Mitschnitte mit Ihren eigenen Kommentaren und vergleichen Sie die Interview-Informationen mit dem vorher in der Literatur und dem Internet recherchierten Material.

WICHTIG: Bitten Sie vorher den Interviewpartner um Erlaubnis das Gespräch mitschneiden zu dürfen.

und/oder

b) Machen Sie sofort nach dem Gespräch ein Gedächtnisprotokoll, verschriftlichen Sie das Interview und führen Sie es Ihren Mitschülern in Form eines Rollenspiels vor.

Viel Erfolg wünscht Ihnen W. Jung



[1] narrativ [Adj. , o. Steig.] erzählend, in erzählender Form [<mlat. narrativus erzählend“, zu lat. narrare erzählen“]